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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Anblick von Waffen macht mir Angst«, beruhigte ich ihn.

    Der Chief betrachtete den Swimmingpool. »Spaziert er immer noch auf dem Wasser herum?«
    »Nein, Sir. Er steht neben Lysette, guckt ihr in die Bluse und weint.«
    »Da gibt’s doch nichts zu weinen«, sagte der Chief und zwinkerte mir zu.
    »Das Weinen hat nichts mit Lysette zu tun. Er ist heute einfach in melancholischer Stimmung.«
    »Weshalb? Elvis ist mir nie besonders rührselig vorgekommen. «
    »Menschen verändern sich, wenn sie sterben. Das ist eine traumatische Sache. Ab und zu ist er einfach so, ohne dass ich sicher wüsste, was ihn bekümmert. Er unternimmt nichts, um sich mir verständlich zu machen.«
    Von der Vorstellung, dass Elvis Presley weinte, war der Chief sichtlich bestürzt. »Können wir vielleicht irgendwas für ihn tun?«, fragte er.
    »Das ist sehr aufmerksam von Ihnen, Sir, aber ich weiß nicht recht, was man wirklich tun könnte. Nach dem, was ich bei anderen Gelegenheiten beobachten konnte, hab ich so das Gefühl … er vermisst seine Mutter Gladys und will bei ihr sein.«
    »Soweit ich mich erinnere, hat er seine Mama besonders gern gehabt, nicht wahr?«
    »Er hat sie angebetet«, sagte ich.
    »Ist sie nicht auch schon tot?«
    »Schon viel länger als er, ja.«
    »Aber dann sind sie doch wieder zusammen, oder etwa nicht?«
    »Nicht, solange er zögert, die hiesige Welt loszulassen. Sie ist dort drüben im Licht, und er steckt hier fest.«
    »Wieso zieht er nicht einfach weiter?«
    »Manchmal gibt es wichtige Angelegenheiten, die sie noch nicht erledigt haben.«

    »Wie die kleine Penny Kallisto heute Morgen, die dich zu Harlo Landerson geführt hat.«
    »Ja, Sir. Und manchmal lieben sie diese Welt so sehr, dass sie sie gar nicht verlassen wollen.«
    Der Chief nickte. »Diese Welt war gut zu ihm, das stimmt.«
    »Was unerledigte Angelegenheiten betrifft, hätte er eigentlich schon mehr als sechsundzwanzig Jahre gehabt, um sich darum zu kümmern«, sagte ich.
    Der Chief spähte mit zusammengekniffenen Augen zu Lysette Rains hinüber. Offenbar bemühte er sich, einen noch so winzigen Hinweis auf ihren geisterhaften Begleiter zu erkennen – einen Fetzen Ektoplasma, einen vagen Luftwirbel, ein mystisch bebendes Leuchten. »Er hat ein paar tolle Songs gesungen.«
    »Ja, das hat er.«
    »Sag ihm, dass er hier immer willkommen ist.«
    »Mache ich, Sir. Nett von Ihnen.«
    »Kannst du wirklich nicht zum Essen bleiben?«
    »Vielen Dank, Sir, aber ich bin verabredet.«
    »Sicher mit Stormy.«
    »Ja, Sir. Sie ist meine Bestimmung.«
    »Du bist ein gerissener Bursche, Odd. Das hört sie wahrscheinlich unheimlich gern – meine Bestimmung. «
    »Ich höre das selbst unheimlich gern.«
    Der Polizeichef legte mir den Arm um die Schultern und brachte mich zum Tor an der Nordseite des Hauses. »Das Beste, was einem Mann passieren kann, ist eine gute Frau.«
    »Gut ist noch gar kein Ausdruck für so jemand wie Stormy.«
    »Ich freue mich für dich, Junge.« Wyatt hob den Riegel und hielt mir das Tor auf. »Mach dir keine Sorgen wegen diesem Bob Robertson. Wir beschatten ihn, aber so, dass er nichts davon merkt. Sobald er eine falsche Bewegung machen will, schnappen wir ihn uns.«

    »Sorgen werde ich mir trotzdem machen, Sir. Er ist ein sehr gefährlicher Mensch.«
    Als ich zu Terris Mustang kam, saß Elvis bereits auf dem Beifahrersitz.
    Die Toten müssen nicht zu Fuß gehen, wenn sie irgendwohin wollen, und Auto fahren müssen sie genauso wenig. Wenn sie es vorziehen, trotzdem zu gehen oder sich in einen Wagen zu setzen, dann tun sie das aus nostalgischen Gründen.
    Auf dem Weg von Wyatt Porters Party am Pool zu Terris Mustang hatte Elvis sich umgezogen. Statt seiner Sachen aus Blaues Hawaii trug er nun legere schwarze Hosen, einen eleganten Sportsakko aus Tweed, ein weißes Hemd mit schwarzer Krawatte und schwarzem Einstecktuch – ein Kostüm aus (wie Terri Stambaugh mir später erklärte) Ob blond, ob braun .
    Während wir das Haus der Porters hinter uns ließen, hörten wir »Stuck on You«, einen der mitreißendsten Titel, die der King je aufgenommen hat.
    Elvis trommelte auf seinen Knien den Takt und wippte mit dem Kopf hin und her, aber seine Tränen flossen unvermindert weiter.

15
    Als wir im Stadtzentrum von Pico Mundo an einer Kirche vorbeikamen, bedeutete mir Elvis, ich solle an den Straßenrand fahren.
    Ich hielt an, und er streckte mir die rechte Hand hin. Sein Händedruck war so echt und warm wie der von Penny Kallisto.
    Statt

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