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Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Titel: Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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glaubt, kann ich es euch zeigen. Ich habe mir die ganze Nacht Smulows unsterbliche Werke angesehen. Wozu diese Lüge? Habt ihr dafür eine einleuchtende Erklärung?«
    »Du hast doch offenbar schon eine«, bemerkte Stassow. »Stimmt’s?«
    Nastja nickte. »Stimmt. Smulow hat ein Porträt post mortem von Alina geschaffen. Eigens für uns, und zwar so, dass wir möglichst viele Leute verdächtigen, sie getötet zu haben. Er selbst hat uns auf die Semenzowa, auf Xenija und Charitonow gelenkt. Er und kein anderer hat behauptet, Alinas älterer Bruder habe einen Anteil an den Brillanten der Mutter verlangt. Denn soweit ich mich erinnere, hat Inga Wasnis das nicht bestätigt. Ja, er war unzufrieden mit der Entscheidung des alten Wasnis, hat aber laut Inga keinerlei Ansprüche oder Forderungen erhoben. Zumindest haben wir dafür keine Anhaltspunkte, sondern wieder nur Smulows Aussage. Und noch eins. Schalisko. Zwei Möglichkeiten: Entweder Pawel lügt, oder er lügt nicht. Wenn er lügt, wenn er wirklich in Alina verliebt war und sie verfolgt hat, kann Smulow das unmöglich ignoriert haben, nicht eifersüchtig gewesen sein. Das ist ganz natürlich. Und was erzählt uns Smulow? Dass Alina ihm in den vier Jahren nicht den geringsten Grund zur Eifersucht gegeben hat. Das geht nicht auf. Die andere Variante: Schalisko sagt die Wahrheit. Dann muss Smulow gewusst haben, dass die ganzen Aufmerksamkeiten, die Blumen und Anrufe nur Schein waren, ein harmloses Spiel für Alinas Image als Star mit einem treuen Verehrer. Warum hat er uns das dann nicht gesagt? In beiden Fällen hat Smulow uns also die Unwahrheit gesagt. Warum? Um uns einen weiteren Verdächtigen unterzuschieben, Pawel Schalisko.«
    »Warte mal, und das Tagebuch?«, fragte Korotkow verwundert. »Das haben wir doch bei Schalisko gefunden.«
    »Na und? Wenn schon. Wir sind ungehindert in die Redaktion gegangen, haben mühelos das Zimmer gefunden, in dem Schaliskos Schreibtisch steht, und hätten wir nicht nach ihm gefragt, wären wir gar nicht bemerkt worden. Ich habe mich erkundigt, das Zimmer wird nur nachts abgeschlossen, wenn alle nach Hause gehen. Und der Schreibtisch, wie du dich erinnerst, steht gleich an der Tür. Da kann jederzeit jeder rein, rausholen oder reinlegen, was immer er will, und keiner sagt ein Wort, die Tür steht den ganzen Tag sperrangelweit offen, selbst wenn niemand im Zimmer ist.«
    »Du willst sagen, das Tagebuch hat Smulow ihm untergeschoben?«, vergewisserte sich Stassow, dem alles, was Nastja erzählte, tatsächlich langsam verrückt vorkam.
    »Ich will sagen, es ist durchaus möglich, dass Schalisko mit dem Tagebuch nichts zu tun hat. Mehr noch: Weil ich ziemlich dreist bin, besonders, wenn’s so brennt wie heute, habe ich schon Gmyrja angerufen und ihn gefragt, was in Alinas Tagebuch steht. Ein paar Stellen habe ich mir sogar von ihm diktieren lassen. Zum Beispiel Folgendes: »Pawel ist doch ein sehr lieber Mensch. Ich will ihm Geld geben für die prächtigen Rosen, die er mir immer vor den Augen des staunenden Publikums schenkt, und er lehnt jedes Mal ab. Es ist mir peinlich, dass er so viel Geld ausgibt, aber er lacht nur darüber. Ich habe mit Andrej darüber gesprochen, und er gibt mir Recht, dass es nicht richtig ist, Pawel für unsere Idee bezahlen zu lassen, schließlich ziehe ich daraus Nutzen, nicht er. Andrej hat gesagt, das nächste Mal werde er ihm das Geld für die Blumen geben, das wäre anständig, und ich wäre beruhigte Na, was sagt ihr dazu, meine Lieben? Also hat Smulow sehr wohl gewusst, dass Schalisko nicht unglücklich verliebt war in Alina, sie keineswegs verfolgt und mit Anrufen tyrannisiert hat. Dieses Tagebuch enthält nichts, weswegen Pawel es gestohlen und in seinem Schreibtisch versteckt haben sollte. Fazit: Wir haben sechs Verdächtige – sechs! – und sie alle stehen unter Verdacht, weil Smulow sie uns serviert hat. So. Das war alles, was ich sagen wollte. Und nun überzeugt mich, dass ich übergeschnappt bin, dann werde ich in Ruhe Weiterarbeiten. Also los, Jungs, macht mich fertig.«
    Am Tisch herrschte Schweigen. Stassow trank seinen inzwischen kalten Kaffee aus und überlegte, dass es nicht so leicht war, Argumente zu finden, die das Gehörte widerlegten. Aber er musste welche finden, sonst . . . Was sonst? Müsste er sich mit dem Unerklärlichen abfinden? Smulow konnte Alina Wasnis nicht getötet haben. Das wäre doch glatter Selbstmord gewesen, der Ruin seines besten Films, das Ende seiner Karriere

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