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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Lesezeichen hier, sechs Seiten weiter. Habt ihr es mal herausgenommen?«
    »Ja, natürlich. Aber dann haben wir es wieder genau an die alte Stelle zurückgelegt. Hast du darauf geachtet, ob sie langsam oder schnell gelesen hat?«
    »Durchschnittlich, würde ich sagen. Lass uns nachrechnen. Sie hat an dieser Stelle hier zu lesen angefangen . . .« Tatjana blätterte die Seiten um, nahm eine Karteikarte von Nastjas Schreibtisch und schob sie in das Buch. »Hier hat sie angefangen und hier aufgehört. Wie lange fährt man von Kitajgorod bis zur Akademicheskaja?«
    »Etwa zwölf Minuten.«
    »In zwölf Minuten hat sie also neun Seiten gelesen, demnach hat sie pro Seite eine Minute und zwanzig Sekunden gebraucht. Für die weiteren sechs Seiten müssen wir also etwa acht Minuten veranschlagen.«
    »Ja«, sagte Nastja, »du hast wahrscheinlich Recht. An der Akademicheskaja kann man nicht umsteigen, da gibt es nur einen Ausgang zur Stadt. Vielleicht ist sie acht bis zehn Minuten mit dem Bus gefahren und hat in dieser Zeit nochmal gelesen. Vielleicht ist sie auch nirgends mehr hingefahren, sondern hat auf einer Bank gesessen und auf jemanden gewartet. Es ist ganz normal, in so einer Situation zu lesen, besonders dann, wenn man die Lektüre an einer spannenden Stelle unterbrechen musste.«
    Nastja lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und schlug mit der Faust zweimal gegen die Wand. Nach einigen Sekunden öffnete sich die Tür, und auf der Schwelle erschien Kolja Selujanow, tadellos rasiert, frischer Haarschnitt, nagelneuer Anzug. Für etwa fünf Sekunden verschlug es Nastja die Sprache.
    »Gütiger Gott, was ist denn passiert, Kolja?«, fragte sie, nachdem sie sich wieder gefasst hatte.
    »Da haben wir es«, sagte Selujanow feierlich, während er sich mit Mühe das Lachen verkniff. »Ich habe ja gewusst, dass du mich vor der Meisterin des russischen Krimis blamieren wirst. Gestern hat Stassow mir gesagt, dass Tatjana Grigorjewna heute bei uns vorbeikommt, darum habe ich mir alle Mühe gegeben, um einen guten Eindruck auf sie zu machen, aber nun hast du alles verdorben.«
    Er wandte sich umständlich an Tatjana.
    »Darf ich mich vorstellen? Major Selujanow, im Privatleben einfach Kolja. Ich bin ein glühender Verehrer Ihres Talents als Schriftstellerin und als Untersuchungsführerin.«
    »Sehr angenehm, Obraszowa«, erwiderte Tatjana mit ihrer melodischen Stimme und streckte Selujanow ihre Hand hin, die er sofort an seine Lippen führte, als spielte sich die Szene in einem Salon des, neunzehnten Jahrhunderts ab.
    Nastja beobachtete verblüfft diesen Auftritt und verstand überhaupt nichts mehr. Nie zuvor hatte Kolja Damen die Hand geküsst, und außerdem hätte sie schwören können, dass ihr Kollege noch nie im Leben ein Buch von Tatjana Tomilina in der Hand gehabt hatte.
    »Kolja, ich habe eine Bitte an dich«, sagte sie, bemüht, sich von Selujanows höchst seltsamem Verhalten nicht beeindrucken zu lassen.
    »Kannst du mir sagen, wohin man in acht bis zehn Minuten von der Metrostation Akademicheskaja mit einem öffentlichen Verkehrsmittel fahren kann?«
    »Nur mit einem öffentlichen Verkehrsmittel oder auch mit dem Auto?«, fragte Selujanow nach.
    »Nein, das Auto interessiert uns nicht. Beim Autofahren lesen die Leute gewöhnlich keine Bücher.«
    »Was hat das mit Bücherlesen zu tun?«
    »Wir versuchen herauszufinden, wohin die Schirokowa von der Akademicheskaja gefahren sein könnte, falls sie nicht auf einer Bank gesessen und gelesen hat.«
    »Da müssen wir zwischen stark befahrenen und wenig befahrenen Strecken unterscheiden. In einem überfüllten Bus oder einer überfüllten Straßenbahn musste sie vielleicht zunächst stehen und konnte das Buch erst aufschlagen, nachdem ein Sitzplatz frei geworden war.«
    »Ein sehr richtiger Gedanke«, bemerkte Nastja und sah, wie Selujanow Tatjana einen bewundernden Blick zuwarf. »Aber mach es bitte so kurz wie möglich.«
    »Wann war deine Schirokowa unterwegs?«
    »Gegen halb sieben abends.«
    »Mitten in der Stoßzeit. Da sind praktisch alle öffentlichen Verkehrsmittel überfüllt. Aber ich werde genau nachsehen, vielleicht gibt es auch um diese Uhrzeit wenig befahrene Strecken. Reicht es, wenn ich dir die Antwort in etwa anderthalb Stunden gebe?«
    »Durchaus.«
    »Dann verschwinde ich jetzt wieder. Ich hoffe, dass Sie noch hier sein werden, Tatjana Grigorjewna, wenn ich mit der Beute zwischen den Zähnen zurückkomme.«
    »Das hoffe ich auch«, erwiderte Tatjana in ihrem

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