Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
ich – wie viele andere junge Amerikaner – durch das Anschauen von TV-Kriminalserien ausreichend gebildet, um mühelos ins Haus zu kommen.
    Um mein Leben zu vereinfachen, habe ich kein Bankkonto und bezahle nur in bar; folglich besitze ich auch keine Kreditkarten. Aufmerksamerweise hat mir der Staat Kalifornien jedoch einen laminierten Führerschein ausgestellt, der steif genug ist, um ein Schnappschloss aufzudrücken.
    Wie erwartet, zeichnete sich die Küche weder durch eine schicke Ausstattung noch durch Sauberkeit aus. Als Saustall konnte man sie gerechterweise allerdings auch nicht bezeichnen, sie litt nur unter einer allgemeinen Unordnung. Hier und da waren Krümel verstreut, falls Ameisen zu Besuch kommen sollten.
    Ein unangenehmer, schwacher Geruch hing in der gut gekühlten Luft. Weil ich den Ursprung nicht bestimmen konnte, dachte ich zuerst, es sei die eigentümliche Ausströmung des Pilzmanns,
immerhin sah dieser durchaus so aus, als würde er seltsame, schädliche Düfte von sich geben, wenn nicht gar tödliche Sporen.
    Ich wusste zwar nicht, wonach ich hier suchte, aber ich rechnete damit, es zu erkennen, wenn ich es sah. Irgendetwas hatte die Bodachs zu diesem Mann gelockt, und ich war der Sache mit der Hoffnung gefolgt, einen Hinweis auf den Grund ihres Interesses zu entdecken.
    Nachdem ich mich in der Küche umgeschaut und vergeblich versucht hatte, in einem halb mit kaltem Kaffee gefüllten Becher, einer bräunlichen Bananenschale auf einem Schneidbrett, den ungewaschenen Tellern im Spülbecken und dem gewöhnlichen Inhalt von Schubladen und Schränken Bedeutung zu finden, merkte ich, dass die Luft nicht nur kühl, sondern unerklärlich frostig war. Der Schweiß auf den nackten Partien meiner Haut war getrocknet. Am Nacken fühlte er sich sogar so an, als wäre er zu Eis geworden.
    Die durchdringende Kälte war unerklärlich, weil selbst in der Mojave, wo Klimatisierung unerlässlich ist, derart alte und bescheidene Häuser nur selten eine zentrale Kühlanlage haben. Am Fenster montierte Geräte, die jeweils ein einzelnes Zimmer kühlen, sind eine vernünftige Alternative zum kostspieligen Umbau von Gebäuden, bei denen sich der Aufwand nicht lohnt.
    In der Küche gab es keine derartigen Geräte.
    Oft halten die Bewohner solcher Häuser die Hitze nur nachts und nur im Schlafzimmer in Schach, weil sie sonst nicht schlafen können. Selbst in einem so kleinen Haus wäre die Klimaanlage im Schlafzimmer jedoch nicht in der Lage gewesen, sämtliche Räume zu kühlen. Auf jeden Fall hätte sie aus der Küche keinen Eisschrank gemacht.
    Außerdem waren solche Geräte nicht gerade leise: Der Kompressor schnaufte und summte, der Ventilator ratterte. Ich hörte nichts dergleichen.

    Während ich mit schräg gelegtem Kopf dastand und lauschte, ruhte das Haus schweigend in sich. Als ich darüber nachdachte, kam mir plötzlich auch die Stille unnatürlich vor.
    Meine Schuhe hätten dem rissigen Linoleum und den von Zeit, Hitze und Trockenheit gelockerten Dielen Geräusche entlocken sollen, aber wenn ich mich bewegte, dann war ich so lautlos wie eine Katze, die über Polster ging.
    Im Nachhinein wurde mir klar, dass sich die Schubladen und Schranktüren nur mit dem leisesten Flüstern geöffnet und geschlossen hatten, so als wären sie mit reibungsfreien Führungen und Scharnieren konstruiert.
    Als ich mich auf die offene Tür zwischen der Küche und dem nächsten Zimmer zubewegte, schien die kalte Luft sich zu verdichten und die Geräuschübertragung weiter zu dämpfen.
    Das kärglich möblierte Wohnzimmer war genauso trist und von Unordnung geprägt wie die Küche. Zerfledderte alte Taschenbücher, zweifellos in einem Antiquariat erworben, und Zeitschriften lagen planlos auf dem Boden, dem Sofa und dem Couchtisch.
    Die Zeitschriften waren das, was zu erwarten war. Fotos nackter Frauen wechselten sich ab mit Artikeln über Extremsport, schnelle Autos und erbärmliche Verführungstechniken. Garniert war das Ganze mit Anzeigen für Potenzmittel und für Vorrichtungen, die garantierten, den liebsten Körperteil des männlichen Durchschnittsbürgers zu vergrößern, womit ich nicht das Gehirn meine.
    Mein liebster Körperteil ist mein Herz, weil es das Einzige ist, was ich Stormy Llewellyn geben muss. Außerdem ist sein Schlagen morgens beim Aufwachen der erste Beweis dafür, dass ich mich während der Nacht nicht zur Gemeinschaft der hartnäckig herumlungernden Toten gesellt habe.

    Die Taschenbücher

Weitere Kostenlose Bücher