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anderbookz Short Story Compilation II

anderbookz Short Story Compilation II

Titel: anderbookz Short Story Compilation II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Carol Oates , Peter Straub , Jewelle Gomez , Thomas M. Disch , Ian Watson , Robert Silverberg
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wollten, und sie taten es. Und dennoch hatte ihm Gioia vor langer Zeit gesagt: »Beschränkungen sind sehr wichtig.« In welcher Hinsicht, überlegte Phillips, legten sie sich Beschränkungen auf, außer in der Anzahl ihrer Städte? Gab es vielleicht eine Quote für die Zahl der Besucher, die sie aus der Vergangenheit entführen durften? Bis heute hatte er geglaubt, er sei der einzige; nun wußte er, daß zumindest ein weiterer existierte. Wahrscheinlich gab es anderswo noch mehr von ihnen, die er immer nur knapp verpaßt haben mochte, die mit den Bürgern ihre Runde machten und in endlosem Reigen von New Chicago nach Ch’ang-An und nach Alexandrien reisten. Wir sollten uns zusammentun, dachte er, und sie zwingen, uns in unsere rechtmäßigen Zeiträume zurückzubringen. Zwingen? Wie? Vielleicht eine Unterschriftenliste herumgehen lassen? Auf den Straßen demonstrieren? Traurig erinnerte er sich seines gescheiterten Versuchs, mit Willoughby gemeinsame Sache zu machen. Wir sind natürliche Verbündete, dachte er. Gemeinsam hätten wir vielleicht das Mitgefühl dieser Leute wecken können. Aber für Willoughby mußte es einfach undenkbar gewesen sein, daß die gute Königin Bess und all ihre Untertanen auf der anderen Seite einer Barriere standen, die mehrere hundert Jahre dick war. Er würde es vorziehen, zu glauben, daß England nur eine mehrmonatige Reise um das Kap der Guten Hoffung entfernt lag und daß alles, was er tun mußte, darin bestand, das Kommando für ein Schiff zu bekommen, und Segel für die Heimreise zu setzen. Armer Willoughby, wahrscheinlich würde er seine Heimat nie wieder sehen.
    Plötzlich durchzuckte Phillips ein Gedanke.
    Du auch nicht.
    Und dann:
    Wenn du nach Hause kommen könntest, würdest du es überhaupt wollen?
    Eines der ersten Dinge, über die er sich hier im klaren gewesen war, war die Tatsache, daß er so gut wie keine greifbaren Informationen über sein früheres Leben besaß. Sein Gedächtnis war gut versorgt mit Einzelheiten aus dem Alltag im New York des 20. Jahrhundert, das war sicher, aber über sich selbst konnte er nicht mehr sagen, als daß er Charles Phillips hieß und daß er aus dem Jahr 1984 kam. Beruf? Alter? Name der Eltern? Hatte er eine Frau? Kinder? Eine Katze, einen Hund, Hobbies? Keine Daten, nichts. Vielleicht hatten die Bürger solche Informationen gelöscht, als sie ihn herbrachten, um ihm den Schmerz der Trennung zu ersparen. Sie könnten zu einer derartigen Freundlichkeit fähig sein. Er wußte so wenig über das, was er verloren hatte; konnte er da wirklich behaupten, daß er Sehnsucht danach empfand? Willoughby schien wesentlich mehr aus einem früheren Leben behalten zu haben und sehnte sich daher weit mehr danach. Ihm blieb das erspart. Warum also nicht hierbleiben und weiter von Stadt zu Stadt ziehen und alle Stätten der Vergangenheit besuchen, so, wie die Bürger sie ins Leben zurückriefen? Warum nicht? Warum nicht? Wahrscheinlich blieb ihm ohnehin keine Wahl.
    Er kehrte wieder zurück zur Zitadelle und den Bädern. Er kam sich wie ein Geist vor, der in einer Geisterstadt umherirrte.
    Belilala schien gar nicht bemerkt zu haben, daß er den größten Teil des Tages fort gewesen war. Sie saß allein auf der Terrasse des Bades und nippte gemütlich an einem dicken, milchigen Getränk, das mit einem dunklen Gewürz gesprenkelt war. Er lehnte ab, als sie ihm davon anbot.
    »Erinnerst du dich, daß ich dir erzählt habe, ich hätte heute morgen einen Mann mit rotem Haar und einem Bart gesehen?« fragte Phillips. »Es ist ein Besucher. Hawk hat mir das gesagt.«
    »Ist er das?« fragte Belilala.
    »Ungefähr vierhundert Jahre vor meiner Zeit. Ich habe mit ihm gesprochen. Er glaubt, daß er von Dämonen hierher verschleppt wurde.« Phillips sah sie scharf an. »Ich bin auch ein Besucher, nicht wahr?«
    »Aber natürlich, mein Lieber.«
    »Und wie bin ich hierher geraten? Auch von Dämonen verschleppt?«
    Sie lächelte gleichgültig. »Da mußt du jemanden anders fragen. Hawk vielleicht. Ich hatte keinen besonders tiefen Einblick in diese Dinge.«
    »Ich verstehe. Weißt du, ob es hier viele Besucher gibt?«
    Ein gelangweiltes Achselzucken. »Nicht viele, nein, wirklich nicht. Ich habe nur von drei oder vier außer dir gehört. Mittlerweile wird es noch andere geben, vermute ich.« Sie legte leicht ihre Hand auf seine. »Amüsierst du dich gut in Mohenjo, Charles?«
    Er überhörte ihre Frage.
    »Ich habe Hawk nach Gioia gefragt«, sagte er.
    »So?«
    »Er

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