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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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einen ist sie inzwischen schon fünf Monate mit meinem Vater zusammen, und zum zweiten beträgt die durchschnittliche Dauer seiner Affären sechs bis neun Monate. Da ihr neunzehnter Geburtstag nahte, kam sie ihm bestimmt bald zu alt vor.
    Man hatte frischen Kaffee aufgebrüht. Ich bat um eine Tasse, goss mir dann selbst ein und setzte mich auf einen Barhocker an die Kücheninsel.
    Mein Vater, den meine Anwesenheit immer nervös machte, widmete sich unterdessen allerlei Beschäftigungen. Er spülte Britneys Champagnerglas aus, nachdem sie ausgetrunken hatte; er wischte eine Arbeitsplatte ab, die nicht abgewischt werden musste; er rückte die Stühle am Frühstückstisch zurecht.
    »Ich heirate am Samstag«, sagte ich.
    Das überraschte ihn. Er war nur kurz mit meiner Mutter verheiratet gewesen. Schon wenige Stunden nach dem Ehegelübde waren ihm Bedenken gekommen. Die Ehe war einfach nichts für ihn.

    »Etwa die kleine Llewellyn?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Ist das eine gute Idee?«
    »Das ist die beste Idee, die ich je hatte.«
    Britney wandte sich vom Fenster ab, um mich mit glänzenden Knopfaugen zu mustern. Aus ihrer Sicht zog eine Hochzeit eine Mitgift nach sich, eine elterliche Unterstützung, und sie war bereit, ihre Interessen zu verteidigen.
    Sie weckte in mir nicht den geringsten Ärger. Sie machte mich traurig, denn selbst ohne irgendeinen sechsten Sinn sah ich die zutiefst unglückliche Zukunft, die sie erwartete.
    Zugegebenermaßen machte sie mir auch ein bisschen Angst, weil sie launisch und leicht auf die Palme zu bringen war. Schlimmer noch, ihr Selbstwertgefühl war so rein und intensiv, dass sie nie an sich zweifeln würde und deshalb auch nicht in der Lage war, sich irgendwelche unangenehmen Folgen für ihre Handlungen vorzustellen.
    Mein Vater mag launische Frauen, unter deren Oberfläche ein beständiger Zorn brodelt. Je deutlicher ihre Launenhaftigkeit auf eine echte psychische Störung hindeutet, desto mehr erregen sie ihn. Sex ohne Gefahr reizt ihn nicht.
    All seine Geliebten haben in dieses Schema gepasst. Offenbar gibt er sich nicht viel Mühe, sie zu suchen; sie finden ihn mit zuverlässiger Regelmäßigkeit, so als spürten sie sein Bedürfnis und würden von bestimmten Schwingungen oder Pheromonen angezogen.
    Er hat mir einmal gesagt, je launischer eine Frau sei, desto heißer sei sie im Bett. Das war ein väterlicher Rat, auf den ich gern verzichtet hätte.
    Während ich nun Kaffee in einen Bauch voller Pepsi schüttete, fragte er: »Ist die kleine Llewellyn denn schwanger?«
    »Nein.«

    »Du bist zu jung zum Heiraten«, sagte er. »In meinem Alter – da wäre es an der Zeit, zur Ruhe zu kommen.«
    Das sagte er nur wegen Britney. Er würde sie nie heiraten. Später würde sie diesen Satz als Versprechen deuten. Wenn er ihr also den Laufpass gab, war die unvermeidliche Auseinandersetzung bestimmt noch dramatischer als die Kämpfe in Godzilla – Kampf der Sauriermutanten .
    Früher oder später wird eine seiner Süßen ihn in einem Anfall schlechter Laune verstümmeln oder gleich ganz umbringen. Ich glaube, dass er das auf einer tiefen, unbewussten Ebene auch weiß.
    »Was hast du da an deiner Stirn?«, fragte Britney.
    »Ein Pflaster.«
    »Bist du besoffen hingefallen oder so?«
    »Oder so.«
    »’ne Schlägerei?«
    »Nein. Es ist eine berufsbedingte Gabelwunde.«
    »Eine was?«
    »Mir ist eine glitschige Gabel ausgeglitten.«
    Alliterationen scheinen bei manchen Leuten Anstoß zu erregen. Britneys Miene verdüsterte sich. »Was für ’nen Scheiß hast denn du eingeworfen?«
    »Ich bin total voll gedröhnt mit Koffein«, gestand ich ein.
    »Du willst mich wohl verarschen?«
    »Mit Pepsi, Kaffee und Koffeintabletten. Und mit Schokolade. Schokolade enthält Koffein. Außerdem hab ich ’ne Menge Schokokekse gefuttert. Und Schoko-Donuts.«
    »Samstag ist gar nicht gut«, sagte mein Vater. »Am Samstag können wir nicht. Wir haben schon was vor, was wir nicht absagen können.«
    »Ist schon in Ordnung«, sagte ich. »Dafür hab ich Verständnis.«
    »Wenn du es uns ein bisschen früher gesagt hättest …«

    »Kein Problem. Ich hab gar nicht erwartet, dass ihr kommen könnt.«
    »Wie blöd muss man eigentlich sein«, meinte Britney, »um seine Hochzeit gerade mal drei Tage vorher anzukündigen?«
    »Langsam, langsam«, sagte mein Vater zu ihr.
    Ihr psychologischer Motor kannte keine langsame Gangart. »Ach, Scheiße, er ist so ein Spinner!«
    »Das ist wirklich nicht nett«, ermahnte mein

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