Andalusisches Feuer
einen Hauch von Zärtlichkeit für ihn. In ihrem Zorn war sie zu weit gegangen, darauf war sie nicht stolz. Umgekehrt wollte sie nicht, dass Rafael glaubte, es gäbe andere Gründe für die Leichtigkeit, mit der er sie erobert hatte.
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann brach er es. „Morgen Nachmittag fliege ich nach Spanien.“
„Guten Flug.“
Er schlenderte zum Fenster, die Hände in den Hosentaschen. Der dünne Stoff spannte über seinen muskulösen Schenkeln. Sarah errötete und blickte schnell weg.
„Ich halte mich nicht oft in England auf, und im Moment kann ich nicht lange von zu Hause wegbleiben. Meine Großmutter ist sehr gebrechlich.“
Sarah sah ihn neugierig an. „Ich wusste nicht, dass sie noch lebt.“
Er zuckte mit den Schultern. „Woher auch. Solange mein Großvater lebte, hatten wir keinen Kontakt.“
„Du hast mir auch nie erzählt, dass er noch lebte!“
„Dafür gab es keinen Grund, da ich ihn nicht besuchte“, konterte er ungeduldig. „ Abuela ist krank. Ich wünsche, dass sie ihre Enkel kennenlernt. Und ich will selbst Zeit mit meinen Kindern verbringen. Ich will, dass du mit ihnen nach Spanien kommst.“
Schockiert stieß sie den Atem aus. „S…Spanien?“
„Soll ich dir zeigen, wo du es im Atlas findest?“
„Das ist unmöglich. Ich habe meinen Urlaub bereits genommen“, wies Sarah den Vorschlag kategorisch von sich.
Rafael lächelte sie träge an. „Lass mich dir die Situation erklären. Es ist wirklich ganz einfach. Mein Anwalt meint, dass der Fall ganz klar liegt. Falls du nicht nach Spanien kommst, verklage ich dich. Du solltest meine Entschlossenheit nicht unterschätzen, Sarah. Ich will meine Kinder.“
Sie hatte ihre trotzige Haltung aufgegeben und verschränkte ängstlich die Hände. „Wir müssen nicht gleich wieder streiten. Ich habe versprochen, vernünftig zu sein. Solange du nicht von einem wochenlangen Besuch ausgehst …“, sie zuckte unwillig mit den Schultern.
„Ich erwarte, dass ihr nach Spanien zieht“, unterbrach er sie.
„Umziehen? Du musst den Verstand verloren haben! Ich habe einen Job …“
„Kündige ihn, gib die Wohnung auf und packe.“
Sarah schüttelte den Kopf. Sie konnte nicht glauben, dass er es ernst meinte. „Ich kann England nicht verlassen. Hier ist meine Heimat.“
„Meine Kinder sollen nicht so aufwachsen wie ich.“ Erbittert sah er sie an. „Wir werden beide Opfer bringen müssen. Kinder haben grundlegende Bedürfnisse. Sie brauchen Mutter, Vater und ein Heim, und ich gedenke, ihnen all das zu bieten!“
„Ja, in einer idealen Welt ist das so! Aber vielleicht ist dir entgangen, dass dies keine ideale Welt ist!“
„Außerdem brauchen sie Liebe, feste Bindungen und Disziplin. Meine Kinder verdienen all das.“
„Du kannst sie besuchen!“
„Besuchen“, schnaubte er wütend. „Das reicht mir nicht. Ich habe bereits vier Jahre verloren. Und ich will nicht, dass sie zwischen uns hin-und hergerissen werden und nicht wissen, wohin sie gehören. Um es klar zu sagen: Es wird keine Scheidung geben.“
„Keine Scheidung?“ Sarah war wie vor den Kopf geschlagen.
„Ich gab nie meine Zustimmung, zog es nie auch nur in Betracht.“ Seine Augen sprühten Funken, als er sie ansah.
„Ich brauche keine Zustimmung!“, explodierte sie. „In drei Monaten ist sie rechtskräftig, und du bist Vergangenheit!“
Er packte ihr schmales Handgelenk und zog sie zu sich. Das Haar flatterte hinter ihr her wie zarte Schmetterlingsflügel. „Es gibt keine Scheidung. Es sei denn, du bist bereit, deine Kinder zu verlieren. Wenn du die Scheidung weiter betreibst, werde ich dir alles nehmen, so wie du mir damals alles genommen hast.“
„Rafael …“
Einen Moment lang starrte er sie noch drohend an. Dann wurde sein Blick wieder weich, und er gab sie frei. „Du solltest dich anziehen. Ich habe den Kindern versprochen, sie zu McDonald’s auszuführen.“
Solche krassen Gedankensprünge waren typisch für ihn. Er beobachtete sie mit amüsiert funkelnden Augen. „Ich komme nicht mit“, fuhr sie ihn an.
„Wenn sie allein mit mir sind, bekommen sie vielleicht Angst. Du wirst uns begleiten, und wenn ich dich eigenhändig anziehen muss.“
„Probier doch, ob dir das gelingt!“
„Mummy, gehen wir jetzt bald?“, fragte Ben, der plötzlich im Türrahmen stand. Sarah ergab sich in ihr Schicksal, zumindest in diesem Punkt. Als sie angezogen war, brachen sie auf.
Der Ausflug zu McDonald’s war ein voller Erfolg.
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