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Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Titel: Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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guter Mann, hatte nicht getrunken, war nicht fremdgegangen. Nur eben ein bisschen sonderbar. Sie wollten heiraten, schafften sich zusammen Sachen an: einen teuren Fernseher, einen Videorecorder, was hatte man hier in der Taiga sonst schon für Abwechslung. Mehrmals waren sie zusammen in Krasnojarsk, hatten Raissa von Kopf bis Fuß eingekleidet, auch ihm was zum Anziehen gekauft und Alkoholvorräte für die Hochzeit angelegt.
    Eines Tages Anfang Juni sagte Woloschin zu Raissa, er müsse wegfahren. Er habe in Moskau was zu erledigen, und solange er das nicht getan habe, könne von Hochzeit nicht die Rede sein. Wie hatte sie ihn angefleht, nicht zu fahren, geweint – vergebens. Er tat, was er gesagt hatte. Packte seine Sachen und fuhr weg.
    »Hat er alle Sachen mitgenommen?«, fragte Selujanow.
    »Nein, nicht doch. Nur für unterwegs. Seine Mutter lebt doch in Moskau, und seine Schwester auch, er hatte da also eine Bleibe. War ja auch nur für zwei Wochen. Nicht länger, hat er versprochen. Und nun . . .«
    Sie wollte wieder weinen, aber Kolja lenkte sie rasch mit einer neuen Frage ab:
    »Sagen Sie, Raissa, verdienen Sie viel auf Ihrer Baustelle?«
    »Wir können nicht klagen.« Sie wischte sich die Augen und schniefte. »Ich bin Meister, ich hab natürlich mehr als Viktor. Er war ja Hilfsarbeiter.«
    »Und das hat ihn nicht gestört, dass er Ihnen auf der Tasche lag? Von wessen Geld haben Sie denn die teuren Sachen gekauft?«
    »Na, von seinem!«
    Raissa war so erstaunt über Selujanows Vermutung, dass irgendjemand ihr auf der Tasche liegen könnte, dass sie das Weinen ganz vergaß.
    »Wie, von seinem? Von seinem Hilfsarbeitergehalt?«
    »Aber nein! Er hat alle drei Monate aus Moskau Geld bekommen. Viktor hat erzählt, er hätte einem Freund eine große Summe geliehen, und die zahlte der nun alle drei Monate in Raten ab. Viktor bekam regelmäßig per Postanweisung Geld geschickt.«
    »Wie groß waren denn die Raten?«
    »Wissen Sie, auf den Postanweisungen standen immer irgendwie krumme Beträge. Viktor hat gesagt, sein Freund zahlt ihm fünfhundert Dollar in Rubeln, zum aktuellen Wechselkurs.«
    »Wahnsinn!« Selujanow lachte. »Wo nehme ich einen Freund her, der mir alle drei Monate fünfhundert Dollar schickt? Raissa, haben Sie die Auszahlungsbelege vielleicht aufgehoben?«
    »Hab ich.« Sie seufzte. »Viktor wollte sie wegwerfen, aber das habe ich nicht zugelassen.«
    »Wieso? Wozu solchen Müll aufheben?«
    »Nicht doch!« Raissa war aufrichtig entrüstet. »Das waren doch Schulden. Wie soll man sich denn merken, wie viel er geschickt hat? Da kann man sich doch leicht verrechnen. Nein, nein.«
    »Na ja, da haben Sie Recht«, stimmte Selujanow ihr zu. »Geben Sie mir bitte die Belege, mal sehen, wer dieser Freund von Viktor ist.«
    »Sie meinen, er hat ihn . . .? Weil er seine Schulden nicht zurückzahlen wollte?«
    »Wer weiß? Kommt alles vor im Leben«, bemerkte Selujanow philosophisch. »Und zeigen Sie mir auch gleich seine Sachen.«
    Raissa ging ins Nebenzimmer und kehrte bald darauf zurück, in der Hand sechs Zahlungsbelege von Postanweisungen. Wirklich lauter »krumme« Beträge. Selujanow rechnete im Kopf nach – tatsächlich, immer fünfhundert Dollar. Nicht schlecht, wie dieser Woloschin das arrangiert hatte, zumal, wenn man bedachte, dass er garantiert niemandem Geld geliehen hatte, jedenfalls nicht von dem, was er in Moskau verdient hatte. Höchstens gestohlenes . . . Sie mussten sich alle unaufgeklärten Diebstähle und Raubüberfälle aus der Zeit vor seiner überstürzten Flucht aus der Hauptstadt ansehen. Vielleicht war das Geheimnis seiner Ermordung Ärger mit einem Komplizen? Und hatte mit Nastjas Schauspielerin überhaupt nichts zu tun?
    Selujanow öffnete den Kleiderschrank und sah Woloschins Kleidungsstücke durch. Ein Anzug, ein Halbpelz, eine Lammfelljacke, ein teurer englischer Trenchcoat, zwei Jeans, mehrere gute Hemden. Für alle Fälle untersuchte er auch die Taschen – nichts, keine Zettel, keine vergessenen Briefe oder Telegramme.
    »Sagen Sie, Raissa, hat Viktor gelesen?«
    »Aber ja, das hat er. Und weil es hier keine Bibliothek gibt, ist er immer in die Kreisstadt gefahren und hat sich Bücher gekauft. Da stehen sie alle.«
    Sie zeigte auf ein Bücherregal, das über einem breiten Doppelbett hing. Selujanow nahm ein Buch nach dem anderen heraus und blätterte sie rasch durch.
    »Was suchen Sie denn?«, fragte Raissa schließlich. »Sagen Sie es mir ruhig, vielleicht weiß ich, wo

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