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Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Titel: Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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festhalten. Aber wenn nicht, dann müssen wir schnell überlegen, was das bedeutet. Dann lässt Gmyrja ihn vielleicht gegen Revers wieder frei. Verstehst du, wenn sich herausstellt, dass er dieses Heft nicht angefasst hat, gibt es keinen Grund, ihn einzusperren.«
    »Was regst du dich so auf?«, murmelte Subow mürrisch, während er das Tagebuch untersuchte. »Ist doch nicht weiter schlimm. Kommt doch oft vor, dass einer festgenommen und dann wieder freigelassen wird. C’est la vie. Da bist du nicht die Erste und nicht die Letzte. Sitzt er eben ein paar Tage in der Zelle, denkt über die Vergänglichkeit des irdischen Daseins nach, ist auch mal ganz nützlich. Was ist los, Nastja? Hast du etwa Angst vorm Untersuchungsführer?«
    »Vor dem auch«, bekannte Nastja. »Aber vor allem natürlich vor Knüppelchen. Vor ihm schäme ich mich.«
    »Ah! Das ist richtig«, knurrte der Kriminaltechniker. »Angst haben ist eine Schande. Aber sich schämen, das ist nützlich. Das reinigt die Seele. Nun dränge mich nicht so, Kamenskaja, scher dich in dein Büro.«
    »Na klar. Und kaum bin ich über die Schwelle, lässt du dich ablenken, ich kenne dich doch. Olesga, für mich ist jede Minute kostbar.«
    »Lass mich in Ruhe. Ich hab doch gesagt, ich kümmere mich darum. Verschwinde, steh mir nicht in der Sonne.«
    Nastja ging in ihr Büro, lauschte unruhig auf die Schritte im Flur und zuckte jedes Mal zusammen, wenn die Tür des Nachbarraums zuschlug, wo Gmyrja und Korotkow Pawel Schalisko ausquetschten. Gegen sieben Uhr abends kam endlich der total erschöpfte Korotkow zu ihr herein.
    »Fertig«, seufzte er, setzte sich auf den Stuhl vorm Fenster und presste die Hände gegen die Schläfen. »Wir haben ihn gegen Revers entlassen. Seine Fingerabdrücke sind nicht drauf. Der Umschlag wurde sorgfältig abgewischt, und drinnen sind nur Alinas Fingerabdrücke. Weiß der Teufel, was das bedeutet.«
    »Aber dass der Umschlag abgewischt wurde, beweist doch nicht, dass er das Tagebuch nicht genommen hat. Eher das Gegenteil, finde ich«, sagte Nastja vorsichtig.
    »Findest du, findest du«, äffte Korotkow sie nach. »Und ich finde, ein Tagebuch klaut man nur, wenn etwas Unangenehmes über einen drinsteht. Ob das so ist, erfährst du aber nur, wenn du es gelesen hast. Und wenn Schalisko es gelesen hätte, müssten seine Fingerabdrücke darin sein. Sind sie aber nicht.«
    »Stimmt«, bestätigte Nastja nachdenklich. »Aber vielleicht war er beim Lesen nur sehr vorsichtig und hat darauf geachtet, keine Spuren zu hinterlassen – den Umschlag hat er ja auch nicht mit bloßen Händen angefasst. Na schön, das sind alles Vermutungen. Wir müssen einfach das Tagebuch lesen, dann wird alles klär. Wo ist es eigentlich?«
    »Das hat Gmyrja mitgenommen. Er hat gesagt, er will es vorm Einschlafen lesen, statt Märchen. Aber weißt du, Nastja, dieser Schalisko sieht nicht aus wie ein Mörder. Er ist sauer, gereizt, verärgert, aber er hat keine Angst. Entweder ist er ein begnadeter Schauspieler, oder er hält das Ganze wirklich für ein Missverständnis.«
    »Na, vielleicht ist er ja ein Schauspieler.« Nastja seufzte. »Vielleicht sogar ein ganz großer.«
    Als Nastja nun zu Hause saß und Alina Wasnis auf dem Bildschirm beobachtete, kehrte sie in Gedanken immer wieder zu ihrem Tagebuch und zu Pawel Schalisko zurück.
    Auf der ersten Kassette, die sie sich ansah, war der viel zitierte »Troubadour«. Nastja erinnerte sich noch gut an Alinas Aufzeichnungen zur Rolle der alten Zigeunerin Azucena und verfolgte neugierig, wie Alinas Ideen szenisch umgesetzt waren. Ja, sie war hartnäckig, sie war kein Jota abgewichen von dem, was sie Degtjar in ihrem »Aufsatz« geschrieben hatte. Jedes Mal, wenn die alte Zigeunerin daran dachte, wie sie sich für die Hinrichtung ihrer Mutter rächen wollte, erschien auf dem Gesicht der Schauspielerin ein verträumter Ausdruck, der an Lust grenzte. Und als Azucena von ihrem verhängnisvollen Irrtum sprach, standen in ihren Augen nicht Entsetzen und Verzweiflung, sondern offene Bosheit. Die Szenen ohne Alina überging Nastja, sodass sie mit dem »Troubadour« relativ schnell fertig war.
    Als Nächstes sah sie sich einen Film von Smulow an. Ein gut gemachter Krimi mit Elementen von Mystik, für die es am Ende allerdings eine durchaus irdische Erklärung gab. Ein sehr guter Film, fand sie und wunderte sich, dass Smulow sich als »ausgebrannt« bezeichnet hatte. Eine Szene weckte ihr besonderes Interesse. »Liebst du mich?«,

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