Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
menschlichen Gefangenen anstellen.«
»Sei still!«, schrie Croy. Dann beruhigte er sich. Zwang den Aufruhr in seinem Innern nieder. »Bitte.«
»Ich denke, es gibt nur eine Deutung«, warf Balint ein. »Es tut mir leid, aber du solltest das auch so sehen. Die Elfen haben deine Frau getötet. Deine Geliebte.«
Croy fand, sie sollte ihm das Denken überlassen. »Das kannst du nicht einfach so sagen. Du weißt nicht mit Sicherheit, ob sie tot ist …«
»Ich habe eine Frage, Mensch. Stell dir vor, der Elf, der sie aufgeschlitzt hat, steht hier und jetzt vor dir. Begrüßt du ihn dann freundlich? Oder rammst du ihm dein Schwert nicht eher so tief in den Hals, dass es hinten wieder herauskommt?«
»Klingt vernünftig«, meinte Mörget.
»Cythera ist nicht tot«, beharrte Croy. Er fühlte, wie das Blut durch seinen Körper raste. »Sie lebt. Sonst wüsste ich es. Ich würde es fühlen, wenn sie gestorben wäre. Die Liebe, die wir teilen, ist so stark, dass ich mit heiligen Ketten an Cythera gebunden bin. Es war meine vornehmste Pflicht, sie zu beschützen. Hätte ich sie treulos im Stich gelassen, würde mich die Göttin mit einem Blitz aus dem Himmel niederstrecken …«
»Vielleicht wartet die Göttin, bis du wieder an die Oberfläche kommst«, unterbrach ihn Balint. »Ganz schön schwierig, einen Blitz durch hundert Fuß harten Felsen zu schleudern.«
»Meine Seele wäre verdorrt«, fuhr Croy unbeirrt fort. »Mein Herz wäre zerbrochen. Ich würde es fühlen, wenn …«
»So geht es auf der Welt aber nicht zu«, knurrte Mörget.
»Ich würde etwas fühlen. Irgendetwas.«
Aber er fühlte etwas, oder nicht? Ein Zweifel nagte an ihm. Zum ersten Mal seit ihrer Trennung verspürte er echten Zweifel, dass Cythera noch am Leben war.
»Ich fühle … ich fühle …«
»Wir sprechen hier über Elfen«, sagte Balint. »Vermutlich haben sie sie auf sechzehn verschiedene Arten missbraucht, bevor sie sterben durfte.«
Er wusste, dass ihm die Gefährten Cytheras Tod einreden wollten. Auch wenn er ihnen nicht glauben wollte, fühlte er sich dennoch schuldig. Weil er zugelassen hatte, dass sie ihn an diesen verfluchten Ort begleitete. Weil er sie nicht besser beschützt hatte. Weil er sie alleingelassen hatte, wenn auch nur für kurze Zeit.
»Ich … fühle …«
»Glaubst du, sie schrie, als die Elfen sie folterten, oder hätte sie ihnen die Befriedigung nicht gegönnt?«, fragte Balint.
»Ich …«
Aber Croy führte den Gedanken nicht zu Ende. Er sah rot. Sein Schwert flog förmlich aus der Scheide, und er warf es blindlings durch die Luft, ohne zu überlegen, wen er möglicherweise traf. Allein von dem verzweifelten Verlangen getrieben, irgendetwas zu zerstückeln oder zu durchbohren. Für Cythera, heulte er in Gedanken. Für Cythera. Für Cythera.
»Das ist die richtige Einstellung«, kicherte Balint bösartig.
Er konnte sie kaum verstehen, weil ihm das Blut so laut in den Ohren rauschte.
»Was willst du von mir?«, verlangte er zu wissen. »Warum quälst du mich so?«
»Ich will Vergeltung. Die Arschlöcher, die Murin und Slurri getötet haben, sollen verrecken. Um sie zu fassen, könnte ich deine Hilfe gebrauchen. Also frage ich dich: Verbünden wir uns und üben Rache? Ich will ihnen die Innereien aus dem Arsch ziehen und sie mit dem eigenen Gedärm erwürgen. Was sagst du?«
»Ich sage Ja!«, zischte Croy.
»Und du, Mörget? Du hast keinen Grund, mich zu lieben. Aber hilfst du uns?«
»Dein Plan, Elfen zu töten – gilt der auch für ihre Schoßtiere? Ihre Dämonen?«
»Natürlich«, erwiderte Balint.
»Dann gehört meine Axt dir«, erklärte Mörget.
Kapitel 70
Die Elfen führten sie eine Treppe hinunter, die man roh in den Fels des gewundenen Tunnels gegraben hatte, und dann durch eine weitere Ziegeltür. Zu diesem Zeitpunkt konnte Slag wieder einige Schritte allein gehen. Maldens Füße waren schon ganz wund von dem vielen Laufen, und sein verletzter Arm schmerzte höllisch, nachdem er den Zwerg getragen hatte. Aber diese Schmerzen waren nichts im Vergleich zu der brennenden Qual in seinem Innern.
Er hatte Angst. Todesangst. Sein Rücken schmerzte, weil sich sein ganzer Körper in einem Dauerzustand der Anspannung befand. Er hatte sich bereits für den Schlag gewappnet, der ihn ohne jeden Zweifel treffen würde, für den Augenblick, wenn die Elfen ihn foltern würden.
Sein sonst so kühler Verstand war nicht länger Herr über seine Gefühle, die eine schreckliche Angst vor
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