Andalusisches Feuer
führte, hinunter.
Ihr war übel. Reichtum bedeutete Macht. Und Macht war alles, was er benötigte, um ihr die Kinder endgültig zu nehmen. Mit dem Santo-Konzern konnte sie nicht konkurrieren!
„ Dios mio, was ist los mit dir?“, fragte Rafael, der neben sie getreten war.
Was los war? Meinte er die Frage ernst? Ben und Gilly waren auf immer für sie verloren. Er saß am längeren Hebel und würde bestimmen, ob sie gehen musste oder bleiben durfte. Oh Gott, warum muss das mir passieren, dachte sie erschüttert. Es war schon schwer genug gewesen, sich von der Herrschaft ihres Vaters zu befreien. Doch Rafael zu entkommen, der das riesige Vermögen von Santos im Rücken hatte, war absolut unmöglich. Mit ihrer Reise nach Alcazar hatte sie ihm in die Hände gespielt. Jetzt gab es keinen Kampf mehr. Die Schlacht um die Kinder war verloren, bevor Sarah auch nur das Schlachtfeld betreten hatte.
„Ich hatte erwartet, dass du vor Freude außer dir bist“, seufzte er.
„Oh Gott, wie ich dich hasse! Hörst du? Ich hasse dich!“ Sarah ging auf ihn los wie eine Furie. Er versuchte, sie festzuhalten, aber sie legte die Hände auf seine Brust und stieß ihn mit aller Kraft zurück. Sehr zufrieden beobachtete sie, wie er rückwärtstaumelte und mit einem enormen Klatschen in den Seerosenteich fiel. Das aufspritzende Wasser durchnässte auch sie von oben bis unten.
„Als wir verheiratet waren, wusste ich nicht mehr ein noch aus vor Geldsorgen!“, schrie sie. „Du hast noch nicht einmal zugelassen, dass ich an meinen Treuhandfonds ging! Ich musste knausern, obwohl du dieses Vermögen im Rücken hattest! Du hast dich sehr bemüht, meine Eltern zu ängstigen und zu schockieren. Meiner Mutter hast du erzählt, du seist ein Zigeuner und hättest deinen Vater nie kennengelernt! Welche Eltern lassen ihre Tochter schon gern einen Zigeuner von zweifelhafter Herkunft und ohne festen Job heiraten?“
Die Wasseroberfläche war wieder ganz ruhig. Sarah blinzelte kurz. Wo war er? Oh mein Gott, mein Gott! Hektisch schüttelte sie ihre Schuhe von den Füßen und sprang in den Teich. Etwas Schleimiges berührte ihre Wade, und sie schrie. Rafael tauchte auf, schleuderte das tropfnasse Haar aus dem Gesicht und sah sie mit vor Erheiterung glitzernden Augen an.
„Du … du widerliches Ekel! Wie kannst du mich so erschrecken!“, wütete Sarah.
In dem durchnässten Rock aus dem Teich zu klettern war nicht einfach. Rafael, der bereits wieder an Land war, hob sie schließlich heraus, doch dann stellte er sie nicht mehr ab, sondern trug sie auf seinen Armen weiter. „Wenn deine Mutter dich so sehen könnte, gatita“, neckte er sie.
„Du hast es herausgefordert!“ Sarah wollte nicht kneifen, aber dieser neue Schreck hatte ihr zugesetzt. Einen grässlichen Moment lang hatte sie befürchtet, ihm wäre etwas zugestoßen, und sie wäre auch in eine tiefe Schlucht gesprungen, um ihn zu retten.
Rafael betrachtete ihr angespanntes Gesicht. „Du bist blass wie ein Gespenst und so leicht wie eine Feder. Dürre Frauen mag ich nicht. Ich glaube, du hast nicht genug auf deine Gesundheit geachtet.“
Völlig erschöpft schloss Sarah die Augen. Sie kam sich vor wie das hässliche, unerwünschte Entlein. „Ach, lass mich doch in Ruhe“, knurrte sie kindisch und kämpfte mit den Tränen.
„Du solltest dich ausruhen, Sarah, du siehst schrecklich aus.“
Er trug sie ins Haus und eine lange Treppe hoch. Sie hörte, wie eine Tür geöffnet wurde, die bestürzte Stimme einer Frau erklang, dann trat Stille ein. Oben in einem Zimmer stellte er sie auf die Füße, und sie erkannte sofort, was er plante, und kam ihm eilig zuvor. „Ich komme schon zurecht!“
„Sei nicht so prüde! Du bist halb tot vor Erschöpfung“, wehrte er ihren Einwand ab und zog das zartgelbe Baumwolltop über ihren Kopf. Der Rock fiel auf den Boden.
„Die ist trocken!“, keuchte sie, bevor er Hand an ihre Unterwäsche legen konnte.
„Gut.“ Er hob sie hoch, setzte sie auf dem Bett ab und wickelte sie in die Tagesdecke. „Schlaf jetzt“, drängte er.
Folgsam legte sie sich hin, während er die Vorhänge schloss. Das Bett war groß wie ein Fußballplatz, bemerkte sie noch, bevor Dunkelheit sie umfing. Sie nahm sich vor, liegen zu bleiben, bis er gegangen war, schließlich war sie nicht allzu müde. In zwei Minuten würde sie wieder aufstehen.
7. KAPITEL
Ein leichtes Klopfen an der Tür weckte die junge Frau. Leise trat Consuelo ein, schaltete das Licht an, reichte
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