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Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Titel: Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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während er die Fächer des Einbauschranks im Flur durchsuchte.
    »Da sind Smulows Filme drauf, auch die, in denen Alina mitgespielt hat. Ich will sie mir mal ansehen, vielleicht fällt mir dabei ja was ein.«
    »Was soll dir denn bei diesen Filmen schon einfallen?«, reagierte der Untersuchungsführer spöttisch. »Ist doch purer Blödsinn.«
    »Also kann ich sie mitnehmen?«
    »Von mir aus, aber gib sie hinterher Smulow oder den Angehörigen der Wasnis zurück. Diese nette Familie bringt sich glatt wegen einer leeren Konservenbüchse um.«
    »Das ist Ihnen auch aufgefallen?«, meldete sich Korotkow.
    »Und ob. Das steht ihnen ja ins Gesicht geschrieben, das sieht doch ein Blinder. Als ich den alten Wasnis das erste Mal vernommen habe, das war gleich am Samstag, da hat er sich nicht nach seiner ermordeten Tochter erkundigt, sondern danach, wann er die Erbschaft antreten kann. Er hat dauernd gefragt, ob in Alinas Wohnung noch jemand gemeldet ist, der ihn daran hindern könnte, darüber zu verfügen. Aber vielleicht darf man ihn nicht verurteilen, er hat mit seinem kleinen Gehalt drei Kinder großgezogen und wahrscheinlich in seinem Leben ziemliche Armut kennen gelernt. Na, was ist, Kinder, machen wir Schluss? Der Fakir war betrunken, der Zaubertrick hat nicht geklappt?«
    Korotkow atmete erleichtert auf. Gmyrja war nicht sauer, dass er für nichts und wieder nichts in aller Herrgottsfrühe hatte aufstehen müssen. Boris Vitaljewitsch war mit seinen sechsundvierzig kein Langweiler, er besaß Humor und erinnerte sich noch gut an die Zeit, da er selbst bei der Kriminalpolizei gearbeitet hatte. Er war zwar kein Geistesriese, aber dafür hatten es die Kripobeamten leicht mit ihm. In dieser Hinsicht war Gmyrja das Gegenteil von Untersuchungsführer Olschanskij, mit dem Nastja am liebsten zusammenarbeitete. Olschanskij hatte einen unerträglichen Charakter, Kriminalisten wie Techniker fürchteten ihn und hassten ihn insgeheim, wenngleich sie seine hohe Professionalität anerkannten. Dafür war Olschanskij erstens klug und zweitens mutig, was er durch sein Äußeres allerdings erfolgreich kaschierte: Er wirkte wie ein verwahrloster Trottel. Ach, Olschanskij an Gmyrjas Stelle würde sich jetzt an Nastjas Idee festbeißen, dass jemand, der so verschlossen und einsam war wie Alina Wasnis, unbedingt eine Art Ventil gehabt haben musste, sei es eine sorgfältig geheim gehaltene Freundin oder ein Tagebuch. Oder ein nicht weniger sorgfältig geheim gehaltener Liebhaber. Aber das war Olschanskij, nicht Gmyrja. Gmyrja hielt nichts von psychologischen Hypothesen, er wollte handfeste Fakten: Zeugenaussagen, Gegenstände, Dokumente, Spuren. Etwas, das man sehen, hören, anfassen und festhalten konnte. Nicht irgendetwas Vages, wenig Beweiskräftiges.
    »Wir haben noch einen weiteren Verdächtigen, Boris Vitaljewitsch«, sagte Nastja, während sie ihre Jacke anzog und ein gutes Dutzend Videokassetten in ihre geräumige Sporttasche stopfte. »Wenn Sie es nicht sehr eilig haben, dann . . .«
    »Ich habe es sehr eilig.« Gmyrja sah auf die Uhr. »Ich habe für zehn Uhr dreißig Leute bestellt. Was wolltest du denn?«
    »Ich dachte, Sie könnten mit uns zusammen zu ihm fahren, es sei denn, er ist abgehauen.«
    »Darum brauchst du gar nicht erst zu bitten, meine Zeit ist knapp. Erledigt das selbst, wenn nötig, komme ich später dazu.«
    »Dann warten Sie bitte noch zwei Minuten, ich muss schnell telefonieren.«
    »Kolja? Ich bin’s. Was ist mit Schalisko? Schieß los, ich merk’s mir. Aha. Aha. Wo ist das? In der Sretenka? Weit weg von der Metro? Ja, okay, danke. Willst du zufällig was von Korotkow? Er steht nämlich gerade neben mir. Ich geb ihn dir.«
    Sie reichte Korotkow den Hörer.
    »Hier, lad dich bei ihm zum Übernachten ein, solange er für heute Abend noch keine romantischen Pläne hat.«
    Jura lachte und zwinkerte Nastja zu.
    »Ach, du meine Duenja! Was würde ich bloß ohne dich machen?«
    Sie fuhren zusammen hinunter. Gmyrja eilte, die Aktentasche schwenkend, zur Metro, Nastja und Korotkow stiegen ins Auto.
    »Unser Schalisko wohnt in Tschertanowo und arbeitet in der Redaktion der Zeitschrift ›Kino‹ irgendwo in der Sretenka. Bei ihm zu Hause geht keiner ans Telefon, in der Redaktion heißt es, er müsse jeden Augenblick kommen. Fahren wir?«
    »Okay.« Korotkow seufzte. »Nur erst was essen, ja? Ich bin kurz nach sechs aus dem Haus, hab nur einen Kaffee in mich reingeschüttet, sonst nichts.«
    »In Ordnung«, willigte

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