Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
Kinder sich mit den vielfältigsten Spielen beschäftigten. Die meisten davon erkannte Malden auf Anhieb, da er als Junge Gleiches oder Vergleichbares gespielt hatte. Verstecken, Fang den Oger , sogar Elfen- und Ritterspiele, bei denen die Knaben mit zerbrechlichen Lattenschwertern kämpften. Er fragte sich, ob sie den Spielen wohl ähnliche Namen gaben.
»Bis sie sieben sind, werden sie hier unterrichtet«, erläuterte Aethil und hob die Stimme, um den Lärm zu übertönen. »Wir sorgen dafür, dass ihnen Geschichte und die wichtigsten Handwerke beigebracht werden und dass sie die Grundbegriffe des arkanen Wissens vermittelt bekommen. Natürlich nicht genug, um irgendwelchen Unsinn anzustellen.«
Malden sah einen kleinen Jungen, der von Drachen aus Rauch verfolgt wurde, lang gezogenen, streifenartigen Illusionen, die ein Mädchen erzeugte, das ihm lachend zusah. Um einen solchen Zauber zu meistern, hätte ein menschlicher Zauberer Jahrzehnte gebraucht, und er hätte für dieses Wissen einen schrecklichen Preis bezahlt. Hier war es Allgemeingut.
»Aus welcher Machtquelle speist sich Eure Magie?«, fragte Cythera voller Ehrfurcht vor selbst diesem kleinen Zauber. »Sicherlich werden doch keine Dämonen beschworen, damit die den Kindern solche Zauber beibringen, und kein so kleiner Elf könnte jemals die Grundsätze der Hexenkunst meistern.«
Bei dieser Vorstellung musste Aethil lachen. »Unsere Vorfahren sorgen für mehr magische Macht, als wir je anwenden könnten. Dämonen! Welch ein Unsinn! Niemand wäre so dumm, sie zu beschwören.«
Malden und Slag tauschten einen wissenden Blick. Jemand hatte den Dämon herbeibeschworen, den Mörget töten wollte. Es war Dämonen unmöglich, ungebeten auf die Welt zu kommen. Der Pakt, den der Blutgott mit der Menschheit geschlossen hatte, sah vor, dass er seine schrecklichen Kreaturen in der Seelengrube eingesperrt hielt. Ein Zauberer musste sie befreien und wurde ihrer – hoffentlich – Herr. Wer hatte also dann den formlosen Dämon herbeibeschworen, wenn es kein Elf war? Malden hatte den Hieromagus im Verdacht. Der Priesterzauberer verfügte ganz sicher über genügend Macht, und es lag wohl eher an seiner Vergesslichkeit, dass der Dämon nach Lust und Laune Jagd auf Menschen und Tiere machen konnte.
Anscheinend wusste Aethil nichts davon, und es war zwecklos, sie danach zu befragen, aber Malden ordnete es als weiteres Geheimnis der Elfen ein.
Die Elfenkönigin führte sie weiter in eine Bibliothek, wo andere Kinder Unterricht erhielten. Während die Jüngsten alle die gleichen einfachen Kittel trugen, waren die Sechs- und Siebenjährigen anders gekleidet. Die Hälfte von ihnen trug schlecht sitzende, alte und zerlumpte Flickenhemden. Die andere Hälfte trug edle Gewänder. Das waren die Kinder der besser gestellten Klassen, vermutete Malden – auch wenn es ihn verwirrte, dass die ärmeren Kinder dieselbe Ausbildung erhielten. »In den Ländern der Menschen bringen nur die Reichen ihren Kindern das Lesen bei«, sagte er.
»Aber wie sollen die Arbeiterklassen dann etwas lernen?«, fragte Aethil ziemlich entsetzt.
»Größtenteils gar nicht«, erwiderte Malden. »Entweder sie erlernen ein Handwerk, indem sie bei einem Meister in die Lehre gehen, oder sie arbeiten ihr Leben lang als Handlanger.« Und das galt bloß für die Freie Stadt, wie er nur allzu genau wusste. Außerhalb von Ness verbrachten neun von zehn Menschen ihr Leben auf einem Bauernhof und lernten lediglich, wie man eine Sichel richtig hielt oder Getreide säte. Im ganzen Königreich von Skrae wusste vielleicht jeder Zwanzigste, wie man las und Buchstaben schrieb.
»Aber … das ist ja … barbarisch!«, stieß Aethil hervor. Aus ihrem Mund klang das Wort geradezu anstößig. »Ihr haltet euer Volk unwissend? Die meisten Menschen können nicht einmal lesen? Ich glaubte den alten Geschichten bisher nie, aber wenn …«
Cythera mischte sich eilig ein, um das Thema zu wechseln. »Unser Gespräch über Bildung erinnert mich daran, dass ich Euch unbedingt etwas fragen wollte«, unterbrach sie die Elfenkönigin.
»Ja?«, fragte Aethil. Ihr Gesichtsausdruck zeigte einen gewissen Zweifel, der Malden gar nicht gefiel.
Aber Cythera sprach schnell, und bald darauf nickte Aethil. »Als wir Euren Soldaten das erste Mal begegneten, da überraschte es mich sehr, dass sie Skraelisch sprechen – die Sprache meines Volkes. Der Akzent ist anders, und die Aussprache mancher Worte unterscheidet sich deutlich,
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