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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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behauptet, er würde seine Mutter hassen, aber in Wirklichkeit muss er sie abgöttisch geliebt haben. Die Cops haben in seiner Tiefkühltruhe ihren abgetrennten Kopf gefunden, in einem verschlossenen Plastikbeutel mit Rosenblättern, um ihn frisch zu halten.«
    Ich griff nach der Meditationskarte. Sie fühlte sich kalt an.
    »Danke für die Hilfe, Shamus.«
    »Sieh dich vor, Zauberer. So interessant verschrobene Freunde wie dich findet man nicht alle Tage. Wenn du plötzlich tot wärst, würde ich dich echt vermissen.«

44
    Als die rote Dämmerung kam, durchschnitt die Sonne wie ein Henkerschwert den dunklen Horizont.
    Anderswo in Pico Mundo betrachtete womöglich ein angehender Massenmörder denselben Sonnenaufgang, während er Patronen in die Ersatzmagazine seines Sturmgewehrs schob.
    Ich parkte in der Einfahrt und stellte den Motor ab. Eigentlich konnte ich nun nicht mehr länger warten, um herauszufinden, ob der Mann, der Bob Robertson umgelegt hatte, auch der Mörder von Rosalia Sanchez war. Dennoch vergingen zwei, drei Minuten, bis ich den Mut fand, aus dem Wagen zu steigen.
    Die Nachtvögel waren verstummt, aber die Krähen, die meist schon beim ersten Tageslicht aktiv wurden, waren noch nicht zum Vorschein gekommen.
    Als ich die Stufen zur hinteren Veranda hinaufstieg, sah ich, dass nur das Fliegengitter geschlossen war. Die Tür selbst stand offen. In der Küche brannte kein Licht.
    Ich lugte durch das Gitter. Rosalia saß am Tisch, die Hände um einen Becher Kaffee gefaltet. Sie sah lebendig aus.
    Der Augenschein kann trügen. Womöglich harrte ihre Leiche in einem anderen Zimmer der Entdeckung, und das hier war nur ihr an die Erde gefesselter Geist. Legte er vielleicht die Hände um den Becher, den sie hatte stehen lassen, als sie am Vorabend zur Haustür gegangen war, um ihrem Mörder aufzumachen?
    Ich roch keinen frisch aufgebrühten Kaffee.

    Wenn sie bisher darauf gewartet hatte, dass ich kam, um ihr zu sagen, ob sie sichtbar war, hatte immer Licht gebrannt. So wie jetzt im Dunkeln hatte ich sie noch nie sitzen sehen.
    Rosalia hob den Kopf und lächelte, als ich die Küche betrat.
    Ich starrte sie an und brachte kein Wort heraus, aus Angst, sie könnte ein Geist sein, der mir nicht antworten konnte.
    »Guten Morgen, Odd Thomas.«
    Die Angst entwich mit meinem aufgestauten Atem. »Sie sind am Leben!«
    »Natürlich bin ich am Leben. Ich weiß, ich bin nicht mehr das junge Mädchen, das ich einmal war, aber tot sehe ich hoffentlich auch nicht aus.«
    »Ich hab gemeint – sichtbar. Sie sind sichtbar.«
    »Ja, ich weiß. Das haben mir schon die beiden Polizisten gesagt, und deshalb musste ich heute Morgen gar nicht auf dich warten.«
    »Polizisten?«
    »Es war schön, schon so früh Bescheid zu wissen. Ich hab das Licht ausgemacht und es einfach genossen, hier zu sitzen und zu sehen, wie die Dämmerung heraufzieht.« Sie hob den Becher. »Möchtest du vielleicht etwas Apfelsaft, Odd Thomas?«
    »Nein, danke, Ma’am. Wie war das mit den beiden Polizisten? «
    »Es waren nette Jungs.«
    »Wann waren sie da?«
    »Vor kaum einer Dreiviertelstunde. Sie haben sich Sorgen um dich gemacht.«
    »Sorgen – weshalb?«
    »Sie sagten, jemand hätte angerufen und berichtet, in deiner Wohnung wäre ein Schuss gefallen. Ist das nicht lächerlich, Odd Thomas? Ich hab gesagt, ich habe nicht das Mindeste gehört. «

    Bestimmt war der Anruf anonym gewesen, konnte es sich bei dem Anrufer doch eigentlich nur um Robertsons Mörder gehandelt haben.
    »Ich hab sie gefragt, worauf in aller Welt du in deiner Wohnung wohl schießen solltest. Schließlich hast du keine Mäuseplage dort, hab ich zu ihnen gesagt.« Mrs. Sanchez hob den Becher, um einen Schluck Apfelsaft zu nehmen, fragte dann jedoch: »Du hast doch keine Mäuse in der Wohnung, oder?«
    »Nein, Ma’am.«
    »Sie wollten trotzdem reinschauen. Sie haben sich eben Sorgen um dich gemacht. Nette Jungs. Haben sich sorgfältig die Schuhe abgetreten. Angefasst haben sie auch nichts.«
    »Soll das heißen, Sie haben sie in meine Wohnung gelassen?«
    Mrs. Sanchez trank ihren Apfelsaft. »Na ja«, sagte sie, »es waren schließlich Polizisten, und sie haben sich wirklich Sorgen um dich gemacht. Als sie gesehen haben, dass du dir nicht in den Fuß geschossen hast oder so, waren sie sehr froh.«
    Ich wiederum war froh, die Leiche Robertsons sofort weggeschafft zu haben, nachdem ich sie in meiner Badewanne gefunden hatte.
    »Odd Thomas, du bist gestern Abend gar nicht

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