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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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natürlich nicht. Warum hätte ich erschrecken sollen? Denken Sie etwa, ich hätte noch nie mit einem Mann geschlafen?«
    »Entschuldigen Sie. Gute Nacht.«
    Pawel ging zur Tür und verschwand wieder im Schlafzimmer.
    Natürlich bin ich erschrocken, dachte Nastja, während sie sich unter der dünnen Decke zusammenrollte. Zum ersten Mal bin ich schon beim Mittagessen im Restaurant erschrocken. Du bist ein schrecklicher Mensch, Pawel Sauljak. Guter Gott, ich hoffe, ich kann dich nach Moskau bringen und danach nie wieder sehen!

DRITTES KAPITEL
    Sie konnte tatsächlich die ganze Nacht nicht einschlafen. Nebenan war es vollkommen still, aus Pawels Zimmer drang kein einziger Laut zu Nastja, aber sie war sich sicher, dass er auch nicht schlief. Punkt sechs Uhr stand sie auf und klopfte an seine Tür.
    »Pawel, Zeit aufzustehen.«
    Er erschien fast augenblicklich auf der Schwelle, fast so, als hätte er nicht nur nicht geschlafen, sondern sich nicht einmal ausgezogen für die Nacht.
    »Wir werden auf dem Flughafen frühstücken, das Restaurant ist um diese Zeit noch geschlossen«, sagte sie, während sie ihre Sachen schnell in ihrer Reisetasche verstaute.
    Pawel sagte nichts und ging ins Badezimmer.
    Sie fuhren mit dem Bus zum Flughafen. Nastja hatte der Versuchung widerstanden, ein Taxi zu nehmen. Der Bus war ihr sicherer erschienen. Es war kein Kunststück, auf einer leeren Straße ein Auto anzuhalten und zwei Leuten das Fell zu durchlöchern. Ein Bus bot dafür viel weniger Chancen. Unterwegs sah sie nicht einmal aus dem Fenster, um festzustellen, ob ihre Verfolger in der Nähe waren. Es spielte keine Rolle, denn es hätte sowieso nichts an ihrem Plan geändert. Pawel schwieg während der ganzen Fahrt, und für eine gewisse Zeit gelang es ihr sogar, seine Anwesenheit zu vergessen. Erst als sie die Flugtickets aus ihrer Handtasche hervorholte, traf sie sein fragender Blick, aber er hielt sich zurück und sagte gewohnheitsmäßig nichts.
    Sie checkten ein und gingen zum Gate. Der Warteraum war voller Menschen, es gab keinen Sitzplatz, und sie mussten fast eine Dreiviertelstunde lang stehen, bevor die Stewardess endlich die Tür öffnete und die Passagiere zum Zubringerbus durchgehen ließ. Die ganze Zeit über hatte Sauljak mit geschlossenen Augen dagestanden, gegen die Wand gelehnt, die Arme über der Brust verschränkt, während Nastja unauffällig die Umstehenden beobachtet hatte. An der gegenüberliegenden Wand hatte sie Korotkow entdeckt, und nur wenige Meter von ihr selbst entfernt stand der Mann mit der Wolfspelzmütze. Die Männer aus dem grauen Wolga waren nirgends zu sehen, aber Nastja war sich sicher, dass sie irgendwo in der Nähe waren.
    Sie fuhren mit dem letzten Zubringerbus zum wartenden Flugzeug und betraten als Letzte die Maschine. Nastja stellte mit Befriedigung fest, dass bereits fast alle Passagiere ihre Plätze eingenommen hatten. So konnte sie auf dem Weg zu ihrem Platz im Vorübergehen jedem Einzelnen von ihnen ins Gesicht sehen. Sie hatte absichtlich zwei Plätze in der hintersten Sitzreihe reservieren lassen. Natürlich waren sie alle da. Der Mann im Wolfspelz. Jura Korotkow. Und da waren auch die zwei aus dem Wolga. Keiner fehlte. Es konnte losgehen.
    »Sind sie da?«, fragte Sauljak, als Nastja es sich im Sitz bequem gemacht und sich angeschnallt hatte.
    »Natürlich sind sie da«, sagte sie. »Haben Sie sie nicht gesehen? Ich hatte Sie doch darum gebeten, sich ihre Gesichter zu merken.«
    »Ich habe sie mir sehr gut gemerkt.«
    »Und warum sind sie Ihnen dann hier im Flugzeug nicht aufgefallen?«
    »Aber sie sind mir doch aufgefallen.«
    »Und warum fragen Sie mich dann, ob sie hier sind?«
    »Ich wollte Sie testen.«
    »Alles klar. Ist es Ihnen etwa unheimlich, Pawel Dmitrijewitsch, Ihr Schicksal in die Hand einer Schauspielerin mit krimineller Vergangenheit zu legen?«
    »Es ist unheimlich, wenn man nicht versteht, was ein Mensch tut, dem man sich anvertraut hat.«
    »Fragen Sie ruhig, genieren Sie sich nicht«, riet Nastja ihm fröhlich.
    Nun hatte sie ihn also doch kleingekriegt! So viel Widerstand er auch aufgeboten, sosehr er sich darum bemüht hatte, überlegen und weitsichtig zu wirken, unabhängig von Erklärungen, schließlich war er doch in die Knie gegangen. Ihrer Logik war er nicht gewachsen.
    »Warum fliegen wir nach Jekaterinburg?«
    »Um sie abzuschütteln. In Samara waren wir für sie auf dem Präsentierteller, sie haben jeden unserer Schritte vom Lagertor bis zum Flugzeug

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