Andalusisches Feuer
graçias, Consuelo. Ich freue mich, hier zu sein“, log Sarah rasch, obwohl der Schreck sie noch immer zittern ließ.
„Bitte servieren Sie den Kaffee in der sala.“ Mit einem Nicken entließ Rafael seine Angestellte und wandte sich Sarah zu. „Du bist wütend auf mich, weil ich so streng war. Aber die Kinder brauchen eine feste Hand. Sie müssen lernen, dass ich mit ‚nein‘ auch nein meine. Denn bei dir kann ein ‚Nein‘ auch ‚vielleicht‘ bedeuten, manchmal sogar ‚ja‘. Mich stört es nicht, wenn du dich mir gegenüber so unentschlossen verhältst, das gibt unserer Beziehung Würze.“
Leider war Sarah noch viel zu verstört, um Gleiches mit Gleichem zu vergelten, und so folgte sie ihm schweigend zurück auf die Terrasse. Durch eine geschwungene Balkontür betraten sie einen riesengroßen, wunderschön möblierten Raum. Ein herrlicher Aubusson-Teppich, dessen zarte Farben perfekt aufeinander abgestimmt waren, lag auf dem schimmernden Fußboden. Mit Seide gepolsterte Sofas luden zum Ruhen ein, und die spiegelnd blank polierten Oberflächen der zahlreichen eleganten, antiken Schränkchen standen voller Kunstgegenstände, die über die Jahre von Generation zu Generation erworben worden waren. Alles zeugte von erlesenem Geschmack und altem Geld.
Rafaels Zuhause. Wie war das möglich? Sie konnte es nicht fassen! Vermutlich hatte er dieses wunderbare Haus von der Familie seines Vaters geerbt. Doch während ihrer zwei Jahre Ehe hatte er nie über seine Familie gesprochen und alles vor ihr geheim gehalten. Er hatte ihr keinen einzigen Hinweis gegeben oder sich durch einen flüchtigen Versprecher verraten.
„Warum hast du mir nie davon erzählt?“ Sie fühlte sich hintergangen und zutiefst verletzt von seinem offensichtlichen Mangel an Vertrauen. „Jetzt komme ich mir vor wie ein Idiot.“
„Meine Liebe, du reagierst nicht so erfreut auf meinen Reichtum, wie ich das von einer Southcott erwartet hätte!“
„Ich verstehe nicht, warum du mir nie davon erzählt hast.“
„Während unserer Ehe war ich hier auf Alcazar nicht erwünscht“, begann er mit flacher Stimme. „Eigentlich hätte mir ein Einkommen aus dem Besitz zugestanden, doch ich erhielt nichts. Mein Großvater Felipe hasste mich, und ich muss gestehen, dass ich seine Gefühle erwiderte.“
Sie sah ihn erstaunt an. „Er hasste dich?“
Rafael ignorierte ihren Einwurf und erzählte weiter. „Anfang des Jahres verstarb Felipe bei einem Autounfall. Ansonsten hätte ich mein Erbe noch lange nicht antreten können. Als Bettler wäre ich niemals hierhergekommen. Ich wollte vor dir nicht mit etwas prahlen, das ich dir nicht bieten konnte. Daher habe ich dir nie davon erzählt.“
Consuelo kam herein und brachte Kaffee und leckere winzige Sandwiches.
„Ich kann jetzt nichts essen“, murmelte Sarah, als die Haushälterin wieder gegangen war.
„Sei nicht dumm.“ Rafael schenkte ihnen ein. „Wir essen erst um zehn Uhr zu Abend.“
„Was ich wirklich brauche, ist frische Luft“, entgegnete sie wahrheitsgemäß. Sie öffnete die Balkontür und trat auf die Terrasse. „Wie reich bist du denn genau?“ Sie formulierte die Frage absichtlich geschmacklos.
Er war ihr gefolgt und lehnte sich an eine der schlanken Säulen. „Ich weiß es nicht exakt. Neben diesem Anwesen gibt es noch die Firma. Die Santovenas waren schon immer ziemlich erfolgreich.
„Santovena“, wiederholte Sarah.
„Dieser Name steht auch auf unserer Heiratsurkunde“, erinnerte Rafael sie. „Aber ich hatte geschworen, ihn nicht zu verwenden, solange Felipe lebt. Und daran hielt ich mich.“
Rafael Luis Enrique Santovena y Alejandro. Sarah hatte seit Jahren keinen Grund mehr gehabt, sich an seinen vollen Namen zu erinnern.
„Santo“, half er ihr jetzt weiter. „Santo Amalgamated Industries.“
Sie wurde weiß wie Schnee. Dieser Name war im Haus ihrer Eltern immer wieder bei den Geschäftsdinnern aufgetaucht. Es handelte sich um einen multinationalen Konzern, der sowohl in Europa als auch in Nordamerika agierte. Hätte man von ihr verlangt, über Wasser zu laufen, wäre ihr das leichtergefallen, als Rafael mit dieser Firma in Verbindung zu bringen.
„Als Felipes Erbe besitze ich das größte Aktienpaket. Allerdings hätte er die Aktien lieber mit ins Grab genommen, wenn es ihm irgend möglich gewesen wäre.“
„Ich brauche jetzt dringend einen Spaziergang“, stieß sie mit erstickter Stimme hervor und ging die Stufen, die von der Terrasse zu den Gärten
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