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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes
Autoren: Alexandra Marinina
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zu verwischen und sich der Strafe zu entziehen. Aber auch den Ermittlungsbeamten half er bei ihrer Arbeit. Wie zum Beispiel jetzt.
    Der Anrufbeantworter piepste dreimal, dann erschienen auf dem Display zwei Nullen. Nastja blickte verständnislos auf das Gerät. Was war passiert? Bei den Anrufbeantwortern, die sie kannte, wurde nach dem Abhören der Nachrichten erneut die Zahl der eingegangenen Anrufe angezeigt. Die zwei Nullen erschienen nur nach dem Löschen der Nachrichten. War es hier etwa so, dass die Nachrichten nach dem ersten Abhören automatisch gelöscht wurden? Das konnte nicht sein. Eine Nachricht konnte schließlich eine Adresse oder eine Telefonnummer enthalten. Sollten solche Angaben für immer verloren sein, wenn man beim ersten Abhören nicht zum Mitschreiben kam, weil man gerade keinen Stift zur Hand hatte?
    Nastja rief nach Korotkow, der gerade das zweite Zimmer in Augenschein nahm.
    »Komm bitte mal her, ich verstehe hier etwas nicht.«
    Korotkow kam mit einem Aschenbecher, in dem sich eine einzelne Kippe befand, aus dem Schlafzimmer.
    »Madame geruhen, sich am Tag hinzulegen«, sagte er. »Sie lag auf dem Bett, zugedeckt mit einer Decke, und hat geraucht. Danach hat sie bis halb sechs geschlafen.«
    »Der Wecker?«, fragte Nastja.
    »Genau der.«
    »Woher weißt du, dass sie nicht morgens um halb sechs aufsteht? Hast du es überprüft?«
    »Das nicht, aber es ist unwahrscheinlich. Von hier bis zu der Poliklinik, in der sie arbeitet, fährt man eine halbe Stunde mit dem Auto. Einen Hund, der morgens ausgeführt werden muss, scheinen die Tomtschaks nicht zu haben, sodass Larissa Michajlowna kaum einen Grund hat, so früh aufzustehen.«
    »Da hast du sicher Recht. Entweder musste sie gestern aus irgendeinem Grund morgens zeitig aufstehen, oder sie hat sich tatsächlich tagsüber hingelegt und den Wecker auf halb sechs gestellt. Aber wenn das so ist, dann muss sie am Abend etwas vorgehabt haben, sonst hätte sie sich den Wecker nicht gestellt.«
    »Genau. Warum hast du mich gerufen? Was verstehst du nicht?«
    »Die Technik überfordert mich. Ich komme mit dem Anrufbeantworter nicht klar. Ich habe vier Nachrichten abgehört, und jetzt zeigt das Gerät zwei Nullen an. Da stimmt doch etwas nicht.«
    »Das ist völlig normal«, erwiderte Jura schulterzuckend. »Was gefällt dir daran nicht?«
    »Und wenn ich die Nachrichten noch einmal abhören möchte?«
    »Dann tu es. Heb den Deckel hoch, darunter findest du noch einen Knopf.«
    Nastja zog den Deckel mit dem Fingernagel hoch und entdeckte den Knopf mit der Aufschrift »alle Nachrichten«.
    Sie nahm Notizblock und Stift zur Hand und drückte auf den Knopf. Es stellte sich heraus, dass sich auf dem Band die Nachrichten einer ganzen Woche angesammelt hatten. Nastja beschloss, sich mit Geduld zu wappnen und alles von Anfang an abzuhören. Man konnte schließlich nie wissen . . .
    Anrufe von Larissas Mutter, von Patienten, von Anna Leontjewa und Alla Strelnikowa, Nachrichten für Wjatscheslaw Tomtschak. Und plötzlich . . .
    »Guten Tag, Larissa. Hier spricht Viktor Derbyschew. Ich habe Ihren Brief mit dem Foto bekommen und würde Sie sehr gern treffen. Leider sind Sie im Moment nicht zu Hause. Ich werde heute von acht bis halb neun Uhr abends an der Metrostation Akademicheskaja auf Sie warten. Wenn Sie heute nicht kommen können und ich Sie bis zum Abend nicht mehr erreiche, warte ich morgen um dieselbe Zeit am selben Ort auf Sie. Auf Wiedersehen.«
    Nastja blieb das Herz stehen. Sie hatte nie mit Derbyschew gesprochen und konnte deshalb nicht sicher sein, ob es sich wirklich um seine Stimme handelte. Aber Derbyschew saß im Gefängnis, und der Anruf war am gestrigen Tag gegen zwei Uhr nachmittags eingegangen. Wie war das zu verstehen?
    Korotkow, der nach dem Schlafzimmer die Küche inspizierte, kam ins Zimmer gestürzt.
    »Was höre ich da?«, fragte er verdutzt. »Was für ein Derbyschew? Wann hat er angerufen? Und überhaupt, das ist nicht Derbyschews Stimme. Ich unterhalte mich jeden Tag mindestens drei Stunden mit ihm und kenne seine Stimme.«
    »Das ist nicht Derbyschew«, sagte Nastja leise. »Das ist der Mörder. Derjenige, der in Derbyschews Büro das Briefpapier mit dessen Fingerabdrücken gestohlen hat. Derjenige, der das Foto von Derbyschew geschossen und seine Handschrift nachgemacht hat. Er hat sich als Derbyschew mit Mila Schirokowa getroffen und sie umgebracht. Genau dasselbe hat er mit Larissa gemacht. Nur dass er ihr keinen Brief
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