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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Michailowitsch war unruhig und fühlte sich unwohl in seiner Haut.
    Larissa Tomtschaks Leiche wurde unter einem Torbogen gefunden, keine hundert Meter entfernt von ihrem Haus. Bei oberflächlicher Leichenbeschau waren keinerlei Spuren von Gewaltanwendung zu entdecken. Man hätte meinen können, die Frau habe unterwegs einfach einen Schwächeanfall erlitten und sei tot umgefallen. Der Torbogen war geöffnet für Fußgänger und Autos. Die Leiche hatte ein Mann entdeckt, der morgens um Viertel vor fünf das Haus verlassen hatte, um die S-Bahn zu erreichen, die um fünf Uhr zweiundvierzig vom Pawlezkij-Bahnhof abfuhr. Natürlich war der Tod eines fremden Menschen und der Fund einer Leiche kein Grund, ein geplantes Vorhaben aufzugeben, jedenfalls nicht in der heutigen Zeit. Der unerschütterliche Mann rief schnell bei der Miliz an, teilte ihr seinen Fund mit und setzte seinen Weg zum Bahnhof fort. Seine Nachricht war fünf vor fünf bei der Miliz eingegangen. Es war eine sehr turbulente Nacht, an mehreren Orten gleichzeitig fanden Treffen von Mafia-Mitgliedern statt, die nicht mit Liebesbezeugungen endeten, sondern mit blutigen Abrechnungen, sodass es nicht möglich war, sofort einen Einsatztrupp zu dem Ort zu schicken, an dem aus irgendeinem Grund eine reglose Frau lag. Die Nachricht wurde allerdings an die Erste Hilfe weitergeleitet, und nach etwa einer Stunde traf der Notarzt ein. Er stellte den Tod der Frau fest und fuhr wieder weg. Was hätte er sonst tun sollen? Wenn eine Leiche auf der Straße lag und niemand wusste, wie sie dorthin gekommen war, durfte man sie nicht anrühren, sonst bekam man Ärger mit der Miliz. Hätte ich etwa neben der Leiche stehen bleiben und aufpassen sollen?, hätte der Notarzt zu Recht gefragt. Schwer kranke Menschen warten stundenlang auf das Eintreffen der Ersten Hilfe, und ich soll auf der Straße stehen und Leichen für euch bewachen? Nein, liebe Freunde, das müsst ihr schon selbst tun.
    Als in der Petrowka endlich wieder Einsatzfahrzeuge frei waren, stellte sich heraus, dass keiner mehr genug Benzin im Tank hatte, um zu einem neuen Einsatzort zu fahren. Noch während die Benzinfrage geklärt wurde, tauchte Jura Korotkow auf. Aufgrund seiner misslichen familiären Lage verließ er das Haus immer möglichst früh und erschien gewöhnlich schon gegen acht Uhr morgens im Büro. Er ging kurz beim Bereitschaftsdienst vorbei, um seinen Freund Wassja Kudin zu begrüßen, unter dessen strengem, unermüdlichem Schutz die Stadt in den vergangenen vierundzwanzig Stunden gestanden hatte, und warf bei dieser Gelegenheit, wie immer, einen Blick in den Lagebericht. Der Eintrag über den Fund einer weiblichen Leiche war einer der letzten. Daneben eine handschriftliche Notiz: Nach Mitteilung des Notarztes W. K. Djakow befanden sich in der Handtasche der Frau Papiere, die auf den Namen Larissa Michajlowna Tomtschak ausgestellt sind . . . Major Korotkow stürzte hinauf in den vierten Stock, riss den Hörer von der Gabel und wählte Olschanskijs Privatnummer. Dieser schickte Jura sofort zum Fundort der Leiche und schaltete sich in die Einsatzplanung ein, um das von ihm gewünschte Arbeitsteam zusammenzustellen. Das, was Korotkow am Fundort vorfand, machte ihm keine Freude. Der Bereitschaftsdienst der Hauptverwaltung für Inneres hatte die Meldung an die Bezirksverwaltung weitergegeben, aber die Beamten von dort waren ebenfalls erst vor kurzem eingetroffen. Inzwischen war die Straße unter dem Torbogen schon stark frequentiert, zahllose Füße hatten alle Spuren zertrampelt, und um die Leiche drängte sich eine neugierige Menge. Allerdings konnte Korotkow gleich in Erfahrung bringen, dass die Leiche gegen Mitternacht noch nicht hier gelegen hatte. Das Mädchen Vera ging nachts immer bis fast ein Uhr mit ihrem Rüden hier spazieren, es war ein riesiger, bösartiger Hund, den nicht nur die Kinder fürchteten, sondern auch die Erwachsenen, deshalb führte Vera ihn erst spät aus, wenn niemand mehr auf der Straße war. Auch gestern war sie hier vorbeigekommen und hatte keine Leiche unter dem Torbogen gesehen. Es fanden sich auch andere Anwohner, die entweder spät nachts nach Hause gekommen waren oder ebenfalls ihre Hunde ausgeführt hatten, und ihren Aussagen zufolge hatte die Leiche bis etwa halb eins noch nicht hier gelegen. Wahrscheinlich wurde sie irgendwann zwischen ein Uhr nachts und halb fünf Uhr morgens hier abgelegt.
    Die erste Amtshandlung des Gerichtsmediziners Ajrumjan bestand darin, den

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