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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Mitgefühls gerechtfertigt hätte.
    Heute, in den Nachwehen des 15. August, weiß ich zwar immer noch nicht, wie viel Elvis von den schrecklichen Dingen wusste, die geschehen würden. Ich vermute aber, er hat sie allesamt vorhergesehen.
    Wie alle anderen Geister spricht Elvis nicht. Auch singen tut er nicht.

    Manchmal, wenn er in rhythmischer Stimmung ist, tanzt er ein bisschen. Er kennt ein paar coole Schritte, ohne sich freilich mit jemandem wie Gene Kelly vergleichen zu können.
    Ich ließ den Wagen an und drückte die Zufallstaste des CD-Spielers. Terri hat das sechs Scheiben fassende Magazin mit den besten Werken ihres Idols bestückt.
    Aus den Lautsprechern kam »Suspicious Minds«, was Elvis sichtlich freute. Mit den Fingerspitzen klopfte er auf dem Armaturenbrett den Takt, während wir Camp’s End hinter uns ließen.
    Als wir uns dem Haus von Chief Wyatt Porter näherten, das in einem deutlich besseren Viertel steht, hörten wir gerade »Mama Liked the Roses« aus Elvis’ Christmas Album , und der King of Rock ’n’ Roll weinte leise Tränen.
    So sehe ich ihn lieber nicht. Zu dem harten Rocker, der »Blue Suede Shoes« gesungen hat, passt ein überhebliches Lächeln oder gar ein mokantes Grinsen besser als Tränen.
    Wyatts Frau Karla öffnete die Tür. Gertenschlank, bezaubernd und mit Augen, so grün wie Lotosblätter, strahlt sie immer eine Aura von Heiterkeit und ruhigem Optimismus aus, die einen erfreulichen Kontrast zu der Leichenbittermiene und den traurigen Augen ihres Gatten bildet.
    Ich vermute, Karla ist der Grund, weshalb Wyatt von seinem Job nicht völlig ruiniert worden ist. Jeder von uns braucht eine Quelle der Inspiration in seinem Leben, einen Grund, hoffen zu können, und im Falle Wyatts ist das Karla.
    »Oddie«, sagte sie, »wie schön, dich zu sehen! Komm rein, komm nur rein. Wyatt ist hinten auf der Terrasse und macht den Grill bereit, um ein paar erstklassige Steaks zu verkohlen. Wir haben ein paar Leute zum Essen eingeladen, aber es ist mehr als genug da. Du kannst doch hoffentlich bleiben?«
    Während sie mich durchs Haus führte, ohne zu merken, dass Elvis uns in einer Stimmung à la »Heartbreak Hotel« begleitete,
sagte ich: »Vielen Dank, Ma’am, das ist sehr nett von Ihnen, aber ich hab eine Verabredung. Ich bin bloß kurz vorbeigekommen, um was mit dem Chief zu besprechen.«
    »Der wird sich freuen, dich zu sehen«, sagte sie. »Das tut er ja bekanntlich immer.«
    Auf der Terrasse übergab sie mich an Wyatt, der eine Schürze mit der Aufschrift VERKOHLT UND FETTIG – DAZU PASST BLOSS BIER trug.
    »Odd«, sagte Chief Porter, »hoffentlich bist du nicht hergekommen, um mir den Abend zu verderben.«
    »Das liegt nicht in meiner Absicht, Sir.«
    Der Polizeichef führte Regie über zwei Grills, der eine mit Gas für Gemüse und Maiskolben, der andere mit Holzkohle für die Steaks.
    Die Sonne würde noch zwei Stunden bis zum Horizont brauchen, im Beton der Terrasse war ein Tag voll Wüstenglut gespeichert, und von den beiden Grills stiegen sichtbare Hitzewellen in die Luft. Angesichts dessen hätte Wyatt eigentlich genug Salzwasser produzieren sollen, um das seit Urzeiten versickerte Meer von Pico Mundo wiederherzustellen. Er war jedoch so trocken wie der Star eines Werbespots für ein Deospray.
    Im Lauf der Jahre habe ich Chief Porter nur zwei Mal schwitzen sehen. Beim ersten Mal sah er sich einer Harpunenpistole gegenüber, mit der ein niederträchtiges Subjekt auf seine Weichteile zielte; und beim zweiten Mal ging es noch wesentlich nervenaufreibender zu.
    Elvis sah sich die Schüsseln mit Kartoffelsalat, Maischips und frischem Obstsalat auf dem Campingtisch an, verlor jedoch offenbar das Interesse, als ihm klar wurde, das es keine frittierten Sandwiches mit Banane und Erdnussbutter gab. Er schlenderte zum Swimmingpool.

    Nachdem ich dankend eine Flasche Corona abgelehnt hatte, setzten der Chief und ich uns auf Gartenstühle, und Wyatt sagte: »Na, hast du wieder mit den Toten kommuniziert?«
    »Ja, Sir, den ganzen Tag über, immer mal wieder. Aber momentan geht’s mir weniger darum, wer tot ist, als darum, wer es bald sein könnte.«
    Ich erzählte ihm von meinen Begegnungen mit dem Pilzmann im Lokal und später im Einkaufszentrum.
    »Klar hab ich den gesehen, als ich im Grill war«, sagte der Chief, »aber er ist mir nicht verdächtig vorgekommen, bloß … bedauernswert.«
    »Verständlich, Sir, weil Sie nicht den Vorteil hatten, seinen Fanclub sehen zu können.« Ich

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