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Anathem: Roman

Anathem: Roman

Titel: Anathem: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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da die Planetenmaschine zu den Systemen gehörte, deren Antriebsvorrichtungen im Gewölbekeller unter dem Boden des Mynsters von ihnen bedient wurden.
    Dasselbe System, so wurde gemunkelt, nahm kaum merkliche Korrekturen an der Geschwindigkeit der Hauptuhr vor. Falls der Fehler unten im Keller nicht behoben wurde, würde das zu größeren, für alle offensichtlichen Fehlern führen wie etwa, dass die Glocken zum Mittag läuteten, wenn die Sonne noch nicht im Zenit stand, oder das Tagestor sich vor oder nach Sonnenaufgang öffnete.
    In einem durch gewöhnliche Logik regierten Universum wären diese Fehler später als die winzigen Diskrepanzen zwischen der Planetenmaschine und den Planeten aufgetaucht. In der Logik des Traums dagegen passierte das alles zur selben Zeit, sodass ich mich genau in dem Moment fragte, was Fraa Orolo beunruhigte, als die Planetenmaschine die Mondphase falsch anzeigte und die Burgher
um Mitternacht durch das Tagestor hereinkamen. Aus irgendeinem Grund beunruhigte mich aber keiner dieser Fehler so sehr wie die Geräusche, die aus dem Glockenturm herausdrangen: die Glocken, die die falschen Wechsel läuteten …
    Ich schlug die Augen auf, um das Apertgeläut zu hören. Dafür hielten es jedenfalls die anderen Fraas in meiner Zelle. Man konnte es nicht genau sagen, wenn man nicht ein paar Minuten aufmerksam lauschte. Das Uhrwerk im Glockenturm konnte vorgegebene Melodien spielen, zum Beispiel um zur vollen Stunde zu läuten. Um aber zu Auts und anderen Ereignissen zu rufen, setzte unsere Läutemannschaft den Mechanismus außer Kraft und läutete Wechsel oder Vertauschungen von Tönen. Die dem zugrunde liegenden Muster oder Codes hatte man uns beigebracht. Vermutlich sollte so die Möglichkeit geschaffen werden, Botschaften in dem sich ausdehnenden Konzent zu verbreiten, ohne dass die Leute extramuros verstanden, was gesagt wurde.
    Obwohl an der Apert nichts geheim war. Es war der erste Tag von 3690; deshalb würden bei Sonnenaufgang nicht nur das Tagestor, sondern auch die Tore der Unarier und der Dezenarier aufgehen. Jeder Extra, der einen Blick auf den Kalender warf, wusste das genau, und wir ebenso. Doch aus irgendeinem Grund stand keiner von uns auf und reagierte entsprechend, bevor wir die richtige Tonfolge aus dem Glockenturm hörten: eine auf merkwürdige Weise umgekehrte, auf den Kopf gestellte und wieder zurückgedrehte Melodie.
    Wir setzten uns auf, drei nackte Fraas in einer kalten Zelle, die Kullen, Korde und Sphärs unordentlich auf den Pritschen verteilt. Ein solcher Tag verlangte nach einer offiziellen Wicklung, was alleine schwer zu bewerkstelligen war. Da Fraa Holbanes Füße den Boden zuerst berührt hatten, beugte ich mich hinüber und wühlte mich durch seine warme, zerwühlte Kulle hindurch, bis meine Finger das ausfransende Ende spürten, das ich zu mir her zog. Fraa Arsibalt, der Dritte in der Zelle, wurde als Letzter wach; nach ein paar Kraftausdrücken von mir und Holbane packte er schließlich die Webkante. Wir gingen hinaus in den Flur und spannten sie zwischen uns auf. Um nicht zu frieren, hatte Fraa Holbane sie für die Nacht kurz, dick und flauschig gemacht.
    Arsibalt und ich falteten Holbanes Kulle und gingen rückwärts auseinander, da Holbane sie drei Mal so lang und viel dünner haben wollte. Die Kord in der Hand zusammengeknüllt, kroch er darunter
und stand dann so, dass sie über seiner linken Schulter eine Art Zelt bildete. Dann brauchte er sich nur noch mal in diese, mal in jene Richtung zu drehen und seine Arme an den richtigen Stellen zu heben und zu senken, während Arsibalt und ich uns wie Planeten in einer Planetenmaschine um ihn herum bewegten, die Kulle wickelten und, wo nötig, Falten glatt strichen oder bündelten. Die fertige Wicklung war bekanntlich noch locker, also hielten wir sie einen Moment fest, bis Holbane seine Kord an verschiedenen Stellen darüber gezogen und ein paar entscheidende Knoten gemacht hatte. Dann war er frei, um mit Arsibalt zusammen meine Kulle um mich herum zu drapieren. Zum Schluss machten Holbane und ich dasselbe für Arsibalt. Arsibalt kam immer gerne als Letzter dran, damit er das beste Ergebnis erzielte. Nicht dass er eitel gewesen wäre. Ganz im Gegenteil, von unserer ganzen Schar schien er für das Leben in einem Math am besten geeignet zu sein. Er war dick und behäbig und versuchte, sich einen Bart wachsen zu lassen, um mehr wie der alte Fraa auszusehen, der er einmal sein würde. Doch anders als beispielsweise

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