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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes
Autoren: Alexandra Marinina
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murmelte sie. »Wie ist dieser Anhänger in Larissas Besitz gekommen?«
    »Es gibt zwei Möglichkeiten«, erwiderte Jura schulterzuckend. »Entweder hat Larissa Michajlowna die unglückselige Schirokowa mit eigenen Händen erwürgt, oder sie hat den Anhänger aus irgendeinem Grund an sich genommen . . .«
    »Oder beide wurden von ein und demselben Täter ermordet«, fügte Nastja hinzu. »Larissa hat diesen Anhänger kurz vor ihrem Tod bei dem Täter gefunden und in ihre Rocktasche gesteckt. Aber was kann sie zu ihrem Mörder geführt haben? Woher kannte sie ihn?«
    »Darauf kommt es jetzt nicht an«, konstatierte Korotkow missmutig. »Auf diese Fragen finden wir im Moment sowieso keine Antwort. Wir wissen nur eines mit Sicherheit: Larissa wurde nicht von Derbyschew ermordet.«
    Olschanskij trat an die beiden heran und reichte ihnen einen Schlüsselbund, den man in Larissas Handtasche gefunden hatte.
    »Ihr vertut hier nur eure Zeit, geht lieber zu den Tomtschaks in die Wohnung, vielleicht findet ihr dort etwas. Aber seid vorsichtig, nichts anfassen oder bewegen. Wenn wir hier fertig sind, kommen wir nach. Und gib den Anhänger lieber mir, bei mir ist er sicherer.«
    Nastja überließ das silberne Schmuckstück dem Untersuchungsführer und machte sich mit Jura Korotkow auf den Weg.
    »Wo ist eigentlich Larissas Mann?«, erkundigte sich Jura. »Immer noch auf der Datscha?«
    »Sieht so aus. Jedenfalls hat morgens in der Wohnung der Tomtschaks niemand das Telefon abgenommen. Es lief der Anrufbeantworter. Weißt du den Weg?«
    »Aber sicher. Dieses Haus dort, das erste hinter der Kreuzung.«
    Sie schlossen die Wohnungstür auf, blieben auf der Schwelle stehen und betrachteten aufmerksam den Fußboden im Flur. Hätten sie irgendwelche sichtbare Spuren entdeckt, hätten sie die Wohnung nicht betreten, sondern auf das Eintreffen des Gutachters gewartet. Doch es waren keinerlei Spuren zu sehen. Am Eingang lag ein dunkelbrauner Teppichvorleger, auf dem man ganz offensichtlich seine Straßenschuhe zurücklassen sollte, um die Wohnung barfuß oder in Hausschuhen zu betreten. Neben dem Vorleger standen zwei Paar Hausschuhe. Das größere Paar gehörte offenbar dem Hausherrn, das kleinere Larissa. Beide Paare waren sorgfältig neben dem Vorleger abgestellt. Demnach hatte Larissa ohne alle Hast und Eile die Wohnung verlassen. Alles war ordentlich und sauber, kein einziges Stäubchen auf den Möbeln.
    »Lass uns den Anrufbeantworter abhören«, sagte Nastja, zog ihre Turnschuhe aus und ging auf Zehenspitzen weiter. »Dann erfahren wir vielleicht, wann Larissa das Haus verlassen hat.«
    Auf dem Display des Anrufbeantworters leuchteten die Ziffern null und vier, was bedeutete, dass Larissa in ihrer Abwesenheit vier Anrufe erhalten hatte. Nastja drückte auf den Knopf »Nachricht«.
    »Larissa Michajlowna, hier spricht die Mutter von Gera Solotowskij. Er ist heute wieder unruhig, und ich wollte Ihren Rat einholen. Vielleicht sollte man vorläufig auf das Medikament verzichten, das Sie ihm neulich verschrieben haben. Ich rufe morgen früh noch einmal an.«
    »Lara, hier ist Anna. Gena hat gesagt, dass Slawa bald wieder nach Moskau zurückkommt. Wenn das stimmt, möchten wir euch für Samstag zum Essen einladen. Ruf mich bitte an und sag mir, was du dazu meinst. Umarmung.«
    »Kind, warum bist du so spät nicht zu Hause?«, fragte eine greisenhafte, krächzende Stimme. »Es ist schon elf, ich mache mir Sorgen um dich. Ruf mich unbedingt an, wenn du nach Hause kommst, vorher werde ich kein Auge zutun können.«
    »Guten Tag, Wjatscheslaw Petrowitsch, hier spricht die Kripo. Wenn Sie zu Hause sind, nehmen Sie bitte den Hörer ab. Es geht um Ihre Frau.«
    Nastja erkannte ihre eigene Stimme und musste unwillkürlich lachen. Ihre Stimme klang ganz anders, als sie sie selbst hörte, wenn sie sprach. Wahrscheinlich hallte die eigene Stimme beim Sprechen unter der Schädeldecke wider und kam entstellt im Gehörgang an.
    Nach jeder Nachricht teilte eine elektronische Stimme die Eingangszeit des Anrufs mit. Nastja erinnerte sich an den drei Jahre zurückliegenden Mord an der trunksüchtigen Prostituierten Vika Jeremina. Der Anrufbeantworter hatte eine große Rolle bei der Aufklärung des Falles gespielt, aber damals gab es noch keine elektronischen Zeitansagen, und Nastja hatte in mühsamer Kleinarbeit nach den Daten und Uhrzeiten der eingegangenen Anrufe forschen müssen. Man sagte, dass der technische Fortschritt den Tätern dabei half, Spuren
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