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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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distanzierten Beobachter, wie das Filmfiguren manchmal sind, wenn sie träumen. Wir sehen unsere inneren Dramen normalerweise ausschließlich aus unserer Perspektive. Deshalb können wir uns in Albträumen auch nur indirekt in die eigenen Augen schauen, möglicherweise
weil wir fürchten, darin die schlimmsten Ungeheuer zu entdecken, die uns quälen.
    Violas Gesicht, süß wie Milchschokolade, war nun von einem flehenden Ausdruck verzerrt. »Sag mir die Wahrheit, Odd. Siehst du den Tod in mir?«
    Ich sagte ihr nicht, dass der Tod in uns allen schlummert und zur rechten Zeit erwachen wird.
    Obwohl mir kein einziges kleines Detail von Violas Zukunft, ob grausam oder erfreulich, offenbart worden war, verführte mich der köstliche Duft meines unberührten Cheeseburgers zu einer Lüge, um endlich zum Mittagessen zu kommen: »Du wirst ein langes, glückliches Leben haben und irgendwann in hohem Alter ruhig im Schlaf dahinscheiden.«
    »Ehrlich?«
    Lächelnd nickte ich, ohne mich der Täuschung zu schämen. Schließlich konnte sie sich als wahr erweisen. Es richtet keinen echten Schaden an, anderen Menschen Hoffnung zu machen, finde ich. Außerdem hatte ich mich nicht darum gerissen, als Orakel zu dienen.
    Viola verließ uns in besserer Stimmung als vorher, um sich wieder den zahlenden Gästen zuzuwenden.
    Ich griff nach meinem Cheeseburger. »23. Oktober 1958«, sagte ich zu Terri.
    »Damals war Elvis in der Army«, sagte sie und zögerte anschließend nur, um einen Bissen ihres Käsetoasts zu kauen. »Er war in Deutschland stationiert.«
    »Das ist zu allgemein.«
    »Am Abend des Dreiundzwanzigsten fuhr er nach Frankfurt, um ein Konzert von Bill Haley zu besuchen.«
    »Womöglich hast du dir das bloß ausgedacht.«
    »Nein, hab ich nicht, das weißt du genau!« Ihre knackige Dillgurke knirschte hörbar, als sie hineinbiss. »Er hat ihn aber
nur in der Garderobe besucht. Am Tag darauf hat er einen schwedischen Rock-’n’-Roll-Star namens Little Gerhard getroffen.«
    »Little Gerhard? Das stimmt jetzt aber sicher nicht!«
    »Den Namen hat er sich wohl von Little Richard abgeschaut, aber da bin ich mir nicht sicher. Ich hab Little Gerhard nie singen gehört. Wird jemand Viola in den Kopf schießen?«
    »Keine Ahnung.« Das Cheeseburgerfleisch war nicht nur saftig und exakt halb durchgebraten, sondern auch mit einer perfekten Prise Kräutersalz gewürzt. Poke machte mir durchaus Konkurrenz. »Wie du gesagt hast, Träume sind nichts als Träume.«
    »Viola hat es wirklich schwer gehabt. So was kann sie jetzt gar nicht brauchen.«
    »Einen Kopfschuss? Wer braucht so was schon.«
    »Passt du bitte auf sie auf, ja?«, sagte Terri.
    »Wie sollte ich das tun?«
    »Streck deine medialen Fühler aus. Vielleicht kannst du die Sache aufhalten, bevor sie geschieht.«
    »Ich hab keine medialen Fühler.«
    »Dann frag einen von deinen toten Freunden. Die wissen doch manchmal von Dingen, die geschehen werden, oder?«
    »Im Allgemeinen sind das keine Freunde von mir, bloß flüchtige Bekannte. Abgesehen davon, sind sie nur dann hilfreich, wenn sie hilfreich sein wollen.«
    »Wenn ich tot wäre, würde ich dir helfen«, versicherte Terri mir.
    »Du bist goldig. Fast würde ich mir wünschen, dass du tot bist.« Ich legte den Cheeseburger auf den Teller und leckte mir die Finger. »Falls wirklich jemand in Pico Mundo anfangen sollte, Leute zu erschießen, dann der Pilzmann.«
    »Wer ist denn das?«

    »Der hat vor ’ner Weile dort an der Theke gehockt und Essen bestellt, das für drei gereicht hätte. Hat sich voll gestopft wie ein verhungertes Schwein.«
    »Solche Gäste sind mir die liebsten. Aber ich hab den gar nicht gesehen.«
    »Du warst in der Küche. Er war bleich, weich und überall rundlich wie ein Pilz, den jemand wie Hannibal Lecter im Keller züchten würde.«
    »Schlechte Vibrationen?«
    »Als der Pilzmann gegangen ist, hatte er ein ganzes Gefolge von Bodachs um sich.«
    Terri erstarrte und sah sich argwöhnisch um. »Ist jetzt noch einer von denen hier?«
    »Nee. Das Schlimmste, was sich momentan in diesen Räumen aufhält, ist Bob Sphincter.«
    Der echte Name des betreffenden Geizkragens war Spinker, aber er verdiente den Spitznamen, den wir ihm insgeheim gegeben hatten. Egal, wie viel er verzehrt hatte, sein Trinkgeld betrug immer einen Vierteldollar.
    Bob Sphincter hielt sich tatsächlich für zweieinhalbmal so großzügig wie John D. Rockefeller, der Ölmilliardär. Wie die Sage berichtet, hatte der selbst in den

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