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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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sie zum letzten Mal etwas gegessen hatte, und die Wirkung des Alkohols ließ nicht lange auf sich warten. Ihre Hände wurden warm, ihre Rückenmuskulatur entspannte sich, sie hörte auf zu zittern.
    »Na, ist dir jetzt wohler?«
    »Ja, danke, Konstantin Michajlowitsch. Also, was ist los mit Strelnikow?«
    »Seine Bekannten versuchen plötzlich alle, die Sergijenko zu entlasten. Ich meine seine einstigen Stellvertreter, Tomtschak und Leontjew. Letzte Woche haben die Ehefrauen Ljuba in schönster Eintracht in Schutz genommen, und die Männer haben ihr währenddessen seelenruhig den Strick gedreht. Aber heute sind sie plötzlich auf die Linie ihrer Frauen umgeschwenkt. Allerdings zieht jeder von ihnen den Karren in eine andere Richtung. Ich sage dir ehrlich, dass ich nicht mehr durchblicke. Ich glaube, das ist auch ihre Absicht, sie wollen mich an der Nase herumführen und endgültig verwirren. Und das besagt nur, dass sie den Mörder kennen und versuchen, die Ermittlungen zu behindern. Wahrscheinlich stammt der Mörder aus ihrem Umfeld.«
    Auf der ganzen Fahrt bis zur Metro berichtete der Untersuchungsführer Nastja von den widersprüchlichen Aussagen der Zeugen. Das ergab in der Tat ein recht verschwommenes Bild.
    Vergangene Woche hatte Tomtschak zuerst Korotkow und dann auch dem Untersuchungsführer gesagt, dass Ljuba Sergijenko sehr schwer wiegende Gründe hatte, ihre Freundin Mila Schirokowa zu hassen. In der Türkei hatte Mila sich ihr gegenüber sehr unfair verhalten, sie war mit dem gesamten Monatsverdienst der beiden verschwunden und hatte nicht einmal für ihre Unterkunft bezahlt. Gar nicht zu reden davon, dass sie Strelnikows dumme, aber typisch männliche Schwäche ausgenutzt und ihn Ljuba in deren Abwesenheit ausgespannt hatte. Heute, bei der zweiten Vernehmung, hatte Tomtschak alles zurückgenommen und sich auf irrationale Gefühlswallungen berufen, die Milas Tod in ihm ausgelöst hatten. Er behauptete, er hätte in den Gesprächen mit Korotkow und Olschanskij vieles hinzugedacht und manches auch ganz einfach erfunden. In Wirklichkeit hätte Ljuba Sergijenko nie etwas Schlechtes über ihre Freundin gesagt. Ihre Beziehung zu Strelnikow war angeblich bereits zum Zeitpunkt ihrer Abreise in die Türkei so gut wie beendet. Die Tatsache, dass Ljuba sich für einen Auslandsaufenthalt entschieden hatte, wurde von allen so bewertet, dass sie auf diese Weise eine endgültige Trennung herbeiführen wollte. Sie hatte dafür diese elegante, harmlose Form gewählt. Ich soll Ljuba als nachtragend bezeichnet haben?, hatte Tomtschak gesagt. Nicht zu glauben. Das ist mir im Eifer des Gefechts entschlüpft, das war nur der Stress. Ljuba ist ein sehr friedliches Geschöpf, sie erträgt keine Konflikte und ist immer versöhnlich gestimmt.
    »Und so ging es weiter«, sagte Olschanskij. »Er stellt alles vom Kopf auf die Füße, oder von den Füßen auf den Kopf. Der Teufel allein weiß, was hier Wahrheit und was Lüge ist.«
    Genadij Leontjew verhielt sich genauso wie Tomtschak, nur mit dem Unterschied, dass er so gut wie nichts über Ljubas Aufenthalt in der Türkei wusste, sodass er sich in dieser Hinsicht nicht widersprechen konnte.
    Tomtschaks Frau Larissa und Leontjews Frau Anna verloren kein einziges Wort über den Konflikt zwischen Ljuba Sergijenko und Mila Schirokowa, dafür ließen sie sich ausgiebig über Milas liederlichen Lebenswandel aus, den Strel-nikow nach ihrer Meinung gewiss nicht geduldet hätte. Auch sie behaupteten, dass Strelnikows kirchliche Trauung mit Mila keinen niederschmetternden Eindruck auf Ljuba gemacht hatte. Sie war natürlich etwas gekränkt und verstimmt, aber nicht mehr als eine Frau, die sich einen neuen Rock gekauft hat und zu Hause feststellt, dass er an den Hüften zu eng ist. In solchen Situationen wisse man gar nicht, was schlimmer sei, die Tatsache, dass man am nächsten Tag nicht in dem neuen Rock zur Arbeit gehen konnte, oder die Feststellung, dass man zugenommen hatte. So etwas sei natürlich unangenehm, aber weiß Gott nicht tragisch.
    Die beiden Männer und die beiden Frauen äußerten sich unterschiedlich in Bezug darauf, wer Mila Schirokowa umgebracht haben könnte. Während die Männer keinerlei Vermutung hatten, hielten die Frauen es für mehr als wahrscheinlich, dass Strelnikow der Mörder war.
    Aber alle vier schlossen sie kategorisch die Möglichkeit aus, dass Ljuba Sergijenko die Täterin war, und machten entsprechende Aussagen.
    »Konstantin Michajlowitsch, hat keiner von

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