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Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Titel: Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Nastja ein. »Sieh dich um, wenn du was Passendes entdeckst, essen wir dort.«
    Sie hielten vor einem Kiosk, nahmen jeder ein Stück heiße Pizza und verkrochen sich vor dem Regen wieder im Auto.
    »Hör mal«, sagte Nastja plötzlich, »wir sollten Smulow anrufen und ihn nach diesem Schalisko fragen. Vielleicht kann er uns was Interessantes erzählen?«
    Korotkow sah wehmütig aus dem Fenster. Der Regen war stärker geworden und prasselte aufs Pflaster. Was für eine Hundearbeit, dachte er gewohnheitsmäßig und ohne Wut, keiner interessiert sich dafür, wann du das letzte Mal was gegessen, wie viele Stunden du im letzten Monat geschlafen hast und ob die Kopfschmerztabletten dir helfen. Und wenn du ein Magengeschwür hast, dir von der ständigen Anspannung und dem Schlafmangel dauernd der Kopf wehtut und keine Medikamente dir mehr helfen, dann ist das dein Problem, nur deins. Genau wie die ständig steigenden Benzinpreise, die ewig undichten Schuhe und die nach Urin und Krankheit stinkende Höhle, hochtrabend als »Zweizimmerwohnung im Plattenbau« bezeichnet, mit winzigem Bad und ohne Fahrstuhl. Alles dein Problem, das dir niemand abnimmt, nicht der Staat, nicht deine eigenen Chefs.
    Offenbar war Juras Miene äußerst viel sagend, denn Nastja setzte hinzu:
    »Bleib ruhig sitzen, ich geh anrufen. Da drüben ist eine Telefonzelle, einen Chip hab ich.«
    Jura lächelte dankbar. Nastja ging telefonieren, und offenbar hatte sie Smulow erreicht, denn sie telefonierte ziemlich lange. Korotkow nickte in der Wärme sogar ein wenig ein und wachte erst wieder auf, als Nastja die Tür zuschlug.
    »Sehr interessant, Jura. Smulow kennt diesen Schalisko. Er hat mal bei Sirius gearbeitet, als Beleuchtungsassistent, und nebenbei ein Abendstudium an der Filmhochschule gemacht. Er war unglücklich verliebt in Alina. Eine Zeit lang war sie sogar nett zu ihm, aber als dann Smulow auftauchte, hat sie ihn in die Wüste geschickt. Der arme Schalisko konnte nicht begreifen, dass er abserviert wurde, hat ihr Blumen geschenkt, Briefchen geschrieben, Geschenke gemacht. Er ließ ihr keine Ruhe. Rief ständig an, selbst wenn sie Moskau verließ. Manchmal ist er ihr sogar hinterhergereist. Smulow weiß, dass Alina dem Sicherheitsdienst immer einen Zettel mit Schaliskos Namen gab, damit er nicht ihre Telefonnummer bekam. Sie nannte ihn einen aufdringlichen Verehrer. Smulow jedenfalls nahm ihn nicht weiter ernst, keine Rede von Eifersucht. Übrigens, dieser hoffnungslos Verliebte arbeitet inzwischen seit drei Jahren in der Redaktion von ›Kino‹, hat aber nicht von Alina abgelassen. Das ist wahre Liebe, was?«
    »Wahrscheinlich ist dieser Schalisko ein komischer Brillenträger«, erwiderte Korotkow, während er auf den Sadowoje-Ring abbog. »Du weißt schon, so ein typischer unglücklich Verliebter, ein magerer, hässlicher Intellektueller mit krummem Rücken. So einen als Mörder zu verdächtigen ist doch albern, findest du nicht?«
    »Nein, das finde ich nicht«, erwiderte Nastja scharf. »Erstens, denk dran, Alina war anfangs nett zu ihm, hat ihm also Hoffnungen gemacht, und zwar durchaus reale. Er ist also kein unglücklich Verliebter, sondern ein abgewiesener Geliebter, und das ist etwas ganz anderes. Und zweitens, gerade solche mageren, bebrillten Intellektuellen entpuppen sich sehr oft als die raffiniertesten Verbrecher. Verpass die Kreuzung nicht. Die Sretenka ist eine Einbahnstraße, du musst an der Ampel abbiegen, dann fahren wir durch die Gassen.«
    »Hat Selujanow dich so genau instruiert?« Jura lachte und bremste vor der Ampel.
    Sie fanden die Redaktion auf Anhieb, Kolja Selujanow hatte tatsächlich alles sehr gut beschrieben und Nastja genaue Orientierungspunkte gegeben. Unten saß eine nette alte Frau, die sie passieren ließ, ohne ihnen eine einzige Frage zu stellen oder ihren Ausweis zu verlangen. Im ersten Stock fanden sie rasch Zimmer 203, in dem sich laut Selujanow Pawel Schaliskos Arbeitsplatz befand. Das Zimmer war voller Leute, Lärm und Zigarettenqualm. Nastja berührte ein junges Mädchen, das der Tür am nächsten stand, am Ellbogen.
    »Entschuldigung, wir wollen zu Schalisko«, sagte sie leise.
    »Pawel!«, rief das Mädchen so laut, dass Nastja zusammenzuckte. »Pawel! Besuch für dich!«
    Aus dem Nebel löste sich ein Mann und kam auf sie zu.
    »Sie wollen zu mir?«
    Korotkow beschlich ein ungutes Gefühl. Nastja und er hatten sich offenkundig geirrt. Schalisko war ein breitschultriger, gut aussehender Mann mit

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