Andalusisches Feuer
hatte sie sich seiner Übermacht gebeugt. Diesmal aber hatte ihr Stolz gesiegt, und sie beschloss, sich ihm zu widersetzen. Trotzdem hatte ihr Herz heftig geklopft, als die Frist abgelaufen war, denn sie kannte sein aufbrausendes Temperament.
5. KAPITEL
Der Regen ließ etwas nach, und als sie hinter sich eine Stimme hörte, kehrte Sarah schlagartig wieder in die Gegenwart zurück.
„Du bist ja völlig durchnässt, Sarah!“ Rafael, der ihr aus dem Lokal gefolgt war, hatte sie eingeholt. Er packte sie am Arm und drehte sie zu sich herum.
Sie versuchte, ihn abzuschütteln. „Lass mich in Ruhe!“
„Nein.“ Er zog sein Jackett aus und legte es um ihre Schultern. Es roch nach ihm, ein Duft, den sie schon fast vergessen hatte.
Ihr Apartment lag gleich um die Ecke. Sie gingen schnell, und Sarah sah ihn nicht an, bis sie im Haus ankamen. In der Enge des Aufzugs war die Atmosphäre geradezu erdrückend. Als sie sein Jackett von ihrer Schulter zog, um es ihm zurückzugeben, trat er noch einen Schritt näher. Er ließ die Finger ganz langsam durch ihr wirres feuchtes Haar gleiten.
„ Por dios, Sarah“, wisperte er, „was willst du von mir?“
In ihrem Magen bohrte ein dumpfer Schmerz, und sie hörte ihren eigenen Herzschlag in den Ohren dröhnen. Doch da war noch mehr. Staunend erkannte sie, dass das intensive Gefühl, das sie fast überwältigte, sexuelle Erregung war, so heftig, wie sie sie noch nie erlebt hatte. Es war atemberaubend, aufregend, berauschend und ungemein belebend.
Sanft berührte er mit der Fingerspitze die Stelle an ihrem Hals, an der ihr Puls sichtbar pochte. Seine Finger bebten leicht. Sarah hielt die Luft an. Rafael ließ die andere Hand über ihren Rücken gleiten und zog sie fest an seinen Körper. Ein Wort hätte genügt, und er hätte sie losgelassen, aber sie konnte sich nicht dazu durchringen. Sie wusste, dass er in ihr lesen konnte wie in einem offenen Buch. Er hatte ganz genau erkannt, was sie von ihm wollte. Langsam, ganz langsam, neigte er den dunklen Kopf, bis sein Mund endlich heiß auf ihren traf.
Die Berührung seiner Lippen traf sie wie ein Schlag, aber der Schock wurde sofort von den intensiven Empfindungen abgelöst, die sie überfluteten. Mit der Zunge öffnete er ihre Lippen und drang leidenschaftlich in ihren Mund ein. Der Boden unter ihren Füßen schien nachzugeben, und sie wünschte sich, dieser Kuss würde nie enden. Als er ihren Mund freigab, fühlte sie sich schwach, schwindlig und orientierungslos. Krampfhaft hielt sie sich an seinen breiten Schultern fest. Sie stöhnte.
„So kenne ich dich gar nicht“, murmelte er.
Hätte er sie losgelassen, wäre sie gefallen. Ihre Beine, ihr ganzer Körper fühlten sich fremd und unvertraut an. Zu sprechen wagte sie nicht, aus Angst, ihre Stimme könnte versagen. Sie stolperte einen kleinen Schritt zurück und suchte nervös in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel. Das ist es also, so hätte ich mich damals fühlen müssen, dachte sie erstaunt.
„Wir sollten den Lift freigeben“, murmelte er in neckendem Ton.
Sie traten in den Flur und gingen zu ihrem Apartment.
Einen Moment später griff er über ihre Schulter, nahm den
Schlüssel aus ihrer zitternden Hand und sperrte die Wohnungstür auf. Als sie an ihm vorbeiging, berührte ihr Arm seinen harten flachen Bauch, und sie zuckte zurück. Plötzlich hatte sie das dringende Bedürfnis, möglichst viel Abstand zu ihm zu gewinnen.
„Wann musst du die Kinder abholen?“
„Eine Nachbarin aus dem Erdgeschoss, die bei der Party aushilft, bringt sie mit“, erklärte Sarah nervös. „Wenn du entschuldigst, ziehe ich mich rasch um.“
Sie wollte zum Schlafzimmer gehen, doch er nahm ihre Hand und zog sie zurück. „Warum sollte ich dich entschuldigen, wenn ich dir doch helfen kann?“
Verwirrt blinzelte sie. Er konnte doch nicht meinen … was sie einen Moment gedacht hatte! „Mir … helfen?“
„Warum nicht?“ Mit einer Fingerspitze zeichnete er die Linie ihres sanft geschwungenen Mundes nach, quälend langsam glitt er weiter über ihre Wangenknochen, den schlanken Hals und verharrte schließlich in der empfindsamen zarten Grube an ihrer Kehle. Inzwischen fühlte sich jede einzelne Zelle ihres Körpers an, als führte sie ein eigenes Leben. Sie merkte, wie der letzte Rest Vernunft dahinschwand. „Nein …“, flüsterte sie schwankend.
„Du klingst sehr überzeugt.“
Alarmglocken schrillten in ihrem Kopf, als sie bemerkte, wie sein hungriger Blick auf ihren
Weitere Kostenlose Bücher