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Andalusisches Feuer

Andalusisches Feuer

Titel: Andalusisches Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Graham
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dachte sie beim Blick auf das zerwühlte Bett. Sie schämte sich. Zum Glück hatte er so viel Anstand besessen, danach zu gehen.
    Noch ganz benommen, zog sie die Schlafzimmertür auf, schleppte sich schwerfällig zum Wohnzimmer – und erstarrte auf der Schwelle.
    Drei identische dunkle Augenpaare wandten sich ihr zu. Gilly und Ben saßen mit gekreuzten Beinen zu Rafaels Füßen.
    „Ich … ich hatte keine Ahnung, dass ihr schon da seid“, stammelte sie.
    „Wir sind schon ewig hier“, antwortete Ben fröhlich. „Aber wir waren ganz still, weil du geschlafen hast.“
    „Ihr hättet mich aufwecken sollen.“ Nervös spielte Sarah mit dem Gürtel ihres Morgenmantels und vermied Rafaels Blick. Sie wusste nicht, was sie darin sehen würde – Belustigung, Triumph oder Verachtung –, aber es war auch gleichgültig. Nichts konnte ihr die schreckliche Gewissheit nehmen, dass sie vor wenigen Stunden befriedigt stöhnend in seinen Armen gelegen hatte.
    „Wir waren sehr beschäftigt“, berichtete Gilly. „Daddy hat uns eine Geschichte erzählt.“
    „Daddy?“, unterbrach Sarah sie, erschüttert von der Leichtigkeit, mit der ihre Tochter dieses Wort über die Lippen brachte.
    Ben sah sie vorwurfsvoll an. „Als wir umgezogen sind, hast du vergessen, Daddy zu sagen, wo unsere Wohnung ist! Er wusste nicht, wo er uns finden kann.“
    Gilly nickte altklug. „Er hat uns verloren. Aber jetzt hat er uns gefunden, und wir werden wieder eine Familie sein.“
    Sarah biss die Zähne ganz fest aufeinander. „Wir sind auch so schon eine Familie gewesen.“
    „Wir sehen aus wie Daddy, nicht wie du“, widersprach Ben. Mit unverhohlener Bewunderung betrachtete er Rafael, und Sarah wurde vor Schmerz fast zerrissen.
    „Und wir sind Spanier, weil Daddy Spanier ist“, erklärte Gilly wichtig. „Spanier leben in Spanien und sprechen Spanisch.“
    „Anscheinend habt ihr gerade eine Lektion in Völkerkunde erhalten.“
    Gilly wollte munter weiterplappern, doch Rafael gebot ihr Einhalt. „Ich möchte, dass ihr im Kinderzimmer spielt, während ich mich mit eurer Mutter unterhalte.“
    Die Kinder rappelten sich auf und taten wie geheißen. Sie trödelten zwar, gingen aber ohne Einwand. Rafael musste nur an unsichtbaren Fäden ziehen, und die Zwillinge gehorchten. Sie waren sicher kaum länger als eine Stunde zu Hause, doch er hatte bereits ihren Respekt und ihre Anerkennung gewonnen. Heißt es nicht: „Gleich und gleich gesellt sich gern“?, dachte sie. Die drei hatten sich erkannt und sofort gemocht.
    Gewandt erhob Rafael sich, und der Raum kam ihr auf einmal klein und stickig vor.
    Im Gegensatz zu ihr war er vollständig bekleidet, was ihm einen weiteren Vorteil verschaffte, wie sie unsicher und verzweifelt bemerkte.
    „Ich dachte, du bist schon weg.“ Sie versuchte ihre Verwirrung zu verbergen.
    „So unhöflich war ich selbst als Teenager nicht.“
    Auf ihrem Gesicht standen rote Flecken, und sie wandte sich ab. „Du sagtest, du wolltest morgen die Kinder treffen. Natürlich kannst du sie sehen, wann du willst. Ich werde vernünftig sein.“ Mit den Fingernägeln grub sie tiefe scharlachrote Halbmonde in ihre Handballen.
    „Du hast eine wahre Kunstform daraus gemacht, unangenehme Themen zu vermeiden, gatita.“ Ihre Nackenhaare sträubten sich. „Ist das alles, was du mir zu sagen hast?“
    „Ich habe beschlossen, den Vorfall zu vergessen.“ Ihre Stimme schwankte so sehr, dass es auch ihm nicht entgehen konnte.
    „Wie banal. Eine solche Behauptung würde ich keiner anderen Frau abnehmen.“ Sein Akzent war deutlicher als sonst, was bei ihm ein Anzeichen für schlechte Laune war. „Du hast mich begehrt …“
    „Weil ich betrunken war!“, verteidigte sie sich wütend und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie fühlte sich so schwach und schrecklich verletzlich und wünschte so sehr, dass er sie in seine Arme zog.
    „Du warst nicht betrunken, nicht einmal annähernd“, schleuderte er ihr mit typischer Offenheit und einer Portion Hohn ins Gesicht. „Du wolltest mich, und ich gab dir, was du wolltest. Und weißt du, warum?“
    Sie verschränkte die Arme noch fester. „Das will ich nicht wissen.“
    „Ich war neugierig“, enthüllte er ihr grausam. „Wirklich neugierig.“
    Sarah zuckte zurück und erbleichte.
    „Das Experiment war sehr aufschlussreich, gatita. Vor fünf Jahren warst du im Bett ein Eisblock. Und jetzt? Jetzt wirfst du dich mir begeistert an den Hals.“
    Tödlich verletzt fuhr sie zusammen.

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