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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes
Autoren: Alexandra Marinina
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Zeitpunkt des Todes festzustellen. Es stellte sich heraus, dass Larissa Tomtschak nicht an Ort und Stelle gestorben war, sondern lange bevor man sie hierher gebracht und unter den Torbogen gelegt hatte. Nach der Schätzung des Gerichtsmediziners war der Tod vor etwa elf Stunden eingetreten, das heißt gegen zehn Uhr abends. Ajrumjan hatte die Leichenbeschau noch nicht beendet, deshalb war die Todesursache noch nicht bekannt.
    »Sieh mal«, sagte Nastja leise zu Korotkow und zog ihn am Ärmel etwas zur Seite, »wie alles dem Mord an der Schirokowa gleicht. Eine elegant gekleidete Frau wird tot aufgefunden. Die beiden Opfer haben einander gekannt und hatten eine Menge gemeinsamer Bekannter.«
    »Du hast leider nicht ganz Recht, meine Liebe«, entgegnete Korotkow. »Ich bin gestern spät nach Hause gekommen und wollte dich nicht mehr anrufen, aber alles ist nicht so einfach, wie es scheint.«
    »Hast du etwas herausgefunden?«
    »Ja, ich habe etwas herausgefunden, nur weiß ich selbst noch nicht, was es ist. Die prominenten Pferdeliebhaber und die Mitarbeiter des Reitclubs erinnern sich an einen seltsamen jungen Mann, der im letzten Jahr auf dem Gelände des Clubs Fotos gemacht hat. Er hatte sich als Fotograf einer neuen Zeitschrift vorgestellt, deren Zielgruppe die ›neuen Russen‹ und deren sich langweilende Ehefrauen seien. Die Zeitschrift sei so neu, dass noch nicht einmal die erste Ausgabe erschienen war, sodass niemand sie kennen konnte. Natürlich hatte niemand etwas dagegen, dass der junge Mann ein paar Fotos machte, auf denen Landschaftsausschnitte zu sehen waren, Pferde, Reiter, Trainer, die Pferdeboxen und das Fitnessstudio. Da sich ziemlich viele Leute mit diesem Mann unterhalten haben, habe ich auch solche getroffen, die sich an den Namen der Zeitschrift erinnern konnten. Ich habe einen ganzen Tag lang recherchiert, und ich kann dir mit Bestimmtheit sagen, dass es so eine Zeitschrift nie gegeben hat und dass sie auch nie geplant war.«
    »Alles klar. Warum hast du den jungen Mann seltsam genannt?«
    »Nicht ich habe ihn seltsam genannt, sondern die Mitarbeiter des Clubs. Irgendwie hat er ihnen nicht gefallen.«
    »Inwiefern?«
    »Nastja, sie konnten selbst nicht erklären, was seltsam an ihm war. Nur ein oder zwei Leute meinten, er würde wirken wie ein Homosexueller. So ein riesiger, muskulöser Typ, an dem aber etwas Feminines sei. Ich habe natürlich genauer nachgefragt, und es stellte sich heraus, dass ihnen seine Kleidung nicht gefallen hat. Zu eng anliegende Hosen, ein zu zartes, plissiertes Hemd, wie im Kino oder beim Ballett. Langes Haar, obwohl heute ja viele so herumlaufen. Wenn dieser Typ also wirklich das Foto von Derbyschew gemacht hat, dann müssen wir den Zusammenhang zwischen Derbyschew, der Schirokowa und Larissa Tomtschak suchen. Irgendwo müssen sich ihre Wege gekreuzt haben. Aber wo?«
    »Wir werden suchen«, seufzte Nastja. »Jetzt wissen wir wenigstens, in welcher Richtung wir suchen müssen. Ich habe übrigens noch eine andere Hypothese. Ich war in den letzten Tagen auch nicht tatenlos und bin auf ein interessantes Detail gestoßen. Strelnikow hat, wie du weißt, einen Sohn namens Sascha. Und dieser Sascha ist leidenschaftlich dagegen, dass sein Vater sich scheiden lässt und wieder heiratet. Er ist ein Spieler und zudem ein kompletter Dummkopf. Seine Intelligenz reicht nur dafür aus, seiner Mutter das Geld aus der Tasche zu ziehen, das sie regelmäßig von Strelnikow bekommt. Wäre Alla Sergejewna nicht Strelnikows offizielle Ehefrau, würde sie sicher auch kein Geld von ihm bekommen. Insofern kann dieser Sascha durchaus ein Motiv gehabt haben, die für ihn gefährliche Mila Schirokowa zu beseitigen. Die andere Frage ist natürlich, warum Larissa Tomtschak umgebracht wurde. Obwohl wir bis jetzt ja noch gar nicht wissen, ob sie wirklich umgebracht wurde oder einfach an einem Herzanfall gestorben ist . . .«
    Nastja hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als plötzlich Subow nach ihr rief.
    »He, Nastja, komm mal her.«
    Er kniete auf einer untergelegten Zeitung und drehte eine kleine silberne Figur in den Händen.
    »Hier, sieh dir das an.« Er reichte die Figur Korotkow.
    »Was ist das?«
    »Ich habe es in der Rocktasche der Toten gefunden. Schau dir mal die Gravur auf der Rückseite des Engelchens an.«
    Nastja riss Korotkow den silbernen Amor aus den Händen und starrte auf die Inschrift aus kleinen, zarten Buchstaben: Von Wolodja für Mila, in Liebe.
    »Das ist ja ein Ding«,
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