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Anatomie

Anatomie

Titel: Anatomie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bass jefferson
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Schwarzbrenner sucht abenteuerliches schwarzes Schaf für Liebesbeziehung«)? –, dann schauderte mir, und ich bemühte mich, die Bilder aus meinem Kopf zu vertreiben. »Jim ist ein paar Tage nicht in der Stadt. Was kann ich für Sie tun?«
    »Sie können mir vielleicht einen großen Gefallen tun, Waylon. Sie kennen doch die Höhle, in der wir die Leiche gefunden haben – Russell’s Cove, heißt sie, glaube ich?«
    »Sicher. Hab als Kind darin gespielt.«
    »Wäre es möglich, dass Sie mich hinbringen? Ich muss mich da noch mal umsehen, und ich möchte ungern den Sheriff oder seinen Deputy belästigen. Wenn das nicht geht, dann sagen Sie es einfach – ich weiß, dass sie weitab liegt. Wir haben mit unseren Enduros über eine Stunde gebraucht, um da hoch zu kommen.«
    Am anderen Ende herrschte eine ganze Weile Schweigen, und ich hatte schon den Verdacht, dass er nach einer Ausrede suchte.
    »Sie haben über eine Stunde gebraucht, um da hin zu kommen? Mit ’nem Geländemotorrad, sagen Sie?«
    »Mindestens eine Stunde, auf einem ziemlich holprigen Weg rauf in die Berge. Mir tun jetzt noch die Beine weh; noch mal hin und zurück, und ich sitze womöglich im Rollstuhl.«
    Er lachte. »Na, Doc, da kann ich Ihnen, glaube ich, helfen. Wie wäre es, wenn wir uns in einer Stunde an der Pilot-Tankstelle an der Interstate-Abfahrt treffen?«
    »Wie wäre es mit anderthalb Stunden? Ich muss noch in meinem Büro vorbeifahren und meine Kamera holen und ein bisschen Werkzeug.« Er war einverstanden, und ich legte auf. Hoffentlich war das kein dummer Fehler.
    Ich hatte damit gerechnet, dass Waylon einen Pick-up fuhr; aber ich war nicht darauf vorbereitet, was für ein Pick-up das sein würde. Erwartet hatte ich eine zerbeulte Rostlaube mit einem bunten Muster aus grauer Spachtelmasse und vielfarbigen, auf verschiedenen Schrottplätzen aufgelesen Karosserieteilen. Doch neben dem Fahrzeug, das an der Tankstelle auf mich wartete, sah mein ausgewachsener GMC Sierra geradezu schäbig aus. Der Dodge Ram 3500 war mindestens dreißig Zentimeter länger, breiter und höher als mein Pick-up. Waylon besaß den Arnold Schwarzenegger unter den Pick-ups. Zwei senkrechte Auspuffrohre, die gut und gerne von einem Kenworth-Sattelschlepper stammen konnten, flankierten die hinteren Ecken der Fahrerkabine. Die Heckkotflügel bogen sich weit über die doppelte Bereifung, aufgemotzte Monsterreifen auf edlen Felgen. Waylon kam gemächlich aus dem Minimarkt und angelte einen Funkschlüssel aus einer seiner unzähligen Taschen; und als er darauf drückte, um die Türen aufzuschließen, klang es, als würde sich der Schließmechanismus eines Banktresorraums in Bewegung setzen. Eine Fanfare unter dem Fahrzeug stieß ein Schmettern aus, das einer Lokomotive würdig gewesen wäre. Mit einer ausladenden Geste forderte Waylon mich auf einzusteigen.
    Ich hob den Fuß – hoch! – auf ein Trittbrett und hievte mich mit Hilfe eines senkrechten Handlaufs achtern der Tür nach oben. Von der Kletterpartie noch stöhnend, ließ ich mich auf meinen Sitz fallen – eine drehbare Luxusausführung, bezogen mit butterweichem Handschuhleder. Das Armaturenbrett und die Dachkonsole strotzten vor so viel Elektronik, dass ein Techniker vom NORAD – dem Nordamerikanischen Luft- und Weltraum-Verteidigungskommando – leicht neidisch werden konnte: GPS, Moving-Map-System, Satellitenfunk, CB-Funk, Handy mit Freisprechanlage, CD/Kassetten/AM-FM-Stereoanlage und am Beifahrersitz sogar ein DVD-Player. Zwischen uns summte leise ein kleiner Kühlschrank – groß genug für eine Kiste Bier oder eine Wildbretkeule.
    Ich drehte mich auf meinem Sitz um und besah mir die hintere Kabine.
    »Brauchen Sie etwas, Doc?«
    »Nein, ich habe nur nach dem Whirlpool gesucht«, sagte ich. »Sie scheinen hier drin ja alles zu haben.«
    Waylon stieß ein knurrendes Lachen aus. »Ich sollte mir einen einbauen lassen. Die Sache ist nur die, dass ich dann meine Freundin gar nicht mehr hier raus bekäme.«
    Er drehte den Zündschlüssel, und irgendwo unter uns erwachte ein schlafender Riese von einem Triebwerk. »Cummins Turbo Diesel«, hatte ich seitlich auf der Motorhaube gelesen, als ich hochgeklettert war. Die Fahrerkabine zitterte leise, wenn der Motor im Leerlauf lief, und das Rumpeln des Motors hatte mehr als eine entfernte Ähnlichkeit mit Waylons Lachen: tief und gedämpft, dabei einfach und kraftvoll. »Klingt so, als hätten Sie da ein paar gefährliche Pferdestärken«, sagte ich.
    »Das

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