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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Aber was hätte er davon gehabt, diese Leute umzubringen? Gar nichts. Sie hatten ihm persönlich nichts getan, er hatte keinen Grund, Rechnungen mit ihnen zu begleichen. Und die Tatsache, dass er selbst Kontakt aufgenommen und seine bezahlten Dienste angeboten hatte, bewies, dass er gesunden Menschenverstand besaß, und ein praktisch denkender, unsentimentaler Mensch war. Nein, Pawel Sauljak stand in keinerlei Beziehung zu alledem.
    Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass fünf von Malkows Leuten nicht mehr am Leben waren. Und man hatte genau diejenigen beseitigt, die die größten Summen für den Wahlkampf zur Verfügung stellten. Hinter Malkow stand ein mächtiges kriminelles Finanzvolumen, das durch den Handel mit Waffen, Drogen und »lebender Ware« erworben worden war. Malkow war nicht der einzige, fast jeder Präsidentschaftskandidat hatte eine mehr oder weniger kriminelle Geldmenge im Rücken. Ob Erdöl oder Gas, Schwerindustrie oder die Banken – jede Interessengruppe verfolgte ihre eigenen Ziele, jede wollte ihren Mann an die Macht bringen, das alles war hinlänglich bekannt.
    Schon zu Zeiten der Sowjetmacht hatte es Leute gegeben, die so genannte Fenster an den Grenzen organisierten und beträchtliche Summen von denen kassierten, die diese Fenster nutzten. Unter den Bedingungen der Mangelwirtschaft blühte die Spekulation, rührige Schwarzhändler verschoben durch die illegalen Schlupflöcher im Zoll alle möglichen Waren zwischen den Staaten des einstigen sozialistischen Lagers, Massenbedarfsgüter wie Kosmetika, Kleidung, technische Geräte und anderes. Zu Beginn der neunziger Jahre kamen die bisher so knappen Konsumgüter ganz legal in die Geschäfte, aber die so genannten Fenster blieben bestehen. Es stellte sich die Frage, wie man sie unter den neuen Bedingungen so Gewinn bringend wie möglich nutzen konnte. Hinter Malkow standen genau jene Leute, die jetzt diese Fenster kontrollierten und über sichere Beziehungen zum Zoll verfügten. Sie waren es auch gewesen, die Verbindung zu Wladimir Wassil-jewitsch Bulatnikow aufgenommen hatten, der ihnen geholfen hatte, die Rahmenbedingungen für ihre Geschäfte zu schaffen. General Bulatnikow hatte natürlich beseitigt werden müssen. Er wusste zu viel. Und Leute, die zu viel wussten, konnte niemand gebrauchen.
    Inzwischen waren von den sieben Leuten, die die Spitze des Unternehmens gebildet hatten, nur noch zwei am Leben. Sergej Ge-orgijewitsch Malkow, der Präsidentschaftskandidat, und ein gewisser Gleb Armenakowitsch Mchitarow, der im Fall von Malkows Wahlsieg Finanzminister werden sollte.
    * * *
    Auf Mchitarow setzte Pawel Garik und Rifinius an. Im Grunde hielt Sauljak nichts von Gemeinschaftsaktionen und war lange Zeit darauf bedacht gewesen, dass die Mitglieder seiner Gruppe sich nicht kennen lernten. Das war besser und ungefährlicher für alle. Es ging nicht nur darum, überflüssige Mitwisserschaft zu vermeiden, sondern auch darum, keine Konkurrenz und Eifersucht aufkommen zu lassen.
    Einmal jedoch hatte sich der Einsatz von zwei Leuten nicht vermeiden lassen. Pawel hatte hin und her überlegt, aber wie er es auch drehte und wendete, eine Person allein hätte diese Aufgabe nicht bewältigen können, und er musste Garik Asaturjan und Karl Rifinius miteinander bekannt machen. Aber das war die einzige Ausnahme von der Regel geblieben.
    Mchitarow lebte in St. Petersburg, er hatte den Kaliningrader Hafen und die Grenze nach Finnland unter seiner Kontrolle. Garik und Karl fuhren mit dem »Roten Pfeil« nach St. Petersburg, in einem Schlafwagenabteil für zwei Personen.
    Die Zugbegleiterin war ein sympathisches Pummelchen mit fröhlichen Augen und appetitlichen Grübchen in den Wangen.
    »Was wünschen die Herren?«, fragte sie. »Tee, Kaffee, belegte Brote, Kekse, Waffeln?«
    »Für mich bitte Tee«, sagte Karl.
    »Für mich bitte auch«, schloss Garik sich mit einem Augenzwinkern an. »Ob die gute Fee vielleicht auch ein Scheibchen Zitrone für mich hätte?«
    »Für einen guten Menschen haben wir alles«, erwiderte die Zugbegleiterin lachend.
    Garik bemerkte mit einem Seitenblick, dass sich der Gesichtsausdruck seines Partners verändert hatte und dieser offenbar zu überprüfen beschlossen hatte, ob das gemeinsame Arbeiten noch funktionierte. Immerhin brauchte man dafür Übung, und die erste und einzige gemeinsame Aktion lag schon so weit zurück . . .
    »Seien Sie so nett und nehmen Sie auch mich in die Kategorie der guten Menschen auf«, sagte

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