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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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vorbeigekommen, um die Kekse abzuholen, die ich für dich gebacken hab. Mit Schokoladensplittern und Walnuss. Dein Lieblingsrezept.«
    Auf dem Tisch stand ein Teller voller Kekse, abgedeckt mit Frischhaltefolie.
    »Vielen Dank, Ma’am. Ihre Kekse sind einfach die besten.« Ich griff nach dem Teller. »Übrigens … meinen Sie, ich könnte mir vielleicht ein paar Stunden Ihren Wagen borgen?«
    »Bist du denn nicht gerade eben damit angefahren gekommen? «
    Meine Gesichtshaut muss röter geworden sein als die Dämmerung, die sich hinter den Fenstern ausbreitete. »Stimmt, Ma’am.«

    »Tja, dann hast du ihn doch schon geborgt«, sagte sie ohne die geringste Spur Ironie. »Du brauchst nicht zweimal fragen.«
    Ich nahm die Schlüssel vom Haken neben dem Kühlschrank. »Danke, Mrs. Sanchez. Sie sind wirklich lieb zu mir.«
    »Du bist aber auch ein lieber Junge, Odd Thomas. Weißt du, du erinnerst mich unheimlich an meinen Neffen Marco. Im September ist der nun schon seit drei Jahren unsichtbar.«
    Zusammen mit der übrigen Familie war Marco an Bord eines der beiden Flugzeuge gewesen, die man in das World Trade Center gesteuert hatte.
    »Ich denke immer, irgendwann wird er schon wieder sichtbar werden, aber nun ist es schon so lange her«, sagte sie. »Gib bloß Acht, dass du nicht auch unsichtbar wirst, Odd Thomas.«
    Manchmal bricht sie mir regelrecht das Herz. »Bestimmt nicht«, beruhigte ich sie.
    Als ich mich zu ihr beugte, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken, fasste sie meinen Kopf und drückte mein Gesicht an ihres. »Versprich es mir.«
    »Versprochen, Ma’am. Großes Ehrenwort.«

45
    Als ich vor Stormys Haus parkte, stand der getarnte Polizeiwagen nicht mehr auf der anderen Straßenseite.
    Offensichtlich war er tatsächlich nicht da gewesen, um für Stormys Sicherheit zu sorgen. Wie ich vermutet hatte, wollten meine Freunde bei der Polizei mich im Auge behalten, weil sie hofften, dass Robertson mich hier suchen würde. Als ich nach den Schüssen auf Chief Porter an dessen Haus aufgetaucht war, hatten sie gemerkt, dass ich nicht mehr bei Stormy war, und die Zelte abgebrochen.
    Robertson war in einen endlosen Schlaf gefallen, in dem ihn derzeit der Geist einer jungen Prostituierten behütete, aber sein Mörder und früherer Mordkomplize war noch auf freiem Fuß. Dieser zweite Psychopath hatte kaum Grund, ausgerechnet Stormy aufs Korn zu nehmen; außerdem hatte sie ihre 9-mm-Pistole und den eisernen Willen, diese auch zu benutzen.
    Trotzdem kam mir das Bild von Robertsons Brustwunde in den Sinn, ohne dass ich mich davon abwenden oder die Augen schließen konnte, wie ich es in meinem Badezimmer getan hatte. Schlimmer noch, in meiner Fantasie sprang das tödliche Loch im fleckigen Fleisch des Toten auf Stormys Körper über, und zu allem Überfluss sah ich immer wieder die junge Frau vor mir, die mich vor den Kojoten gerettet hatte. Bescheiden stand sie da und verbarg ihre Brüste und ihre Wunden unter den gekreuzten Armen.

    Mitten auf dem Weg durch den Garten begann ich loszurennen. Ich stürmte die Treppe hoch, donnerte über die Veranda und riss die Tür mit dem bunten Glasfenster auf.
    Vor Stormys Wohnung angekommen, fummelte ich mit dem Schlüssel am Schloss herum, ließ ihn fallen, bückte mich und schnappte ihn in der Luft, als er von den Holzdielen zurückprallte. Hastig schloss ich auf.
    Vom Wohnzimmer aus sah ich Stormy in der Küche stehen und eilte zu ihr.
    Sie stand am Schneidbrett neben dem Spülbecken und sezierte mit einem Grapefruitmesser den Hauptexportartikel Floridas. Auf dem Holz glänzte ein kleiner Haufen bereits extrahierter Kerne.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte sie, während sie ihr Werk vollendete und das Messer weglegte.
    »Ich dachte, du bist tot.«
    »Da ich es nicht bin – willst du vielleicht was zum Frühstück?«
    Fast hätte ich ihr verraten, dass jemand auf den Chief geschossen hatte.
    Stattdessen sagte ich: »Wenn ich auf Drogen stehen würde, dann hätte ich jetzt gern ein Amphetamin-Omelett mit drei Bechern schwarzem Kaffee. Hab nicht gerade viel geschlafen. Ich muss unbedingt wach bleiben, um Ordnung in meinem Kopf zu schaffen.«
    »Ich hab ein paar Schoko-Donuts.«
    »Das ist schon mal ein Anfang.«
    Wir setzten uns an den Küchentisch, Stormy mit ihrer Grapefruit, ich mit der Schachtel Donuts und einem Pepsi, voll Zucker, voll Koffein.
    »Wieso hast du gedacht, ich wäre tot?«, fragte Stormy.
    Sie machte sich ohnehin schon Sorgen um mich, und deshalb

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