Andalusisches Feuer
Blondine, mit der du zusammenlebst? Wirst du sie heiraten?“
Seine Finger hielten inne, krümmten und streckten sich wieder. „Ich bin mit dir verheiratet.“
„Seit wann stört dich das?“
Aus seinen Augen sprühten Funken. Ihr Herz machte einen Satz, als sich ihre Blicke trafen.
„Suzanne …“
„Oh, so heißt sie also? Ziemlich eleganter Name … passt zu ihr.“ Mit ihrem strahlenden großzügigen Lächeln sprengte Sarah die Grenzen des Begriffs Masochismus. Sie klammerte sich an ihrem Glas fest, als wäre es ein rettender Anker. „Kann sie kochen? Wenn ja, hast du es geschafft, Rafael. Falls ich noch einmal heiraten sollte, dann nur jemanden, der wirklich reich ist und nicht im Traum von mir erwarten würde, dass ich meine hübschen Prinzessinnenhände in so etwas Prosaischem wie einer Küche beschmutze. Als du noch kurz vor dem Verhungern warst, hast du einmal gesagt, ich wäre dazu geboren, das Spielzeug eines reichen Mannes zu sein. Aber der Fairness halber hättest du ruhig hinzufügen können, dass es den verhätschelten Frauen im Spielzimmer reicher Männer sehr gut geht, weil sie einfach dorthin gehören.“
Rafael schien jeden Moment zu explodieren. Zwischen zusammengebissenen Zähnen stieß er hervor: „Suzanne ist mit einem meiner besten Freunde verheiratet.“
Sarah machte große Augen. „Und sie kümmert sich in einem klitzekleinen Bademantel um dein Apartment und macht dir Frühstück, nachdem sie aus deiner Dusche kommt? Das muss eine ziemlich offene Ehe sein. Ähnlich wie unsere“, setzte sie hinzu.
„Du wirst obszön. Wir hatten keine solche Beziehung.“
„Nein, in dieser Hinsicht war sie eher einseitig. Du bist herumgestromert, und ich blieb zu Hause.“
Er atmete flach. „Du willst mich provozieren.“
„Glaubst du, dass ich das kann?“ Sarah war fasziniert von der überraschenden Tatsache, dass Rafael hinnahm, was sie sagte, ohne zu explodieren. „Was ist dazu nötig?“ Er sah sie scharf an. „Deutlich mehr als dieser alberne Versuch, mich eifersüchtig zu machen.“
Sarah war nicht mehr Herrin ihrer Sinne, sondern handelte instinktiv. Sie sprang auf und schüttete den Inhalt ihres Weinglases über ihn. Als sie merkte, was sie angerichtet hatte, erschrak sie zutiefst.
„Setz dich!“, schrie Rafael und schnappte sich eine saubere Serviette.
„Lunch mit dir war keine so gute Idee.“ Der letzte Mut verließ Sarah, und sie floh aus dem Restaurant.
Draußen goss es in Strömen, der Regen prallte vom Bürgersteig ab und sprang wieder hoch. Binnen Sekunden war Sarah durchnässt, die dünne Bluse klebte an der Haut, der Rock hing schwer an ihren Hüften. Auch innerlich war sie in heftigem Aufruhr, entsetzt über den Ausbruch, der so gar nicht zu ihr passte. Ihr fiel auf, dass sie in letzter Zeit einiges getan hatte, was nicht ihre Art war.
Sobald Rafael in der Nähe war, drehte sie durch. Ein paar Gläser Wein auf nüchternen Magen, und sie bot ihm eine fantastische Show! Er hatte sie zum Lunch eingeladen, um über Gilly und Ben zu diskutieren, und was war sein Lohn? Nicht das zivilisierte, etwas unterkühlte Gespräch, das er sich zweifelsfrei vorgestellt hatte. Ich bin mit dir verheiratet, hatte er ohne Anzeichen von Unbehagen gesagt. Und sie hätte ihn am liebsten umgebracht … langsam und unter raffinierter Folter und gewiss ohne Erbarmen.
Sie hatte geglaubt, ihr Gesicht wahren zu müssen. Plötzlich war es überlebenswichtig geworden, dass Rafael glaubte, sein Verschwinden sei für sie ein Segen gewesen.
Aber er hatte sie besser verstanden als sie sich selbst. Albern. Das Wort steckte wie ein Giftpfeil in ihrer empfindlichen Seele. Die attraktive Sarah hatte wenig Vertrauen in ihre eigene Anziehungskraft. Das hatte sie nicht gekümmert, bis er wieder an ihrem Horizont aufgetaucht war, ihre Ruhe zerstört, ihren klaren Kopf verwirrt und ihr ganzes Leben in wilden Tumult gestürzt hatte. Eben im Restaurant hatte sie völlig überzogen reagiert, und er hatte zugesehen, wie sie sich ihr eigenes Grab geschaufelt hatte. Der Streit hatte Erinnerungen in ihr geweckt, und widerwillig musste sie an die Zeit ihrer Ehe zurückdenken.
Achtzehn Monate nach der Hochzeit hatte Sarah unter enormem inneren Druck gestanden. Sie betrachtete es damals als ihre Hauptaufgabe, sowohl den Erwartungen Rafaels als auch denen ihrer Eltern zu genügen, was ein Widerspruch in sich und unmöglich war. Sie war sich vorgekommen wie ein Fußabstreifer und hatte nicht die Kraft gehabt,
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