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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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meinem Arbeitsplatz entfernt. Während er sich auf dem Hocker nach links und rechts, links und rechts drehte wie ein zappeliges Kind, betrachtete er die Grillplatte, die Milchshake-Mixer und die Zapfanlage für Softdrinks. Dabei sah er ein wenig verdutzt, aber auch amüsiert aus.
    Nachdem der Bodach das Interesse an mir verloren hatte, rückte er dem Neuankömmling auf den Pelz und beschäftigte sich intensiv mit ihm. Falls es sich bei dem Kopf des pechschwarzen Wesens tatsächlich um einen Kopf handelte, dann neigte dieser Kopf sich abwechselnd nach links und rechts, als gäbe der lächelnde Mann ihm Rätsel auf. Und falls der schnauzenförmige Teil wirklich eine Schnauze war, dann schnüffelte der Schatten mit wölfischem Interesse.

    Von der Personalseite der Theke aus begrüßte Bertie Orbic den Neuankömmling: »Na, mein Lieber, was kann ich für Sie tun?«
    Es gelang dem Mann, gleichzeitig zu lächeln und zu sprechen; Letzteres tat er jedoch so leise, dass ich nicht hören konnte, was er sagte. Bertie sah erstaunt drein, aber dann fing sie an, auf ihren Bestellblock zu kritzeln.
    Die von einer runden Nickelbrille vergrößerten Augen des Gastes beunruhigten mich. Sein rauchgrauer Blick schwebte über mich hinweg wie ein Schatten über einen Waldtümpel, so als nähme er meine Gegenwart nicht bewusster wahr als jener Schatten die Existenz des Wassers.
    Die weichen Züge seines fahlen Gesichts ließen mich an weißliche Pilze denken, die ich einmal in der dunkeln, dumpfigen Ecke eines Kellers gesehen hatte, und an bleiche Boviste, wie sie auf feuchten Haufen von Waldmulch sprießen.
    Chief Porter, der mit seiner Portion Eier mit Fritten beschäftigt war, schien den Pilzmann genauso wenig wahrzunehmen wie den beobachtenden Bodach. Offenbar sagte ihm seine Intuition nicht, dass der neue Gast besondere Aufmerksamkeit verdiente.
    Ich hingegen fand den Pilzmann beunruhigend – teilweise, wenn auch nicht nur deshalb, weil der Bodach sich noch immer brennend für ihn interessierte.
    Obgleich ich in gewissem Sinn mit den Toten kommuniziere, habe ich nicht auch noch Vorahnungen – außer in manchen Fällen, wenn ich fest schlafe und träume. Im Wachzustand bin ich genauso anfällig für tödliche Überraschungen wie jedermann sonst. Falls mein Tod durch die Waffe eines Terroristen verursacht werden sollte oder durch ein bei einem Erdbeben herabstürzendes Gesims, so würde ich die Gefahr nicht ahnen, bis ich den verhängnisvollen Schuss hörte oder den Boden unter meinen Füßen schwanken spürte.

    Mein Argwohn bezüglich dieses Mannes hatte auch nichts mit einem rationalen Verdacht zu tun, sondern mit einfachem Instinkt. Jeder, der derart unerbittlich lächelte, war entweder ein Einfaltspinsel – oder ein Betrüger, der etwas zu verbergen hatte.
    Die rauchgrauen Augen sahen nachdenklich und nur halb fokussiert aus, aber ich bemerkte keine Dummheit darin. Vielmehr glaubte ich, eine listig verschleierte Wachsamkeit zu entdecken, vergleichbar mit der einer stocksteifen Schlange, die vor dem Angriff auf eine saftige Maus Gleichgültigkeit markiert.
    Bertie Orbic klemmte den Bon an die Schiene und übermittelte mir die Bestellung: »Zwei Kühe, bring sie zum Weinen, gib ihnen Decken und paar sie mit Schweinen.«
    Zwei Hamburger mit Zwiebeln, Käse und Speck.
    In ihrer lieben, klaren Stimme, die sich anhört wie die eines zehnjährigen Mädchens, das einmal Gesang studieren wird, fuhr sie fort: »Doppelte Knollen, zweimal in der Hölle.«
    Zwei Portionen Pommes frites, extra knusprig.
    »Back zwei Briten, schick sie nach Philadelphia, Fisch holen.«
    Zwei englische Muffins mit Frischkäse und Räucherlachs.
    Sie war noch nicht fertig: »Mach die Küche sauber, dazu Pupsbeeren mit Zeppelinos.«
    Eine Portion Hack und eine Portion schwarze Bohnen mit Würstchen.
    »Gleich aufs Feuer – oder soll ich warten, bis seine Freunde kommen?«
    »Aufs Feuer«, sagte Bertie. »Das ist für ihn allein. Ein spillriger Knabe wie du versteht so was nicht.«
    »Was will er zuerst?«
    »Das bleibt dir überlassen.«

    Der Pilzmann lächelte verträumt einen Salzstreuer an, den er auf der Theke vor sich ständig rundherum drehte, als faszinierte ihn der mysteriöse Inhalt aus weißen Kristallen.
    Der Kerl besaß zwar nicht den muskulösen Körperbau, der ihn zum PR-Manager eines Fitnesscenters qualifiziert hätte, aber er war auch nicht fett, nur auf seine pilzige Art leicht rundlich. Wenn er bei jeder Mahlzeit so zulangte, dann musste er

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