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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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den Stoffwechsel eines Beutelwolfs auf Methamphetamin haben.
    Zuerst röstete und bestrich ich die Muffins, während Bertie einen Schoko-Milchshake zubereitete und ein Vanille-Cola zapfte. Unser Star-Esser war offenbar auch ein beidhändiger Trinker. Als ich mich nach den Muffins an das Hack und die Würstchen machte, war ein zweiter Bodach erschienen. Dieser und der erste bewegten sich aufgeregt durchs Lokal, hin und her, hierhin und dorthin, kehrten jedoch immer zu dem lächelnden Vielfraß zurück, der sie freilich nicht wahrnahm.
    Als die Cheeseburger und die gut durchgebratenen Fritten fertig waren, schlug ich mit der Hand an die Glocke neben der Bratplatte, um Bertie zu signalisieren, dass die Bestellung so weit war. Bertie servierte sie noch heiß und stellte den Teller ohne jedes Klappern auf die Theke, wie sie es immer tut.
    Am Vorderfenster hatten sich weitere drei Bodachs versammelt, hartnäckige Schatten, die unempfindlich gegen die verdorrende Kraft der Wüstensonne waren. Sie lugten zu uns herein, als würden wir zur Schau gestellt.
    Oft vergehen Monate, in denen ich keinem von der Sorte begegne. Das Rudel, das ich zuvor auf der Straße gesehen hatte, und die jetzige Versammlung wiesen darauf hin, dass schlimme Zeiten auf Pico Mundo zukamen.
    Bodachs stehen mit dem Tod ungefähr so in Verbindung wie Bienen, die nach Blütennektar suchen. Sie scheinen sich daran zu laben.

    Gewöhnlicher Tod zieht jedoch keinen einzigen Bodach an und schon gar nicht einen ganzen Schwarm. Ich habe nie eines dieser Biester am Bett eines schwer krebskranken Patienten verweilen sehen oder in der Nähe von jemandem, der kurz vor einem tödlichen Herzanfall stand.
    Gewalt hingegen zieht sie an. Und Schrecken. Sie scheinen zu wissen, wann so etwas naht. Dann versammeln sie sich wie Touristen, die im Yellowstone-Nationalpark auf den vorherberechenbaren Ausbruch eines Geysirs warten.
    In den Tagen, bevor Penny Kallisto ermordet wurde, habe ich nie gesehen, dass einer von ihnen Harlo Landerson beschattet hätte. Wahrscheinlich waren auch keinerlei Bodachs zugegen, als Harlo das Mädchen missbraucht und erdrosselt hat.
    Zu Penny ist der Tod mit schrecklichen Schmerzen und unerträglicher Angst gekommen; gewiss betet jeder von uns, sein Tod möge nicht so brutal sein wie ihrer – oder er hofft es zumindest, je nach Stärke seines Gottvertrauens. Für Bodachs aber ist eine stille Strangulierung offenbar nicht aufregend genug, um sie aus den Löchern jenes seltsamen Reichs zu locken, in dem sie üblicherweise zu Hause sind.
    Ihr Appetit verlangt nach opernhaftem Schrecken. Die Gewalt, nach der sie sich sehnen, ist die extremste Spielart: mehrfacher vorzeitiger Tod, gewürzt mit lang anhaltendem Entsetzen und serviert mit Grausamkeit, so dick wie schlechte Bratensoße.
    Als ich neun Jahre alt war, hat ein Teenager namens Gary Tolliver, dem Drogen das Hirn verbrannt hatten, einen Topf hausgemachte Hühnersuppe vergiftet, um seine Familie – bestehend aus kleinem Bruder, kleiner Schwester, Mutter und Vater – zu betäuben. Während die vier bewusstlos waren, fesselte er sie, wartete, bis sie aufwachten, und verbrachte dann ein Wochenende damit, sie zu foltern, bevor er sie mit einer Bohrmaschine umbrachte.

    In der Woche vor diesen Gräueltaten war mir Tolliver zwei Mal über den Weg gelaufen. Bei der ersten Gelegenheit waren ihm drei gierige Bodachs auf den Fersen gewesen. Bei der zweiten Gelegenheit: nicht drei, sondern vierzehn.
    Ich habe keine Zweifel, dass die pechschwarzen Gestalten während des ganzen blutigen Wochenendes durchs Haus der Tollivers streiften, unsichtbar für die Opfer und den Mörder. Sie müssen von Zimmer zu Zimmer geschlichen sein, je nachdem, wo gerade etwas stattfand. Beobachtend. Sich labend.
    Zwei Jahre später legte ein Betrunkener mit seinem Lieferwagen die Zapfsäulen einer belebten Tankstelle draußen an der Green Moon Road flach und löste eine Explosion aus. Dabei und bei dem folgenden Feuer kamen sieben Menschen um. Am selben Morgen hatte ich dort in der frühen Sonne ein Dutzend Bodachs wie deplatzierte Schatten herumlungern sehen.
    Auch der Zorn der Natur zieht sie an. Nach dem Erdbeben vor anderthalb Jahren hat es in den Ruinen des Pflegeheims nur so von ihnen gewimmelt. Sie sind erst verschwunden, als man den letzten verwundeten Überlebenden aus den Trümmern gezogen hatte.
    Wäre ich vor dem Erdbeben am Pflegeheim vorbeigekommen, dann hätte ich gesehen, wie sie sich versammelten. Vielleicht

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