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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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kein einziges Angebot bekommen, solange meine besonderen Kundinnen nicht ihr Glück bei ihm versucht haben.«
    »Welche Frau wird denn besondere Kundin bei Ihnen? Was muss diese Frau haben?«
    »Sie muss mir gefallen. Klingt das zynisch für Sie? Sie können es betrachten, wie Sie wollen. Ich bin Ihnen gegenüber absolut ehrlich. Es gibt Frauen, denen ich ganz aufrichtig helfen möchte, und deshalb nehmen sie bei mir eine Sonderstellung ein. Aber es gibt auch Frauen, die mir gleichgültig sind. Es kommen sehr unglückliche, vom Pech verfolgte Frauen zu mir, aber auch sehr gewiefte und berechnende. Wissen Sie, ich mache meine Arbeit nicht mechanisch, sondern versuche, mich in meine Kunden hineinzuversetzen.«
    »Ist Derbyschew schon seit langem Ihr Kunde?«
    »Nein. Sehen Sie, auf der Karte steht, dass er im August dieses Jahres zum ersten Mal zu mir gekommen ist. Vorher hat er, soviel ich weiß, die Dienste anderer Agenturen in Anspruch genommen.«
    »Und die Schirokowa war die Erste, die seine Postfachnummer bekommen hat?« fragte Nastja noch einmal nach.
    »Ja, völlig richtig.«
    »Und was war dann? Haben die beiden sich getroffen?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich habe die Nummer erst einmal zurückgehalten, wie ich es Mila versprochen hatte. Ich habe zwei Wochen gewartet, um Mila Gelegenheit zu geben, ihm zu schreiben und eine Antwort zu bekommen. Danach habe ich ihn natürlich anderen Kundinnen empfohlen.«
    »Nun denn, Tamara Nikolajewna, ich danke Ihnen für die Auskünfte. Darf ich noch einmal telefonieren?«
    »Aber natürlich.«
    Nastja wählte erneut Gordejews Nummer. Diesmal nahm er lange nicht ab. Endlich vernahm sie die müde, entnervte Stimme ihres Chefs.
    »Viktor Alexejewitsch, ich bin es.«
    »Wo steckst du denn?«
    »Ich bin bei Amor, in Sachen Schirokowa. Soll ich noch einmal ins Büro kommen, oder darf ich nach Hause fahren?«
    »Fahr sofort in die Schwernik-Straße, zur Sergijenko. Olschanskij und Igor Lesnikow sind schon dort.«
    »Was ist passiert?«
    »Selbstmord.«

Siebentes Kapitel
    Schon aus dem Taxi erblickte Nastja vor dem Haus der Sergijenko die Polizeiautos, den Rettungswagen und den alten blauen Shiguli des Untersuchungsführers Olschanskij. Im Treppenhaus, vor der Wohnung der Sergijenkos, herrschte heilloses Durcheinander, die neugierigen Nachbarn drängten sich vor der Wohnungstür, in der Hoffnung, etwas aus dem Inneren der Wohnung zu erhaschen, wenigstens einen flüchtigen Hauch des fremden Unglücks, um anschließend erleichtert aufzuatmen: Es ist nicht mir passiert, Gott hat mich verschont.
    Nastja schob sich rücksichtslos durch das Gedränge, betrat die Wohnung und stieß sofort auf den dicken, gesprächigen alten Gerichtsmediziner Ajrumjan.
    »Da kommt es ja angeschwommen, mein zartes Schleierschwänzchen«, flötete Ajrumjan wie immer und stieß Nastja freundschaftlich den Ellenbogen in die Seite, da seine Hände in Gummihandschuhen steckten.
    Nastja begriff, dass er seine Arbeit beendet hatte und sich die Hände waschen ging. Sie sah sich verstohlen um, und nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass niemand von den Kollegen sie sah, schlüpfte sie ihm hinterher ins Badezimmer.
    »Gurgen Artaschesowitsch«, flüsterte sie, »wie sieht es aus?«
    »Ich sehe schon, du stirbst vor Neugier, mein Paradiesvögelchen. Dreh mir doch mal das Wasser auf, ich möchte den Hahn nicht mit den Handschuhen anfassen. Was soll ich dir sagen, mein kleiner Kolibri, unsere Ljuba Sergijenko hat sich aufgehängt. Auf den ersten Blick hat sie das völlig eigenständig getan, Spuren von Gewalt habe ich bei oberflächlicher Betrachtung nirgends entdeckt. Aber wir müssen natürlich noch die entsprechenden Untersuchungen durchführen, womöglich hat man ihr irgendein starkes Mittel gegeben, das die Anwendung von Gewalt überflüssig machte. Wir werden sehen. Bis jetzt sieht alles ganz nach Selbstmord aus. Einen Abschiedsbrief hat sie auch hinterlassen, alles, wie es sich gehört.«
    »Und was steht in dem Brief?«
    »Nichts Besonderes. Es tut mir Leid, vergebt mir, aber ich kann nicht mehr und so weiter. Der übliche Text. Dein Freund Subow beschäftigt sich gerade mit der Sache, geh mal und sieh dir seine saure Miene an. Wenn du, mein flauschiges Kätzchen, eines Tages meine kalte Leiche findest und alles auf einen gewaltsamen Tod hindeutet, dann wisse eines: Das kann nur Oleg Subow getan haben. Nach anderen Verdächtigen brauchst du gar nicht zu suchen.«
    Nastja lachte leise. Man konnte sich

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