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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Vater sie, wenn auch in honigsüßem Ton.
    »Aber es stimmt«, sagte sie trotzig. »Als ob wir nicht schon tausendmal darüber gesprochen hätten. Er hat kein Auto, er wohnt in einer Garage …«
    »Über einer Garage«, stellte ich richtig.
    »… er trägt jeden Tag dasselbe, er ist mit jedem komischen Typen in der Stadt befreundet, er scharwenzelt um den Polizeichef rum, weil er gern selbst ein Bulle wär, er ist einfach ein totaler Spinner …«
    »Da werde ich dir absolut nicht widersprechen«, sagte ich.
    »… so ein Spinner, wie er hier wegen irgendeinem Scheiß hereinschneit und was von Hochzeit und berufsbezogenen Gabelwunden faselt. So was ist doch nicht mehr normal!«
    »Ich bin ein Spinner«, sagte ich ernsthaft. »Dazu bekenne ich mich, das akzeptiere ich. Kein Grund zum Streiten. Friede.«
    Es gelang meinem Vater nicht recht, einen überzeugend ehrlichen Ton zu markieren, als er sagte: »Jetzt hör mal auf. Du bist kein Spinner.«
    Er weiß nichts von meiner paranormalen Gabe. Als ich sieben Jahre alt war und mein bis dahin schwacher und unbeständiger sechster Sinn allmählich stärker und verlässlicher wurde, habe ich mich ihm nicht anvertraut.
    Meine Andersartigkeit habe ich unter anderem deshalb vor ihm verborgen, weil ich fürchtete, er werde mich bedrängen,
Lottogewinnzahlen zu erraten, etwas, was ich gar nicht kann. Vielleicht hätte er mich auch an die Medien verhökert, meine Begabung in einer Fernsehshow zu Geld gemacht oder gar Aktien an Spekulanten verkauft, die bereit gewesen wären, eine Dauerwerbesendung zu finanzieren, in der man für teures Geld anrufen und minutenweise meine Dienste als Wahrsager in Anspruch nehmen konnte.
    Ich rutschte von meinem Hocker herunter. »Ich glaube, jetzt weiß ich allmählich, wieso ich hergekommen bin«, sagte ich.
    Als ich auf die Küchentür zuging, folgte mein Vater mir. »Wirklich schade, dass du dir keinen anderen Samstag ausgesucht hast«, sagte er.
    Ich drehte mich zu ihm um. »Ich glaube, ich bin hierher gekommen, weil ich Angst hatte, zu meiner Mutter zu gehen.«
    Britney trat hinter meinen Vater und schmiegte ihren fast nackten Körper an ihn. Sie schlang die Arme um ihn und legte die flachen Hände auf seine Brust. Er machte keinen Versuch, sich ihr zu entziehen.
    »Da ist irgendetwas, was ich innerlich blockiere«, sagte ich mehr zu mir selbst als zu den anderen. »Etwas, was ich unbedingt wissen muss … oder tun muss. Und irgendwie hat es mit Mutter zu tun. Irgendwie besitzt sie die Antwort.«
    »Die Antwort?«, sagte mein Vater ungläubig. »Du weißt nur zu gut, dass deine Mutter die Letzte ist, bei der man Antworten findet.«
    Über seine linke Schulter hinweg grinste Britney mich hinterlistig an. Langsam ließ sie die Hände über seine muskulöse Brust und den straffen Bauch gleiten.
    »Setz dich doch wieder hin«, sagte mein Vater. »Ich gieße dir noch einen Kaffee ein. Wenn du ein Problem hast, über das du sprechen musst, dann sprechen wir darüber.«

    Britney bewegte die rechte Hand am Bauch entlang nach unten und schob die Fingerspitzen spielerisch unter den Bund seiner tief sitzenden Shorts.
    Er wollte, dass ich die Begierde sah, die er bei dieser gut gebauten jungen Frau weckte. Als schwacher Mann war er stolz auf seinen Status als Sexprotz, und dieser Stolz war so ausgeprägt, dass er sein ganzes Denken überschwemmte und ihn völlig unfähig machte, die erniedrigende Situation für seinen Sohn zu erkennen.
    »Gestern war der Jahrestag von Gladys Presleys Tod«, sagte ich. »Ihr Sohn hat tagelang hemmungslos geweint, nachdem er sie verloren hat, und dann hat er ein ganzes Jahr lang offen um sie getrauert.«
    Ein leichtes Staunen ließ eine winzige Furche in der mit Botox behandelten Stirn meines Vaters entstehen, aber Britney war zu sehr in ihr Spiel versunken, um mir aufmerksam zuzuhören. Ihre Augen funkelten vor Spott oder Triumph, während sie die Hand tiefer in die Kakishorts schob.
    »Seinen Vater hat er auch sehr gern gehabt. Morgen jährt sich der Todestag von Elvis selbst. Ich glaube, ich versuche mal, ihn aufzuspüren und ihm zu sagen, wie viel Glück er schon seit dem Tag hatte, an dem er geboren wurde.«
    Ich ging aus der Küche, verließ das Haus.
    Mein Vater folgte mir nicht. Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet.

52
    Meine Mutter wohnt in einem wunderhübschen viktorianischen Haus im historischen Viertel von Pico Mundo. Mein Vater hat es von seinen Eltern geerbt.
    Bei der Scheidung hat sie dieses

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