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Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren

Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren

Titel: Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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Brüder die Regeln ihres
Ordens gehütet, und kein Burggraf hatte es je gewagt, an ihren Gesetzen oder
Bräuchen herumzumäkeln. Reiche Kaufleute hatten ihre Söhne, die die Nasen zu
oft in Bücher steckten, ins Kapitelhaus geschickt, damit sie dort Unterricht
erhielten, und es war zur Tradition geworden, dass diese Gelehrten die
hervorragendsten Professoren von Ness’ aufblühender Universität wurden.
    Aber eine Organisation
eheloser Männer erregt bei weltlicher gesinnten Menschen irgendwann unweigerlich Verdacht, und das
Kapitelhaus stellte keine Ausnahme dar. Geschichten von Aufnahmeritualen
machten die Runde, die weit über harmlose Streiche hinausgingen, über
Sittenlosigkeit und geduldete Unzucht mit Knaben. Die einst ehrbare Bezeichnung Kapitelhauszögling galt als Umschreibung für Lustknabe. Die Gelehrte Bruderschaft erwarb
einen schlechten Ruf. Wie sehr ihn die Mönche tatsächlich verdienten, blieb
unklar. Aber zweihundert Jahre vor Maldens Geburt wurde ein gewisser Jarald von
Omburg der Hohe Scholiast des Kapitelhauses, und innerhalb eines Jahres stand
das Gebäude leer und verlassen da, waren die Türen zugekettet und die Feuer der
Bildung gelöscht.
    Die Burggrafen hatten das wahre Ausmaß von Jaralds
Verbrechen nie enthüllt, aber Malden war mit Geschichten über Hunderte von
Mönchen aufgewachsen, die man in Ketten aus der Stadt getrieben hatte, von
Wächtern, die bei der Entdeckung zerstückelter Jungen mit unvorstellbaren
Wunden in Ohnmacht gefallen waren. Seine Mutter hatte das Kapitelhaus als
Druckmittel benutzt, hatte ihm angekündigt, ihn dorthin zu schicken, damit er
ein Schüler von Jaralds Geist wurde. Das war keineswegs eine leere Drohung
gewesen. Diebe oder Vagabunden, die verzweifelt genug gewesen waren, in das
Kapitelhaus einzubrechen, waren spurlos verschwunden, und selbst Vandalen, die
die Mauern beschmierten, wurden angeblich von geisterhaften Mächten bestraft.
    Es bedurfte schon einiger Anstrengungen, um in Ness
Diebe von einem Haus fernzuhalten. Die Stadt war berühmt für ihre dreifach
verschlossenen Türen und die Zwergenfallen, welche die Häuser reicher Männer
schützten. Das Kapitelhaus brauchte solchen Schutz nicht – Diebe mieden
es, wie sie den Galgen mieden.
    Und nun musste Malden das tödliche Haus betreten und
seine finstersten Winkel absuchen. Als er endlich die Botschaft gelesen hatte,
die Cutbill für ihn zurückgelassen hatte, war er entsetzt gewesen. Er hatte
ernsthaft in Betracht gezogen, den Brief zu zerreißen und seinen Inhalt zu
vergessen. Aber er versprach so viel, dass er nicht widerstehen konnte. Richtig
entziffert lautete die Botschaft wie folgt:
    FÜR MALDEN, SOLLTE ER
ZURÜCKKEHREN
    DU HAST VIELE FRAGEN UND ICH
HABE NUR EINE ANTWORT
LASS UNS TAUSCHEN WENN DU MIT MEINEN BEDINGUNGEN EINVERSTANDEN BIST
ERKLIMME DIE EINE HÖHE DIE DU NIE ZUVOR IN DER FREIEN STADT ERKLOMMEN HAST UND
DU FINDEST MEINE SPUR
FOLGE IHR MIT VORSICHT DENN ICH BIN NICHT UNBEWACHT
FOLGE IHR UND FINDE MICH
ICH ERWARTE DICH DORT
    CUTBILL
    Auf dem Wasserspeier
kauernd, studierte Malden die übersetzte Botschaft ein letztes Mal. Sie
verwirrte ihn mehr als zuvor, als sie noch ein bedeutungsloses Gewirr von
Symbolen gewesen war. Sich in Rätseln mitzuteilen, das war charakteristisch für
Cutbill – und
gefährlich. So wie es nicht überraschte, dass der Gildenmeister der Diebe ihm
solche Steine in den Weg legte. Er schien genau gewusst zu haben, dass Malden
gar keine andere Wahl blieb, als sie aus dem Weg zu räumen. Andererseits passte
es nicht zu Cutbill, ein persönliches
Risiko einzugehen. Malden war von der Annahme ausgegangen, dass der
Gildenmeister der Diebe aus der Stadt geflohen war wie jeder andere, der es
sich hatte leisten können. Er hatte angenommen, dass Cutbill sein ganzes Unternehmen eher einem jungen und
unerfahrenen Dieb anvertraute, statt zu bleiben und sein Glück dem Schicksal
und den Barbaren anzuvertrauen.
    Die Botschaft wies auf etwas anderes hin. Sie deutete
an, dass Cutbill untergetaucht war – in seiner Heimatstadt. Dass er in
Ness geblieben war und darauf wartete, von Malden aufgespürt zu werden.
    Cutbill trieb ein raffinierteres Spiel als das des
bloßen Überlebens. Damit hätte Malden rechnen müssen.
    Er stieg weiter hinauf.
Der Turm des Kapitelhauses war eine der höchsten Stellen
von Ness, obwohl er sich ein gutes

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