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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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abholte. Sie machten keine Ausnahme, denn sie waren überzeugt, dass die Frau mit dem Dienstausweis der Miliz nicht etwa in dienstlichen Angelegenheiten hier war, sondern zu Amor wollte, weil sie einen Mann suchte. Nastja irrte ziellos in der riesigen Halle umher, bis endlich jemand kam, um sie abzuholen.
    Das Agenturbüro bestand lediglich aus zwei Räumen. In einem befanden sich ein Computer und eine Vielzahl eiserner Karteikästen, im anderen stand eine billige, aber hübsch anzusehende Couchgarnitur, die ganz offensichtlich für vertrauliche Gespräche mit den Kunden bestimmt war. Die Frau, die Nastja abgeholt und in das Büro gebracht hatte, erwies sich als Inhaberin und einzige Angestellte der Agentur. Sie hieß Tamara Nikolajewna und machte nicht den Eindruck einer sehr erfolgreichen Geschäftsfrau, obwohl der Schein natürlich trügen konnte.
    »Womit kann ich der Kripo behilflich sein? Es wird doch hoffentlich keine Probleme mit einem meiner Kunden geben?«
    »Bis jetzt noch nicht, Tamara Nikolajewna. Eine Frau, die bei Ihnen Kundin war, wurde ermordet. Deshalb muss ich so viel wie möglich über sie erfahren.«
    »Ich habe verstanden«, sagte die Frau ruhig. »Um wen handelt es sich?«
    »Um Ljudmila Schirokowa. Sie haben die Namen Ihrer Kunden sicher nicht alle im Kopf . . .«
    »Richtig, aber an Mila erinnere ich mich sehr gut. Es ist unmöglich, sich nicht an sie zu erinnern.«
    »Tatsächlich? Was war denn so Besonderes an ihr?«
    »Meine Agentur hat sich vor allem über sie finanziert«, sagte Tamara Nikolajewna mit einem sparsamen Lächeln, »falls Sie wissen, was ich meine.«
    »Nein, das weiß ich nicht.«
    »Mila war meine beste Kundin. Sie werden sich vielleicht wundern, dass ich nicht mit Entsetzen reagiere, aber ich habe immer gewusst, dass früher oder später so etwas passieren würde.«
    »Was passieren würde?«
    »Das, was nun passiert ist. Ich habe von Milas Ermordung in der Zeitung gelesen. Und ich habe Sie eigentlich bereits erwartet. Diese Frau war unersättlich, es verging keine Woche, ohne dass sie sich eine neue Adresse von mir geben ließ. Das war natürlich lukrativ für mich, denn ich bekomme ja für jede Vermittlung Geld, aber ich habe Mila häufig davor gewarnt, die Männer so oft zu wechseln. Das führt gewöhnlich zu nichts Gutem.«
    »Das heißt, Sie sind überzeugt davon, dass es Schirokowas Wahllosigkeit in Bezug auf Männer war, die schließlich zu ihrer Ermordung geführt hat?«
    »Natürlich.« Tamara Nikolajewna sah Nastja erstaunt an. »Was denn sonst?«
    »Das weiß ich nicht. Können Sie mir die Liste der Kunden geben, die Sie der Schirokowa empfohlen haben, und die Liste derer, denen Sie die Schirokowa empfohlen haben?«
    »Natürlich, das ist alles im Computer. Interessiert Sie noch etwas?«
    »Mich interessiert alles. Alles, was Sie mir über Mila erzählen können. Alles von Anfang an. Wie haben Sie sie kennen gelernt?«
    »Ganz einfach. Sie ist zu mir in die Agentur gekommen.«
    »Einfach so? Oder wurden Sie ihr von jemandem empfohlen?«
    »Das weiß ich nicht. Sie hat nichts von Empfehlungen erwähnt. Ich inseriere ständig in Zeitungen, und die Leute kommen zu mir, das ist der ganz gewöhnliche Weg. Dafür gibt es ja die Werbung, dass man auf sich aufmerksam machen kann.«
    »Alles klar. Hat Ljudmila Ihnen von sich erzählt, von ihren Problemen? Wollte sie einen Ehemann finden, der ihren Vorstellungen entsprach?«
    »Ja und nein. Sie hat das zwar gesagt, aber mir war klar, dass sie mich täuschte.«
    »Tatsächlich?«
    »Wissen Sie, ich bin von Beruf Psychologin. Ich beschäftige mich zwar damit, Kontakte zwischen Männern und Frauen herzustellen, aber das heißt nicht, dass ich im Leben sonst nichts kann. Ich will damit sagen, dass ich meine Sache sehr professionell mache. Wenn Sie sich anschauen, wie viele Bekanntschaften, die über Agenturen geschlossen wurden, schließlich zur Ehe geführt haben, werden Sie feststellen, dass meine Agentur mit Abstand führend ist. Obwohl mein bescheidenes Büro nicht danach aussieht, nicht wahr?«
    »Mag sein«, erwiderte Nastja vorsichtig. »Ihr Büro wirkt in der Tat nicht sehr repräsentativ.«
    »Die Sache ist ganz einfach. Das Gebäude wird demnächst von einer großen Bank aufgekauft, deshalb bleiben mir höchstens noch zwei, drei Monate in diesen Räumen. Diese Geschichte mit dem Verkauf des Gebäudes und dem mir bevorstehenden Umzug zieht sich schon seit fast einem Jahr, ich sitze praktisch auf gepackten Koffern,

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