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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Halle hinausgegangen, um sich eine Weile hinzusetzen und zu erholen, und irgendein wohlmeinender Mensch hat ihm die Tablette gegeben. Aber keiner von den Gästen weiß etwas davon. Warum?«
    »Weil er die Tablette von jemandem bekommen hat, der nicht zu den Gästen des Empfangs gehörte. Irgendein zufälliger Hotelgast.«
    »Stassow, reiß dich am Riemen«, sagte Nastja empört. »Deine Phantasie geht mit dir durch. Du wirst doch nicht im Ernst glauben, dass an einem Ort, wo zu jedem Gast mindestens ein Bodyguard gehörte, ein zufälliger Hotelgast auftauchen konnte. Jeder Gast musste eine persönliche Einladung vorweisen. Nicht einmal eine Maus hätte durch eine Ritze dieser heiligen Hallen schlüpfen können, wo sich schwerreiche Ölmagnaten und Mafiosi ein Stelldichein gaben.«
    »Vielleicht hast du Recht. Aber wie ist das alles dann zu erklären?«
    »Ich habe keine Ahnung«, seufzte Nastja. »Ich werde darüber nachdenken. Vielleicht kannst du mir ja helfen, du bist schlauer als ich.«
    »Schmeichle dich nicht bei mir ein«, lachte Stassow. »Wie viele Leute waren auf diesem Empfang?«
    »Etwa hundert. Ich weiß, worauf du anspielst, Stassow. Aber das ist unrealistisch. Diese Arbeit kann bei uns nur Mischa Dozenko machen, aber es handelt sich um hundert Personen mit ihren Bodyguards, und er ist allein. Das ist Arbeit für zwei Monate.«
    Stassow schwieg und zwinkerte Nastja nur verschmitzt zu. Die Taktik lag auf der Hand. Sollten die Mitarbeiter der Abteilung zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens ruhig Jurzews Umfeld überprüfen, seine Verbindungen zu kriminellen Kreisen, seine Geschäftspartner und Konkurrenten. Währenddessen würden Gordejews Mitarbeiter in aller Stille ihre konservative Ermittlungsarbeit weiterführen und herauszufinden versuchen, ob ein Fremder auf dem Empfang gesehen wurde. Zwar kannten sich auf Veranstaltungen dieser Art die Leute untereinander bei weitem nicht alle, aber es gab schließlich Ermittlungsbeamte, die ihre Sache verstanden. Besonders solche wie Mischa Dozenko, der berühmt war für seine Kunst der Zeugenbefragung.
    * * *
    Nach zwei Tagen hatte Nastja ihre Erkältung überwunden. Ihre Stimmung wurde sofort besser, und sie stürzte sich Hals über Kopf in die Auswertung der Zeugenaussagen, die inzwischen im Zusammenhang mit Jurzews mysteriösem Tod Vorlagen. In der Abteilung zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens hatte man tatsächlich ein Ermittlerteam gebildet, aber Gordejew hielt Wort, er teilte Selujanow ein und ließ Nastja in Ruhe. Doch diese trügerische Ruhe währte nicht lange.
    »Schon wieder eine prominente Leiche«, verkündete Gordejew, als er Nastjas Büro betrat und sich auf einem freien Stuhl niederließ.
    »Wer ist es diesmal?«
    »Ein hoher Beamter der Generalstaatsanwaltschaft. Er wurde heute Morgen ermordet. Mach dir keine Hoffnungen, das Hauptkomitee wird den Fall nicht übernehmen. Der Mörder wurde am Tatort gefasst.«
    »Und was wollen Sie dann von mir?«, fragte Nastja erstaunt. »Irritiert Sie etwas?«
    »Nicht im Geringsten. Am Tatort waren tausend Augenzeugen. Der Mörder hat das Opfer direkt vor dessen Haustür erschossen. Am helllichten Tag, unter den Augen der entsetzten Passanten. Aber er kann nicht erklären, warum er es getan hat.«
    »Ein Verrückter? Oder tut er nur so, als sei er verrückt?«
    »Das werden die Ärzte herausfinden. Aber ich möchte, dass du ihn mal im Zusammenhang mit anderen unaufgeklärten Mordfällen unter die Lupe nimmst und herausfindest, woher er die Waffe hatte.«
    »Was sagt er denn? Dass er sie gefunden oder per Post zugestellt bekommen hat? «
    »Das ist es ja, Kindchen. Er sagt überhaupt nichts Sinnvolles, sondern redet nur wirres Zeug.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Er sagt zum Beispiel, dass er den Revolver seinem Nachbarn gestohlen hat.«
    »Und wer ist der Nachbar?«
    »Ausgerechnet ein Mitarbeiter der Miliz. Aber ihm wurde nie ein Revolver gestohlen.«
    »Ist das sicher, oder lügt er vielleicht?«
    »Vielleicht lügt er. Ich habe Korotkow zu ihm geschickt, damit er ihn sich mal anschaut, und dich möchte ich bitten, dich ein wenig mit der Persönlichkeit dieses schießwütigen Psychopathen zu befassen. Wir haben in Moskau Dutzende solcher Mordfälle. Vielleicht lassen sich irgendwelche Zusammenhänge hersteilen. Wenn er wirklich verrückt ist, ist das vielleicht bei weitem nicht seine erste Heldentat. Und dann brauchen wir uns nicht zu wundern, dass die Mordfälle unaufgeklärt geblieben

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