Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
dem Tod in ihm heraufbeschworen, und zwar vor einem Tod unter grausamsten Qualen. Gefühle, die ihm rieten, einfach nur zu fliehen und sich zu verstecken, ein Ende nach eigenem Ermessen zu wählen, statt sich unerträglichen Martern auszusetzen.
Er bemühte sich, fröhlich zu bleiben, zu lachen und den Mut seiner Gefährten zu stärken. Die Furcht zu vertreiben, die sie alle mit Sicherheit empfanden. Obwohl er doch genau wusste, dass ihn hinter jener letzten Tür nur ein düsteres Schicksal und der unausweichliche Tod erwarteten.
Einer der Soldaten pochte mit dem Knauf seines Bronzeschwertes gegen die Tür, und sie schwang auf.
Licht, Wärme und Musik fluteten in den Tunnel. Malden roch Fleisch, das appetitlich über einem aromatischen Feuer briet. Die Soldaten traten zur Seite und bedeuteten den Gefangenen, den Saal zu betreten.
»Jeder soll eine gute Sicht auf euch haben«, sagte einer zu Cythera. »Damit es wirklich unterhaltsam wird.«
Malden sah zu, wie sie durch die Tür schritt und Slag dabei stützte. Sie legte den Kopf in den Nacken, um ihre neue Umgebung betrachten zu können, und ihr Mund öffnete sich vor Staunen. Malden folgte ihr und konnte kaum glauben, was er da sah.
Die Dunkelheit des Vinculariums wich blendendem Licht. Lampen standen auf dem Boden und erhellten den Raum, ganz ähnlich wie in den Schlafstätten der Zwerge. Hier aber wurde ihr rötliches Licht vom gelben Schein Tausender Kerzen gedämpft, die jeden Schatten aus dem Saal verbannten. Malden hatte nicht die geringste Vorstellung, welchem Zweck dieser Raum einst wohl gedient hatte, denn er wies keinerlei Ähnlichkeit mit den riesigen kalten Steinhallen mehr auf, wie die Zwerge sie bevorzugten. Die Elfen hatten den Raum in Besitz genommen und die Wände mit aufwändigen Holzschnitzereien getäfelt oder mit kostbaren, warm leuchtenden Brokatbehängen verkleidet, die bis zum Boden reichten und dort in üppige Teppiche übergingen.
Musiker in Blutrot tanzten umher, und keiner von ihnen spielte das gleiche Instrument. Sie schienen miteinander im Wettstreit zu liegen, und doch fügten sich ihre Melodien harmonisch zusammen und füllten die Luft mit schrillem Pfeifen und lebhaften Trommelschlägen. Jongleure schleuderten brennende Fackeln hoch in die Luft und fingen sie hinter dem Rücken wieder auf, während sie sich vor flanierenden Damen in durchsichtigen Gewändern verneigten, deren Stoffe achtlos über den Boden schleiften. Elfen in schweren Plattenrüstungen schlugen mit Holzschwertern aufeinander ein und lachten bei jedem Dröhnen des Panzers laut auf. An einer Wand erstreckte sich in ganzer Länge ein Tisch, der sich unter Fleischbergen, Käserädern und gewaltigen Krügen mit einer braunen Flüssigkeit bog.
Malden merkte, dass er mit offenem Mund staunend dastand, und zwang sich, ihn wieder zu schließen. Er erhaschte Cytheras Blick und sah, dass es ihr ähnlich erging – vor Überraschung hatte sie die Augen weit aufgerissen.
Trotz der Worte des Soldaten schienen die versammelten Elfen nicht im Mindesten erstaunt zu sein, dass Menschen ihr Heim betreten hatten, ja, sie waren nicht einmal neugierig genug, sich den Fremden zuzuwenden. Sie schienen viel zu sehr mit ihrem Gelage beschäftigt, um die Ankunft von drei Wesen zu bemerken, die sie aus guten Gründen hassen mochten. Malden war froh darüber. Er entdeckte keine Foltergeräte, es gab nicht einmal echte Waffen, wenn er von denen ihrer Häscher absah. Falls man sie zu Tode foltern wollte, sollte dies anscheinend nach dem Ende des Festes geschehen.
Über ihnen reichte ein breiter Balkon in den Saal, dessen Zugang von dicken roten Vorhängen verhüllt wurde. Einer dieser Vorhänge schwang zur Seite, und ein Elf betrat den Balkon, um auf die Gefangenen herabzustarren. Malden sah sofort, dass er anders war als die anderen. Eine Aura von Autorität umgab ihn, und Malden hielt ihn für den Elfenkönig oder einen Hohepriester. Er trug ein schwarzes Gewand, das seinen Kopf wie eine Kapuze umhüllte und nur das Gesicht frei ließ, um dann faltenlos bis zum Boden zu fallen. Als sei er in ein Laken gekleidet, in das man ein Loch geschnitten hatte, damit er etwas sehen konnte. Auf das Gewand waren zahlreiche Glöckchen aufgenäht, die bei jeder Bewegung schrill läuteten. Er war hochgewachsen und hatte scharf geschnittene Züge, aber seine Augen waren irgendwie seltsam. Aus der Ferne war es schwer zu erkennen, aber eine der Pupillen des Elfen schien größer zu sein als die
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