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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes
Autoren: Alexandra Marinina
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beim ersten Mal, als Nastja sie allein besucht hatte. Man sah ihr an, dass sie gerade bei der Maniküre und beim Friseur gewesen war. Ihre Nägel waren frisch lackiert, das Haar, aus dem die grauen Strähnen verschwunden waren, mit eleganter Nachlässigkeit frisiert. Außerdem trug sie ein teures Kostüm. Jetzt hätte niemand mehr daran gezweifelt, dass ihre Geschäfte sehr gut gingen.
    »Tamara Nikolajewna, Sie sind freie Unternehmerin und können Ihre Arbeit so gestalten, wie Sie wollen. Die Informationen, über die Sie als Besitzerin einer Heiratsagentur verfügen, sind kein Staatsgeheimnis und unterliegen nicht der Geheimhaltung. Habe ich Recht?«
    »Ja, natürlich. Was wollen Sie damit sagen?«
    »Wenn sich plötzlich herausstellen sollte, dass Sie diese Informationen nicht nur im unmittelbaren Interesse Ihrer Kunden benutzen, kann Ihnen niemand einen Vorwurf daraus machen. Die Informationen gehören Ihnen, und Sie können damit machen, was sie wollen. Sie können sie sogar für Geld verkaufen.«
    »Ich verstehe Sie nicht.« Tamara hob ihre Brauen. »Wie kommen Sie darauf, dass ich Informationen für Geld verkaufe? Im Grunde besteht meine ganze Arbeit darin, Informationen über bestimmte Personen an andere zu verkaufen, die diese Personen kennen lernen möchten. Insofern ist mir nicht klar, was Sie meinen. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich bestimmten Kunden Vergünstigungen einräume, aber Sie haben ganz richtig bemerkt, dass ich dazu das Recht habe. Und bis jetzt hat mir dieses Recht nie jemand streitig gemacht.«
    »Aber wenn, ich betone, wenn sich nun herausstellen sollte, dass Sie die Ihnen zur Verfügung stehenden Informationen nicht nur an Ihre Kunden weitergegeben haben, sondern auch an andere Personen, wird Ihnen auch dieses Recht niemand absprechen. Niemand wird Ihnen deshalb ein Haar krümmen. Und jetzt kommt meine Frage: Haben Sie jemandem gesagt, dass Sie Ljudmila Schirokowa die Postfachnummer von Viktor Derbyschew gegeben haben?«
    »Ja, das habe ich.« Tamara wandte sich an Nastja. »Ich habe Ihnen davon erzählt. Erinnern Sie sich?«
    »Ja, ich erinnere mich«, erwiderte Nastja. »Haben Sie es sonst noch jemandem gesagt?«
    Tamara Nikolajewna überlegte.
    »Nein, sonst niemandem mehr«, sagte sie schließlich entschieden. »Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern.«
    »Und wenn Sie ganz genau nachdenken? Ich wiederhole, Tamara Nikolajewna, das ist Ihr Recht, und niemand wird Sie deshalb verurteilen. Erinnern Sie sich bitte.«
    »Nein.« Tamara schüttelte den Kopf. »Ich kann mich wirklich nicht erinnern.«
    »Dann frage ich konkreter. Sind bei Ihnen ein junger Mann namens Sascha und eine junge Frau namens Natascha gewesen, um zu erfahren, welchem Ihrer Kunden Mila Schirokowa zu schreiben beabsichtigte, um seine Bekanntschaft zu machen? Das muss Ende August, Anfang September gewesen sein.«
    »Nein, mit Sicherheit nicht«, erwiderte Tamara ohne nachzudenken. »So etwas würde ich nicht vergessen.«
    »Würden Sie eine solche Information weitergeben?«
    Tamara Nikolajewna erhob sich vom Sofa, machte ein paar Schritte zum Fenster und blieb nachdenklich stehen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie schließlich. »Vielleicht würde ich es tun.«
    »Wovon hängt das ab?«
    »Vom Zweck, für den diese Information benötigt wird. In erster Linie wäre ich natürlich darauf bedacht, dass meinen Kunden kein Schaden zugefügt wird. Aber wenn man mich davon überzeugen würde, dass die Information nicht missbraucht wird und der Zweck mir einleuchten würde, würde ich sie wahrscheinlich weitergeben.«
    »Nicht umsonst natürlich, oder?«, erkundigte sich Korotkow.
    »Junger Mann«, entgegnete Tamara ungerührt, »meine Agentur ist keine karitative Einrichtung, und umsonst macht heute niemand mehr etwas.«
    »Alles klar. Ist so etwas schon einmal vorgekommen? Nicht in Bezug auf die Schirokowa, sondern überhaupt.«
    »Bis jetzt nicht«, sagte die Agenturbesitzerin mit einem kaum merklichen Lächeln. »Es gab ähnliche Fälle, aber es ist nicht ganz das, wonach Sie fragen.«
    »Zum Beispiel?«, fragte Nastja argwöhnisch. »Was heißt ›ähnliche Fälle‹?«
    »Zum Beispiel trifft sich eine Dame mit einem von mir empfohlenen Kunden, sie ist sehr beeindruckt und möchte die Bekanntschaft fortsetzen, aber der Mann verhält sich passiv, er ruft nicht an und hat ganz offensichtlich kein Interesse an einem weiteren Kontakt. Meine Kundin ist außer sich, sie glaubt, den Mann ihres Lebens getroffen zu
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