Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
immer wieder, und keine Kumpane, mit denen man teilen muss.«
Malden ließ sich die Einzelheiten berichten, dann verbeugte er sich und nahm erneut ihre Hand. »Er ist einer deiner Stammkunden?«, fragte er.
Morricent nickte.
Weitere Münzen fanden den Weg in ihre Hand. Dieses Mal Silber. »Von heute an siehst du ihn vielleicht viel seltener«, flüsterte Malden. »Und selbst wenn er zurückkommt, wird es kein Zimmer in einem Gasthaus geben, fürchte ich.«
Morricent rieb über eine der Münzen, die er ihr gegeben hatte. Er wusste, was sie da tat – auch ohne sie ins Licht zu halten, verriet ihr der Tastsinn den Wert. »Ich glaube, ich kann mir selbst ein Zimmer leisten, so viel Gebäck, wie ich will, und ein Bett für mich allein. Das ist ein seltenes Geschenk, das man schätzen sollte. Danke, Malden.« Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Er war Ehrenmann genug, sich die weiße Farbe erst vom Gesicht zu wischen, als er die Leibchengasse hinter sich gelassen hatte.
Das Unternehmen würde in dieser Nacht stattfinden, genau auf der anderen Seite der Stadt. Malden musste sich beeilen, wenn er Morricents Kunden auf frischer Tat ertappen wollte. Es handelte sich auch um keinen gewöhnlichen Einbruch, und er musste erst darüber nachdenken, wie er den Möchtegerndieb davon abhalten sollte.
Am besten konnte er immer in der klaren Luft der Hausdächer nachdenken. Er rannte los, überquerte Gassen und kam gut voran auf den Schrägdächern des Qualmbezirks, dem Viertel aus Werkstätten und Gerbereien, das die wohlhabenden Gegenden der Stadt weiter oben auf dem Hügel von den ärmeren Gebieten unten an der Stadtmauer trennte.
Einige der Manufakturen und Schmieden im Qualmbezirk waren die ganze Nacht über geöffnet. Die großen Öfen, in denen Eisen geschmolzen wurde, durften niemals erkalten, weil es einfach zu teuer war, wieder die richtige Hitze darin zu erzeugen. Davon abgesehen waren einige Gewerbe so sehr gefragt, dass die Werkstattvorsteher ihre Lehrlinge rund um die Uhr beschäftigten. Sie nahmen ihre Plätze an den Werkbänken ein oder schliefen schichtweise auf behelfsmäßigen Lagern. Darum musste Malden sich vorsehen, als er über den Dachfirst einer Werkstatt und dann an der Ziegelseite eines Schmelzturmes entlangeilte. Zwar hätte er bei einer Entdeckung mühelos entkommen können, aber jeder ehrliche Bürger, der ihn dort oben auf den Dächern entdeckte, wusste genau, dass er keiner gesetzestreuen Tätigkeit nachging. Man würde lauthals »Haltet den Dieb!« rufen, und der Aufruhr würde den Mann aufscheuchen, dem seine Aufmerksamkeit galt. Damit würde alles zunichte gemacht. Der Betreffende würde seinen Plan aufgeben und flüchten – oder er würde zumindest übervorsichtig sein und jeden Augenblick damit rechnen, dass sich jemand an ihn heranschlich und ihm die Hand auf die Schulter legte. Das würde Maldens Vorhaben erheblich erschweren. Und es gefährlich machen. Der Mann wäre bewaffnet und verzweifelt genug, beim ersten Anzeichen von Gefahr anzugreifen.
Nein, wenn Malden ihn überwältigen wollte, musste er den Vorteil der Überraschung auf seiner Seite haben. Das war die beste Lektion, die er von Cutbill gelernt hatte – wenn das Opfer wusste, dass man kam, dann war das Spiel bereits vorbei. Besser, der Mann sah ihn nicht. Ahnte nicht einmal, dass es jemand auf ihn abgesehen hatte.
Morricents Stammkunde war Lehrling bei einem Stellmacher und hieß Pathis. Er hatte das ehrwürdige Alter von dreißig Jahren erreicht, ohne je in seinem Beruf voranzukommen – entweder war er zu faul, um sich ernsthaft zu bemühen, oder sein Meister hatte kein Vertrauen in seine Arbeit. Gefangen in einer Beschäftigung niedrigster Art und vom Wissen geplagt, viel zu alt zu sein, um sich jemals verändern zu können, hatte er offenbar jeden Tag mit Pläneschmieden verbracht und sich eine Möglichkeit einfallen lassen, genügend Geld zusammenzubekommen, um ein neues Leben zu beginnen. Vermutlich hatte Pathis noch nie von Cutbill gehört und wusste gar nicht, dass es in der Freien Stadt bereits ein organisiertes Heer von Verbrechern gab. Bestimmt war ihm nicht klar, dass die Mächtigen in Ness nicht viel von Diebstahl auf eigene Faust hielten.
Als sich die Gelegenheit bot, auf einfache Weise schnell etwas Geld zu machen, hatte Pathis mit beiden Händen zugegriffen. Möglicherweise war es die erste gewinnbringende Unternehmung, die er in seinem ganzen Leben in Angriff genommen hatte, und womöglich war es auch die
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