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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes
Autoren: Alexandra Marinina
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geschrieben, sondern angerufen hat. Wenn ich begreife, warum er der einen geschrieben und die andere angerufen hat, werde ich wissen, was hier los ist.«
    »Aber warum verhält sich dieser Mann so dumm? Viktor Derbyschew ist in U-Haft. Und in dieser Zeit agiert dieser Mann in dessen Namen. Ist ihm nicht klar, dass das sehr riskant ist?«
    »Er weiß nicht, dass Derbyschew in U-Haft ist. Was bedeutet, dass er nicht zu Derbyschews engerem Umfeld gehört. In seiner Firma weiß absolut jeder über die Verhaftung Bescheid.«
    »Und seine Nachbarn wissen es auch«, fügte Korotkow hinzu. »Derbyschew hat mich gebeten, dass ich zu ihm nach Hause fahre und seine geliebte Katze zu einem von den Nachbarn bringe, solange er sie nicht selbst versorgen kann. Also gehört der Mörder tatsächlich nicht zu seinem engeren Umfeld, aber da er das Briefpapier gestohlen hat, muss er dennoch Zugang zu Derbyschews Büro haben. Wobei Derbyschew ihn wahrscheinlich nicht von Angesicht zu Angesicht kennt. Oder er hat einen Komplizen.«
    »Du meinst den Fotografen?«, fragte Nastja. »Du meinst, Derbyschew hätte den Mörder erkennen müssen, wenn er es war, der ihn fotografiert hat?«
    »Sicher. Aber wenn Derbyschew ihn gesehen und nicht erkannt hat, dann heißt das, dass er den Mörder entweder nicht kennt oder dass derjenige, der ihn fotografiert hat, irgendeine dritte Person war. Was übrigens gut möglich ist. Erinnere dich an das Foto. Man kann darauf genau sehen, dass Derbyschew nicht posiert, er schaut nicht einmal in die Kamera. Dabei wurde er in ganzer Größe aus einer Entfernung von etwa fünf Metern aufgenommen. Wenn der Fotograf hinter Bäumen oder Büschen gestanden hat, kann es durchaus sein, dass Viktor ihn nicht bemerkt hat.«
    »Jura, kannst du dir wirklich vorstellen, dass Derbyschew den Mörder nicht persönlich kennt? Dieser Unbekannte tut alles, um ihn für den Rest seines Lebens hinter Gitter zu bringen, und er hat von allem nicht die geringste Ahnung. Hältst du das für möglich? Du wirst dich erinnern, dass wir ganz vor kurzem schon einen ähnlichen Fall hatten. Tscherkassow hat auch Stein und Bein geschworen, dass er nie jemandem etwas getan und dass er absolut keine Feinde hat. Aber viel mehr interessiert mich jetzt, woher Larissa Tomtschak Derbyschew gekannt und warum sie ihm einen Brief geschrieben und sogar ein Foto beigelegt hat. Hast du sie jemals auf Derbyschew angesprochen?«
    »Nein, wozu?« Jura zuckte mit den Schultern. »Bei der Hausdurchsuchung auf Tomtschaks Datscha ist sein Name gefallen, aber nur beiläufig. Und Tomtschak war so durcheinander, dass er sich kaum irgendwelche Einzelheiten gemerkt haben dürfte. Außerdem wurde nur Derbyschews Vor- und Nachname erwähnt, von seinem Vatersnamen und seiner Adresse war nicht die Rede. Wenn Larissa Michajlowna einen Viktor Derbyschew hätte finden wollen, ohne dessen Vatersnamen, Adresse, Geburtsjahr und Geburtsort zu kennen, wäre ihr das nicht so schnell gelungen, das kannst du mir glauben.«
    »Ich glaube dir ja. Übrigens, da wir schon damit angefangen haben, der Fall Tscherkassow lehrt uns, dass man die Biographien der Verdächtigen sehr genau studieren muss. Man findet darin immer etwas Interessantes und Wichtiges für die Aufklärung des Falles. Nehmen wir zum Beispiel Strelnikows Frau.«
    »Was ist mit Strelnikows Frau? Was gefällt dir nicht an der reizenden Alla Sergejewna?«
    Ihre Diskussion wurde von einem fordernden Läuten an der Tür unterbrochen. Draußen stand Olschanskij, hinter ihm Oleg Subow, der jetzt noch grimmiger dreinblickte als am Morgen, nachdem man ihn aus dem Bett geholt und direkt an den Tatort gejagt hatte, obwohl er wegen einer Virusinfektion krankgeschrieben war. Auch das war eine Besonderheit des Gutachters: Beim geringsten Unwohlsein ließ er sich sofort krankschreiben, legte sich genau einen Tag ins Bett, kehrte dann an seinen Arbeitsplatz zurück und ließ jeden mit leidender Miene wissen, dass er arbeiten müsse, obwohl er schwer krank sei, da er es nur mit rücksichtslosen Egoisten zu tun hätte, die einem Kranken die nötige Bettruhe nicht gönnen würden, und dabei ginge es ihm so schlecht, so schlecht . . . Oleg Subow liebte seine Arbeit über alles, niemals wäre er länger als einen Tag im Bett geblieben, aber alle sollten unbedingt wissen, welche Opfer er der Untersuchung und Aufklärung von Verbrechen brachte. Niemand konnte sagen, warum Oleg einen so seltsamen Charakter hatte, aber da er bereits seit über zehn
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