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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Hinterkopf des Opfers.
    Ohne bewusste Absicht war ich rückwärts aus dem Bad gewichen. Ich stand gleich jenseits der Schwelle.
    Mein Herz trommelte einen Rhythmus, der nicht zur Melodie des Nachtvogels passte.
    Ich warf einen Blick auf die Pistole, die vor der Wohnungstür auf dem Teppichboden lag. Mein instinktives Zögern, die Waffe anzufassen, hatte sich als klug erwiesen, obwohl ich noch nicht wirklich begriff, was hier vorgefallen war.
    Mein Handy lag auf der Frühstückstheke, das Telefon stand auf dem Nachttisch neben meinem Bett. Ich überlegte, wen ich anrufen sollte und wen ich anrufen konnte . Keine meiner Möglichkeiten sagte mir zu.
    Um die Lage besser zu verstehen, musste ich das Gesicht der Leiche sehen.
    Ich trat wieder ins Badezimmer und beugte mich über die Wanne. Statt die gekrümmten, verdrehten Finger anzufassen, packte ich Hemd und Hose und schaffte es mit Mühe, den Toten auf die Seite und dann auf den Rücken zu drehen.
    Das Handtuch rutschte vom Gesicht.

    Die Augen von Bob Robertson waren noch immer ausgeblichen grau, hatten jedoch den unheimlichen Ausdruck der Belustigung verloren, der sie geprägt hatte. Außerdem waren sie im Tod stärker fokussiert als im Leben. Der Blick richtete sich angestrengt auf etwas in der Ferne, so als hätte Robertson in der letzten Sekunde seiner Existenz etwas gesehen, was noch erschreckender und grausiger war als das Gesicht seines Mörders.

32
    Einen Moment lang erwartete ich, dass der Pilzmann blinzelte, grinste, mich packte und zu sich in die Wanne zerrte, um mich mit den Zähnen zu zerfleischen, die ihm bei seiner Völlerei im Grill so gute Dienste geleistet hatten.
    Nach seinem unerwarteten Tod hatte ich vorläufig keine Bestie mehr im Visier; mein Plan war entgleist, mein Ziel unklar. Ich hatte angenommen, dass es sich bei Robertson um den wahnsinnigen Amokschützen handelte, der in meinem Traum mordete, nicht um eines der Opfer. Nach seinem Tod hatte das Labyrinth keinen Minotaurus mehr, den ich aufspüren und erschlagen konnte.
    Man hatte ihm ein einziges Mal in die Brust geschossen, und zwar aus so kurzer Entfernung, dass er möglicherweise sogar den Druck der Pistolenmündung gespürt hatte. Auf seinem Hemd war das grau-braune Muster des Mündungsfeuers zu sehen.
    Offenbar hatte das Herz augenblicklich ausgesetzt, jedenfalls war kaum Blut ausgetreten.
    Wieder wich ich aus dem Badezimmer zurück.
    Fast hätte ich die Tür hinter mir zugezogen. Dann hatte ich das merkwürdige Gefühl, dass Robertson sich hinter der geschlossenen Tür trotz seines zerfetzten Herzens leise aus der Badewanne erheben und stehend auf mich warten würde, um mich bei meiner Rückkehr zu überrumpeln.
    Er war mausetot, und ich wusste, dass er tot war, und doch flochten solche irrationalen Sorgen Knoten in meine Nerven.
    Ich ließ die Badezimmertür offen, ging zum Spülbecken und wusch mir die Hände. Nachdem ich sie mit Küchentüchern abgetrocknet hatte, hätte ich sie beinahe noch einmal gewaschen.
    Obwohl ich nur Robertsons Kleider angefasst hatte, bildete ich mir ein, dass meine Hände nach Tod rochen.
    Ich nahm den Telefonhörer ab, ließ ihn dabei unabsichtlich an die Gabel klappern und hätte ihn fast wieder fallen lassen. Meine Hände zitterten.
    Ich lauschte dem Wählton.
    Chief Porters Nummer kannte ich auswendig. Ich musste sie nicht nachschlagen.
    Schließlich legte ich wieder auf, ohne auch nur eine einzige Nummerntaste gedrückt zu haben.
    Die Umstände hatten meine vertraute Beziehung zu dem Polizeichef verändert. Ein toter Mann harrte in meiner Wohnung der Entdeckung. Die Waffe, mit der man ihn getötet hatte, lag ebenfalls hier.
    Vor wenigen Stunden hatte ich eine beunruhigende Begegnung mit dem Opfer in der St. Bartholomew gemeldet. Außerdem wusste der Chief, dass ich am Nachmittag illegal in Robertsons Haus eingedrungen war und ihm damit einen Grund verschafft hatte, mich zur Rede zu stellen.
    Falls die Pistole auf Robertson eingetragen war, dann zog die Polizei wahrscheinlich den nahe liegenden Schluss, er sei hierher gekommen, um mich zu fragen, was ich in seinem Haus gemacht hätte, und vielleicht auch, um mich zu bedrohen. Man würde annehmen, dass wir gestritten hatten und dass der Streit zu einer körperlichen Auseinandersetzung geführt hatte, in deren Verlauf ich ihn in Notwehr erschossen hatte.
    Mord oder Totschlag würde man mir deshalb kaum zur Last legen. Wahrscheinlich nahm man mich nicht einmal in Gewahrsam, um mich zu

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