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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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darum renoviere ich hier nichts und kaufe auch keine neuen Möbel.«
    Tamara Nikolajewna stellte den Computer an und begann die Daten zu suchen, die Nastja brauchte. Sie war sehr flink dabei, man sah, dass diese etwas schwerfällige und nicht besonders gepflegte Frau sehr geschickt und routiniert mit dem Computer umging.
    »Dürfte ich mal telefonieren?«
    »Bitte«, sagte die Frau, ohne die Augen vom Bildschirm zu wenden.
    Gordejews Telefon war besetzt, Nastja machte vier oder fünf Versuche, ihren Chef zu erreichen, aber sie hatte kein Glück. Tamara Nikolajewna hatte die nötigen Daten endlich zusammengefasst, der Computer begann, eine lange Liste auszudrucken.
    »Ich wüsste trotzdem gern, Tamara Nikolajewna, warum Ljudmila Ihre Hilfe in Anspruch genommen hat. Ich verstehe das nicht. Sie hatte genug andere Möglichkeiten, warum hat sie außerdem noch Partner gebraucht, die Sie für sie ausgesucht haben?«
    Tamara Nikolajewna sah zur Seite, aber nur für einen Augenblick.
    »Ja, Sie haben Recht, bei ihr war alles etwas anders. Mich hat diese Frage auch beschäftigt. Es geht hier nicht darum, dass Mila jung und sehr schön war, Kundinnen wie sie habe ich mehr als genug. Aber alle diese Frauen haben irgendein Problem, verstehen Sie? Die eine ist sehr schüchtern, die andere verschlossen und unfähig, selbst Kontakte zu knüpfen. Andere können aufgrund ihrer Lebenssituation keinen Mann finden, weil sie beispielsweise in einem reinen Frauenbetrieb arbeiten, einen sehr langen Anfahrtsweg zur Arbeitsstelle haben und nichts anderes kennen als das Büro, in dem sie arbeiten, die öffentlichen Verkehrsmittel und ihre eigene Wohnung. Sie haben keine Gelegenheit, einen Mann kennen zu lernen. Bei jeder ist es anders. Mila hatte allerdings einen besonderen Grund. Aber davon habe ich nicht gleich zu Anfang erfahren.«
    »Und was für ein Grund war das?«
    »Man hat sie überfallen und ausgeraubt. Bis dahin hat sie völlig bedenkenlos Kontakt zu Männern aufgenommen, auf der Straße, in der Metro, an jedem beliebigen Ort. Hauptsache, der Mann gefiel ihr. Eines Tages hat sie einen Mann mit nach Hause genommen, der sie gefesselt, verprügelt, geknebelt und dann alles mitgenommen hat, was an Geld und Wertgegenständen in der Wohnung war. Das hat Mila sehr erschreckt, von da an wurde sie sehr vorsichtig. Mit den Männern, die ich ihr empfahl, war es viel ungefährlicher für sie, weil ich die Adressen dieser Männer kenne und im Besitz ihrer Daten bin. Aber jenen Banditen, der sie überfallen hatte, konnte man natürlich nicht mehr finden, sie kannte nicht einmal seinen richtigen Namen.«
    »Tamara Nikolajewna, suchen alle Ihre Kunden wirklich einen Ehepartner?«
    »Warum fragen Sie das?«
    »Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die meisten etwas anderes wollen. Eher einen Liebhaber oder eine Liebhaberin. Habe ich Recht?«
    Eine Weile war es still im Raum, man hörte nur das Geräusch das Druckers. Dann lächelte Tamara Nikolajewna.
    »Sie haben Recht. Aber das betrifft nicht nur meine Agentur, das ist die übliche Praxis. Seltsamerweise gibt es ziemlich viele Männer, die in ihrem Umfeld keine passende Frau finden können. Man könnte lange nach den Gründen für dieses Phänomen suchen, aber glauben Sie mir, es ist einfach so. Die Männer wünschen sich eine romantische Beziehung, sie möchten der Frau den Hof machen, Sex mit ihr haben. Das ist menschlich nur allzu gut verständlich. Bei weitem nicht jeder sehnt sich nach der Ehe, aber jeder Mann will eine Frau. Das ist normal, ein Naturgesetz. Und die Kontaktaufnahme über einen Vermittler, in diesem Fall über mich, schafft ideale Voraussetzungen. Man trifft sich, beschnuppert sich ein wenig, und wenn es nicht passt, trennt man sich wieder. Alles ganz einfach. Keine Probleme, keine Enttäuschungen, keine Ansprüche. So einfach geht es nicht mit einer Frau, die man aus eigener Initiative kennen lernt, erst recht dann, wenn sie aus dem privaten Umfeld stammt. Man hat gemeinsame Bekannte oder trifft sich täglich am Arbeitsplatz, so schnell kommt man aus so einer Sache nicht wieder heraus. Nicht umsonst geben wir unseren Kunden nie die Telefonnummer des Partners, den wir ihm empfehlen. Das ist bei uns ein eisernes Gesetz. Wir nennen ihm nur die Nummer des Postfachs. Wenn der Kunde möchte, kann er einen Brief schreiben und ein Foto beilegen. Und wenn er dem Partner gefällt, wird dieser ihm antworten, ebenfalls über das Postfach. Manchmal dauert so ein Briefwechsel Monate, bis

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