Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
altbekanntes Gelände für Malden, auch wenn es für ihn dort so gut wie nichts zu holen gab. Allerdings lebten in Königsgraben immer noch alte Freundinnen und Freunde.
Eine Freundin entdeckte er kurz nach Einbruch der Dunkelheit, und zwar genau dort, wo er sie erwartet hatte. Morricent war geschminkt, um die Augen herum so stark, dass die Farbe sämtliche Falten zuschmierte. Sie arbeitete lange genug in der Leibchengasse, um sämtliche Kniffe ihres Handwerks zu beherrschen. Sie besprühte sich mit süßlichem Parfüm und sprach mit unnatürlich hoher Stimme, die beinahe schon an ein Kleinkind erinnerte. Im offenen Haar trug sie grüne Schleifen wie eine Zwölfjährige bei ihrer ersten Kirchenzeremonie. Und doch war Morricent alt genug, um Maldens Mutter sein zu können.
Seine Mutter, die ebenfalls einige Zeit in der Leibchengasse verbracht hatte, allerdings gestorben war, bevor sie sich mit weißer Schminke anmalen musste.
Malden war in einem Hurenhaus geboren worden und hatte seine Kindheit dort verbracht, hatte anfangs sauber gemacht und später gelernt, wie man die Bücher führte. Als seine Mutter frühzeitig gestorben war, war er in jungen Jahren gezwungen gewesen, das Bordell zu verlassen und seinen eigenen Weg zu finden – eine schwere Aufgabe für einen bettelarmen Jungen ohne Familie. Allerdings hatte man ihn nicht ohne Mitgefühl hinausgeworfen. Die Huren von Ness waren eine Schwesternschaft, und sie hielten besser zusammen als jede Handwerkergilde. Wann immer Malden eins der Freudenhäuser der Stadt betrat, war ihm ein herzlicher Empfang gewiss, und selbst die mehr oder weniger selbstständigen Straßenmädchen kannten sein Gesicht und hatten stets ein Lächeln für ihn übrig. Morricent bildete keine Ausnahme.
»Malden! Du bist gekommen, um einem Mädchen an einem scheußlichen Abend Gesellschaft zu leisten«, säuselte sie, als er sich neben sie an die Mauer lehnte, an der sie gewöhnlich stand und auf Kunden wartete. Die Ziegel waren nebelfeucht, den Mond umgaben dunkle Wolken. In der Tat ein schlechter Abend, um auf der Straße zu arbeiten, vor allem, wenn man so wenig Kleidung trug wie Morricent. Ein weiteres Geheimnis ihres Handwerks. »Du bist ein warmherziger Bursche. Komm, hilf mir, die Kälte zu verscheuchen!« Morricents Hand war bereits unter Maldens Wams gekrochen und zerrte an dem Gürtel, der seine Hose hielt.
Er ergriff ihr Handgelenk und schob es sanft von sich weg. Stattdessen hob er ihre Finger an die Lippen und drückte einen sanften Kuss auf den Handrücken, und ihre Augen wurden ganz groß.
»Meine Lady«, sagte er, »nichts würde mir mehr Vergnügen bereiten, aber … ich habe zu tun. Dringende Geschäfte.«
Er ließ die Hand los, und sie schloss die Finger rasch um die Münzen, die er hineingeschoben hatte.
»Gareth hat mich zu dir geschickt, sagte, du könntest mir vielleicht weiterhelfen.« Gareth war Morricents Zuhälter. Streng genommen kein gar so übler Kerl – seine Aufgabe bestand größtenteils darin, das Geld einzusammeln, das sein Stall verdiente. Er schlug sie nie und war eigentlich der Mittelsmann für einen reichen Spieler namens Horat, der die Stadtwächter dafür bezahlte, ihre Nasen nicht in die Angelegenheiten von Königsgraben zu stecken. Horat wiederum unterstand Cutbill, dessen Wirkungskreise weit gesteckt waren.
»Natürlich verrate ich dir alles, was du wissen willst, Malden. Für Worte brauchst du nichts zu bezahlen.«
»Ah, aber ich raube dir deine kostbare Zeit. Wie ich erfuhr, hattest du gestern Abend einen Kunden, einen haarigen Burschen mit einem Muttermal genau hier.« Malden deutete auf eine bestimmte Stelle im Gesicht. »Ein geschwätziger Kerl. Prahlte über angeblich große Pläne.«
Morricent nickte und beugte sich dicht zu Malden hinüber, um zu flüstern. »Er versprach, mich das nächste Mal an einen netten Ort mitzunehmen. Sogar ein Zimmer in einem Gasthaus, mit Wein und Gebäck, statt wie üblich ein kaltes Stück Mauer und ein Pfefferminzzweig, den ich danach kaue.« Sie hob die Schultern. »In dieser Richtung werden mir dauernd Versprechungen gemacht, also zeigte ich mich wohl nicht begeistert genug. Er versuchte mir weiszumachen, dass er zu so viel Geld kommen wird, dass ich mich darum reiße, sein Liebchen zu werden. Dann erzählte er mir von der Sache, die er sich da ausgedacht hat, beschrieb mir alles bis ins Kleinste, und ich muss zugeben, es hörte sich gar nicht so schlecht an. So einfach wie Mehlsieben, sagte er
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