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Anastasya (German Edition)

Anastasya (German Edition)

Titel: Anastasya (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Mitterer
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trocknete aus. Davon war ich zwar noch weit entfernt, aber ich brauchte trotzdem etwas.
    „Ich bleibe in der Nähe, versprochen“, sagte er und küsste meine Lippen kurz. Ich wollte mehr, aber da drehte er sich auch schon wieder um und verschwand.
    Ich atmete einmal tief ein und aus. Es war windstill,  deshalb lag nirgendwo der Geruch von Menschen in der Luft…
Ich bewegte mich Richtung Süden, weil ich wusste, dass dort eine kleine Stadt war. Irgendjemand würde schon um diese Uhrzeit im Wald spazieren gehen.
    Es stellte sich heraus, dass an diesem Tag Triebjagd war. Zahllose Jäger und damit Nahrung für mich waren in Kleingruppen oder alleine im Wald unterwegs. Beste Voraussetzungen.
    Bald traf ich eine kleine Gruppe. Sie waren zu Dritt. Als ich sah, dass sie sehr groß und ziemlich stark waren, zog sich in meinem Gesicht ein Lächeln auf.
    Genau das brauchte ich jetzt. Ich kletterte auf einen Baum und musste feststellen, dass es mir schwerer fiel als sonst. Ich war schon abgeschwächt, wann hatte ich das letzte Mal getrunken? Vor ein paar Wochen?
    Schweigend und hungrig, wie ein Tiger bewegte mich dann auf sie zu, pirschte mich heran. Sie durften mich ruhig sehen… Wenn sie mich für einen Vogel hielten, würden sie mich nicht erschießen. In diesem Gebiet bezog sich die Triebjagt Großteils auf Hasen und Rehe, die anderen Tiere kamen nicht so häufig vor. 
    Als ich direkt über ihnen war stürzte ich mich auf sie hinunter. Ich versuchte in solchen Situationen oft, grimmig drein zu schauen, aber ich schaffte es meistens sowieso nicht, deshalb lächelte ich dieses Mal gleich. Spätestens jetzt wussten sie über ihr Schicksal Bescheid.
Sie schauten mich verängstigt an.
    Ich hätte mich gerne noch ein wenig mit ihnen unterhalten und sie psychisch ein bisschen fertig gemacht, aber erstens sollte man nicht mit dem Essen spielen, denn die Angsthormone hatten einen bitteren Nachgeschmack, und zweitens wartete Marius irgendwo in der Nähe darauf, dass er wieder zu mir kommen konnte.
    Ich grinste lediglich und murmelte ganz leise „Du zuerst“, als ich auf einen der drei zu ging. „Und ihr bleibt stehen“, wandte ich mich noch kurz an die anderen beiden. Sie nickten.
    Kluge Menschen, keine Frage. Es dauerte nicht lange, da war der Erste tot und lag leblos neben mir auf dem kalten Schnee.
Ich schaute hinüber zu den anderen Beiden. „Komm her“, befahl ich dem Kleineren. Er machte ein paar Schritte auf mich zu, blieb dann vor mir stehen. Ich legte meine Hand auf seine Schulter und zog ihn an mich heran. Und dann biss ich zu.
    Der Dritte musterte das Szenario und sackte in die Knie. Ich beobachtete ihn. Er beobachtete mich, betrachtete die wenigen Bluttropfen, die im Schnee landeten und bekam mit jedem Tropfen mehr Angst. Ich spürte es. Verdammt, der machte sich gleich in die Hosen.
    Ich musste ihn beruhigen, aber ich wusste nicht wie. Also schloss ich die Augen und versuchte, den bitteren Geschmack zu ignorieren . Ich würde mich nicht davon übergeben, niemals. Ich würde auch nie krank werden davon, das einzige Problem daran war der Geschmack.
    Als ich fertig war überlegte ich, was ich als nächstes tun würde. Leckte mir über die Lippen.
Fertig?
    Marius! Ja.
    Ich lächelte und  er kam zu mir, legte seine Arme um mich und zog mich an sich heran. Er küsste mich liebevoll.
    „Möchtest du wieder nach Hause gehen?“, fragte ich ihn.
    Er zuckte die Schultern. „Mir ist egal, was wir tun, solange es ein wir bleibt“, erklärte er und küsste sanft meinen Hals.
    Ich schaute ihm in die Augen. „Na gut, dann gehen wir in den nächsten Ort und lassen uns blicken, ich brauche etwas Ablenkung“, erklärte ich.
„Wir können auch irgendwo hin fahren und ein paar Tage Urlaub machen. Der zwanzigste April wird schneller kommen, als du denkst. Wir haben schon Ende Februar, Anastasya“, erklärte er.
    „Urlaub machen klingt gut“, entschied ich.
    Er nickte. „Wir können sofort fahren, wenn du willst. Der Tank meines Autos ist voll und ein Hotel gibt es überall, an Geld fehlt es wirklich nicht“, sagte er.
    Ich schluckte. „Du kannst Autofahren?“, fragte ich dann .
„Ja, du nicht?“
    Ich schüttelte den Kopf .
„Willst du es versuchen?“
    „Was hast du für ein Auto?“
    „Ein großes“
    „Nein“
    „Warum nicht?“
    „Weil ich dir dein großes Auto nicht zu Schrott fahren will“
    „Anastasya“, begann er und küsste mich kurz. „Ich bin kein Mensch, mein Auto ist nicht mein Leben“

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