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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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melodischen Singsang.
    Nachdem Kolja die Tür hinter sich geschlossen hatte, wandte Nastja sich verwundert an Tatjana.
    »Was geht zwischen euch vor? Ich werde sofort Stassow herkommen lassen, wenn du nicht aufhörst, unserem Kolja schöne Augen zu machen.«
    Tatjana brach in Gelächter aus. Sie lachte selbstvergessen, japste nach Luft und trocknete sich die Tränen.
    »Verzeih, Nastja, wir haben gewettet. . . und ich habe die Wette verloren.«
    Nastja atmete erleichtert auf. Sie verstand zwar nach wie vor nichts, aber das Wichtigste war jetzt geklärt: Selujanow versuchte nicht, mit der Frau seines Freundes anzubandeln, und Stassows Frau machte dem Freund ihres Mannes keine schönen Augen. Alles andere hatte keine grundsätzliche Bedeutung, obwohl es schon spannend war.
    »War dein Einsatz sehr hoch?«, fragte Nastja mitfühlend.
    »Ja. Ein Festessen für zehn Personen.«
    »Und wenn du gewonnen hättest?«
    »Dann hätte Korotkow kochen müssen. Aber nun bin ich dran.«
    »Und wer gehört zu den zehn Glücklichen?«
    »Du und dein Mann, Korotkow und Ljusja, Selujanow und Valentina, Mischa Dozenko, Stassow, ich und Lilja.«
    »Nicht schlecht!« Nastja pfiff durch die Zähne und holte eine Zigarette aus der Packung. »Ein schönes Vergnügen, für so eine Horde zu kochen. Was war denn der Gegenstand der Wette?«
    »Du warst der Gegenstand«, lachte Tatjana. »Gestern war Kolja zusammen mit Korotkow bei uns zu Besuch, sodass ich Selujanow schon gestern kennen gelernt habe. Die Sprache kam auf das Thema Seitensprünge, auf dies und das und schließlich auch auf dich. Wir bissen uns an der Frage nach Männer- und Frauensolidarität fest. Wenn ich in deiner Anwesenheit mit einem Mann flirten würde, habe ich behauptet, würdest du mich verstehen und sogar meine Partei ergreifen, obwohl du Stassow sehr viel länger und besser kennst als mich. Stassow ist dein Freund, und ich bin nur die Frau eines Freundes. Wir haben uns zwar immer gut verstanden, Nastja, aber wir waren nie enge Freundinnen, nicht wahr?«
    »Und welche Position haben deine Gegner eingenommen?«
    »Jura und Kolja haben mich ausgelacht, da dir nach ihrer Meinung Frauensolidarität völlig fremd ist und du mir sofort die Augen auskratzen würdest, wenn du bemerken solltest, dass ich nach einem anderen schiele. Kolja meinte, dir würde das sofort auffallen, allerdings würdest du dir nichts anmerken lassen, sondern versuchen, meinen Verehrer so zu beeinflussen, dass er sich von einer Seite zeigt, die ihn mir sofort madig macht. Jura hingegen war sich sicher, dass das nicht deine Art ist. Deine Waffe ist die schonungslose Offenheit, sagte er, gegen sie sei man machtlos wie gegen ein Brecheisen. Du würdest mich sofort zur Rede stellen und mir die ganze Dummheit und Unbesonnenheit meines Verhaltens vor Augen führen. Genauso ist es auch gekommen. Und zur Strafe muss ich nun für zehn Personen kochen. Aber dafür habe ich dir einen Gefallen getan.«
    »Welchen?«
    »Du weißt jetzt, wer von deinen Kollegen dich am besten kennt. Nastja . . .«
    »Ja?«
    »Ich muss mit dir reden. Aber bitte geniere dich nicht und sag mir ganz offen, wenn du dich auf das Gespräch nicht einlassen willst. Ich weiß, dass meine Frage blödsinnig klingen wird, und wenn du mir nicht antworten willst, werde ich das sofort verstehen.«
    »Was ist denn los?«
    »Verstehst du, Stassow besteht darauf, dass ich nach Moskau umziehe. Er hat mich im Grunde schon überredet. Ich bin bereit, Petersburg zu verlassen. Aber ich muss mir darüber klar werden, was ich machen soll. Soll ich mich nach Moskau versetzen lassen oder kündigen und ganz aus dem Dienst ausscheiden?«
    »Kündigen?«, fragte Nastja ungläubig. »Ist dir das nicht unheimlich? Du würdest deine Rente verlieren.«
    »Darum geht es ja. Stassow ist der Meinung, dass ich zu Hause bleiben und Bücher schreiben soll. Das wäre natürlich ideal, aber ich habe nach jedem Buch Angst, dass es mein letztes war, dass ich für ein nächstes keine Kraft mehr haben und nie mehr etwas schreiben werde. Und wovon soll ich dann leben? Soll ich Stassow auf der Tasche liegen? Das möchte ich auf keinen Fall. Ich habe mein Leben lang auf eigenen Füßen gestanden, inzwischen bin ich fünfunddreißig Jahre alt und kann meine Gewohnheiten nicht mehr ändern. Stassow meint, ich könnte bei Sirius mit ihm Zusammenarbeiten, im Sicherheitsdienst, oder eine Lizenz als Privatdetektivin erwerben und ihm bei der Abwicklung von Privataufträgen helfen. Aber

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