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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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ein Treffen stattfindet. Und manchmal bleibt es bei einem einzigen Brief. Aber meine Kunden müssen nicht befürchten, dass jemand, der ihnen nicht gefällt, sie mit Anrufen bombardieren wird. Wenn man jemanden auf dem üblichen Weg kennen lernt, ist so etwas nicht möglich. Solche Bekanntschaften beginnen in der Regel mit dem Austausch der Telefonnummern oder Adressen, und dann muss man sehen, wie man den andern notfalls wieder loswird.«
    »Sehr vernünftig«, stimmte Nastja zu. »Gehe ich recht in der Annahme, dass die Männer, die Sie der Schirokowa empfohlen haben, ebenfalls nicht nach dem Ehejoch strebten?«
    »Natürlich. Wozu sollte ich sinnlose Kontakte hersteilen? Milas Postfachnummer habe ich nur denen gegeben, die eine Geliebte suchten und keine Ehefrau. Hier, bitte sehr.«
    Sie riss das lange Papierband ab, das der Drucker ausgeworfen hatte und das sich sofort zu einer Rolle zusammenwickelte.
    Nastja überflog die Liste. Die Namen waren alphabetisch aufgeführt, und sie stellte sofort fest, dass die Postfachnummer von Viktor Derbyschew sich in der Liste derer befand, die Ljudmila Schirokowa für ein romantisches Kennenlernen empfohlen wurden. Als Datum war der August 1996 angegeben. Sagte Derbyschew tatsächlich die Unwahrheit? Wozu tat er das? Er musste doch wissen, dass man das alles über die Agentur nachprüfen konnte und seine Lüge sowieso ans Licht kommen würde. Nastja sah unter den Namen derer nach, denen man Milas Postfachnummer gegeben hatte. Hier war Derbyschew nicht zu finden.
    »Tamara Nikolajewna, informieren Sie Ihre Kunden immer wechselseitig, oder erfährt die betreffende Person, zum Beispiel Ljudmila Schirokowa, gar nichts davon, dass ihre Postfachnummer weitergegeben wurde?«
    »Das ist unterschiedlich. Es hängt von der Situation des Kunden ab. Zum Beispiel habe ich eine Frau in der Kartei, die einen Mann kennen lernen möchte, der eine Datscha hat oder ganz auf dem Land lebt. Sobald ich einen passenden Kunden für sie habe, gebe ich ihm ihre Postfachnummer, aber die Frau benachrichtige ich nicht, um keine falschen Hoffnungen bei ihr zu wecken. Der Mann hat die Nummer bekommen und bezahlt, aber vielleicht meldet er sich gar nicht bei ihr. Sie soll nicht umsonst warten.«
    »Und wie war es bei der Schirokowa?«
    »Auch unterschiedlich. Ihre Postfachnummer habe ich sehr oft weitergegeben, weil die meisten Männer eine junge, attraktive Frau wollen. Die Nachfrage nach ihr war sehr groß. Aber in der Regel habe ich sie nicht benachrichtigt. Wozu auch? Sie bekam die Briefe und wusste Bescheid. Aber da Mila eine sehr gute Kundin war, habe ich manchmal Ausnahmen für sie gemacht.«
    »Inwiefern?«
    »Wenn zum Beispiel ein besonders interessanter Mann zu mir kam, habe ich seine Postfachnummer zuerst Mila gegeben. Verstehen Sie?«
    »Nicht ganz. Ich kenne mich in der Materie nicht besonders gut aus.«
    »Was ist denn so schwierig daran? Die üblichen Gesetze der Konkurrenz. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Und den letzten beißen die Hunde. Wenn ich dem Kunden gleich drei Postfachnummern gebe, dann ist es unklar, welche der Kandidatinnen er als Erste treffen wird. Und wenn eine Frau eine Sonderstellung bei mir einnimmt, gebe ich dem Mann zuerst nur ihre Postfachnummer, und erst dann, wenn die beiden nicht Zusammenkommen, die Postfachnummern der andern. Und in manchen Fällen, wie zum Beispiel in dem von Mila, gebe ich ihm überhaupt keine Nummer, weil man ja nie weiß, ob es sich nicht um eine Augenblickslaune handelt. Stattdessen gebe ich seine Nummer an Mila weiter. So kann ich sicher sein, dass sie ihm schreiben wird. Und alles Weitere ergibt sich dann. Verstehen Sie jetzt?«
    »Mehr oder weniger. Hier steht, dass Sie der Schirokowa die Postfachnummer eines gewissen Viktor Derbyschew gegeben haben. Aber ihm selbst haben Sie Mila nicht empfohlen. Ist das genau der Fall, von dem Sie eben sprachen?«
    »Natürlich. Lassen Sie uns die Kundenkarte anschauen, dann sehen wir mehr.«
    Tamara Nikolajewna öffnete einen der Karteikästen, suchte eine Weile und zog eine Karteikarte heraus, auf die ein Foto aufgeklebt war.
    »Hier, sehen Sie. Ein höchst attraktiver Mann: Manager, Immobilienmakler, ledig. Sehr gut situiert. Er verlangt nur eins: Die Frau soll jung und gut aussehend sein. Können Sie sich vorstellen, wie viele Damen ihn gern kennen lernen würden? Es wäre eine irrsinnige Konkurrenz entstanden. Deshalb habe ich seine Postfachnummer nur an Mila weitergegeben. Und er selbst hätte von mir

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