Anbetung
beschrieb das beunruhigend große Gefolge aus Bodachs, das den Pilzmann begleitet hatte.
Als ich von meinem Besuch in dem kleinen Haus in Camp’s End berichtete, behauptete ich ziemlich unglaubwürdig, die Seitentür habe offen gestanden, und ich sei hineingegangen, weil ich meinte, jemand sei in Not. Das entband den Polizeichef von der Notwendigkeit, mein Komplize bei etwas zu werden, was der Sache nach ein Einbruch war.
»Ich bin kein Seiltänzer«, sagte er wie zur Erinnerung.
»Das weiß ich, Sir.«
»Aber manchmal erwartest du von mir, einen gefährlich schmalen Grat zu beschreiten.«
»Ich habe große Achtung vor Ihrem Gleichgewichtssinn, Sir.«
»Hör mal, Junge, das klingt jetzt aber arg so, als wolltest du mich veräppeln.«
»Nicht so richtig, Sir, im Grunde ist es ehrlich gemeint.«
Als ich erzählte, was ich im Haus gefunden hatte, vermied ich es, die schwarze Kammer und den Schwarm anreisender Bodachs
zu erwähnen. Selbst ein so verständnisvoller und aufgeschlossener Mensch wie Wyatt Porter kann skeptisch werden, wenn man ihm zu viele exotische Einzelheiten aufdrängt.
»Was siehst du da drüben eigentlich?«, fragte der Chief, als ich mit meiner Geschichte fertig war.
»Wieso?«
»Du schaust ständig zum Pool rüber.«
»Da ist Elvis«, erklärte ich. »Er benimmt sich ziemlich seltsam. «
»Elvis Presley ist hier? Jetzt? In meinem Garten?«
»Er geht auf dem Wasser hin und her und gestikuliert dabei.«
»Er gestikuliert?«
»Keine obszönen Gesten, Sir, und mit uns haben sie auch nichts zu tun. Es sieht so aus, als würde er mit sich selbst diskutieren. Manchmal mache ich mir richtig Sorgen um ihn.«
Karla Porter tauchte wieder auf, diesmal mit den ersten beiden Gästen im Schlepptau.
Bern Eckles, Ende zwanzig, war ein neuer Mitarbeiter der Polizei von Pico Mundo. Er war erst zwei Monate dabei.
Lysette Rains, die sich auf falsche Fingernägel spezialisiert hatte, war die stellvertretende Geschäftsführerin des florierenden Kosmetiksalons, den Karla besaß. Er befand sich in der Olive Street, gerade mal zwei Straßen von meinem Arbeitsplatz entfernt.
Die beiden waren zwar nicht als Paar gekommen, aber man merkte gleich, dass der Chief und Karla sie verkuppeln wollten.
Weil er nichts von meinem sechsten Sinn wusste – und auch nie wissen würde –, war es Officer Eckles nicht recht klar, was er von mir halten sollte, und er wirkte noch unentschlossen, ob er mich mochte oder nicht. Er begriff nicht, weshalb sein Chef sich selbst an den hektischsten Tagen immer Zeit für mich nahm.
Nachdem man den Gästen etwas zu trinken gebracht hatte, wurde Eckles vom Chief gebeten, ein paar Minuten mit ihm in sein Arbeitszimmer zu kommen. »Ich setze mich an den Computer, während Sie ein paar Anrufe für mich machen«, erklärte er. »Wir brauchen ein paar Informationen über diesen komischen Vogel aus Camp’s End.«
Während er mit dem Chief ins Haus ging, schaute Bern Eckles sich zweimal stirnrunzelnd nach mir um. Vielleicht dachte er, ich würde in seiner Abwesenheit mit Lysette Rains anzubandeln versuchen.
Karla ging wieder in die Küche, wo sie mit dem Nachtisch beschäftigt war, und Lysette setzte sich auf den Stuhl, auf dem der Chief gesessen hatte. Mit beiden Händen hielt sie ein Glas Cola mit einem Schuss Wodka Orange, an dem sie nippte, um sich nach jedem Schluck die Lippen zu lecken.
»Wie schmeckt das?«, erkundigte ich mich.
»So ähnlich wie Reinigungsflüssigkeit mit Zucker. Aber manchmal ist mein Energielevel ein bisschen down, und da hilft nur Koffein.«
In ihrem Outfit aus gelben Shorts und Rüschenbluse sah sie aus wie ein Zitronentörtchen mit apartem Zuckerguss.
»Wie geht es deiner Mutter, Odd?«
»Die ist immer noch für jede Überraschung gut.«
»War zu erwarten. Und deinem Vater?«
»Der wird bald ziemlich reich werden.«
»Womit diesmal?«
»Er verkauft Mondgrundstücke.«
»Wie funktioniert denn das?«
»Wenn man fünfzehn Dollar zahlt, kriegt man eine Besitzurkunde für einen Quadratmeter Mond.«
»Der Mond gehört deinem Vater doch gar nicht«, sagte Lysette mit einem Anflug von Missbilligung.
Sie ist ein lieber Mensch, der einen nicht gern vor den Kopf stößt, selbst wenn es um offenkundigen Schwindel geht.
»Nein, natürlich nicht«, sagte ich. »Aber ihm ist aufgefallen, dass es auch keinen anderen Besitzer gibt, deshalb hat er einen Brief an die Vereinten Nationen geschickt, um seine Ansprüche anzumelden. Gleich am nächsten Tag hat er
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