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anderbookz Short Story Compilation II

anderbookz Short Story Compilation II

Titel: anderbookz Short Story Compilation II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Carol Oates , Peter Straub , Jewelle Gomez , Thomas M. Disch , Ian Watson , Robert Silverberg
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weiß? Vielleicht ist sie ein Fossil. Totes Gestein.«
    Doch Garbo und ihre Gesellschaft zogen bereits vorbei zum Bankett und uns mit sich.

    Tom Pimm schlug sich klatschend auf den Bauch.
    »Voll bis obenhin«, verkündete er beschwipst.
    »Zeit für Aphros«, sagte die Bardot.
    »Wie? Noch mehr? Ich krieg’ nichts mehr runter.«
    » Aphros . Aphrodisiaka.« Sie pfiff eine Tonfolge, und aus dem lebhaften Farbwirbel zwischen den Brunnen stiegen dichte Dampfwolken auf und trieben uns entgegen.

    Über das, was anschließend auf dem Rasen geschah, muß ich den Mantel des Schweigens decken. Es reicht aus, wenn ich soviel sage, daß wir ziemlich erschöpft waren, als die Leute aus der Zukunft uns zu unserer Rotunde und zu dem Leuchten zurückgeleiteten.
    Geleiteten? Sie trieben uns beinahe.
    »Welches Jahrhundert ist das denn überhaupt?« fragte Max Edmunds, als sie ihn durch das Loch stießen; doch die Bardot tätschelte ihm nur den Kopf und drückte ihn nach unten.
    Tom Pimm feuchtete sich die Lippen an. »Beendet Ihr eure Mahlzeiten immer auf diese Weise?« Die Bardot zwinkerte, und auch er verschwand nach unten.
    Die nächste war Mitzi. Aber Cary Grant legte ihr vorher noch prüfend die Hand auf die Stirn. »Frustrationsgrad null. Verlangensgrad eins«, meldete er der Bardot.
    Sie lachte. »Schick sie besser als letzte. Loch könnte zu früh schließen.«
    Nacheinander wurden wir eilig durch das Leuchten gestoßen. Unten in meiner Wohnung streiften sich Bob und Sandra gerade mit einem Ausdruck tiefer Verlegenheit schnell ihrer Kleider über, wobei sie uns den Rücken zukehrten. Etwas von dem Aphro-Gas mußte nach unten gedrungen sein ...
    Als letzte kam Mitzi. Als ihre Füße den Teppich berührten, begann die Leiter zu verblassen, und die Decke verdunkelte sich. Und wenig später war dort oben nur noch bemalter Gips zu sehen.
    Tom Pimm rieb sich die Hände. »Prima. Nächsten Samstag wieder?«

    Doch während der darauffolgenden Woche träumte ich nichts Wesentliches, und am Samstag stellte ich fest, daß das bei den anderen auch der Fall gewesen war.
    Wir dreizehn faßten uns wieder bei den Händen, tanzten im Zimmer herum und sangen unsere Lieder. Aber kein Leuchten erschien. Keine Speisen fielen von der Decke. Keine Leiter schob sich zu uns herab. Am Ende mußten wir unsere Versuche aufgeben.
    »Das ist Mitzis Schuld«, erklärte Mary Gallagher. »Sie hätte rein bleiben müssen. Eine Jungfrau. Es ist so, wie Mr. Edmunds vor kurzem sagte ... Warum haben sie sie überhaupt zu sich heraufgeholt? Es ging doch nur um den Sexus, oder etwa nicht?«
    »Nein, es war ein Nexus, eine verbindende Kraft.« Max Edmunds nickte wissend. »Es ist alles nur eine Frage jugendlicher Libido und psychischer Energie. Sie war der paranormale Kanal in unsere Träume und zur Traumwelt der Zukunft. Sie war ein sexueller Vulkan - und nun hat sie ihren Dampf abgelassen.«
    »Und wessen Schuld ist das?« wandte Tom sich mir anklagend zu. »Ich habe Sie mit ihr beobachtet, nach dem Essen.«
    Ich verteidigte mich. Leidenschaftlich. Nicht zuletzt, weil schon wieder fast eine ganze Woche verstrichen war und wir wieder zu unseren normalen Verhaltensweisen zurückgefunden hatten. »Macht mir keinen Vorwurf. Die Bardot hat das ganze gezielt arrangiert - um den Schwachpunkt zu beseitigen.«
    »Und nun werden wir niemals wieder so gut essen. Alles nur wegen Ihnen. Von uns anderen hätte niemand Mitzi angefaßt.« Toms Gesicht glühte vor moralischer Entrüstung.
    »Sie waren ja viel zu beschäftigt mit Greta Garbo«, wies ich ihn zurecht. Doch ich schien in der schwächeren Position zu sein. Denn Glenda machte sich nun bemerkbar.
    »Was sollte das eigentlich mit diesem Verlangensgrad zwölf vorher und dem Verlangensgrad eins nachher? Was müssen Sie da angestellt haben? Aber was kann man schon anderes von einem professionellen Junggesellen erwarten? Wahrscheinlich haben Sie das arme Mädchen für den Rest seines Lebens ins Unglück gestürzt.«
    Ich wandte mich zu Mitzi um, aber sie starrte aus dem Fenster. Ich hatte mich schon gefragt, warum sie einen so formlosen Pullover und alte Jeans trug; doch das konnte wohl nicht das bedeuten, was mir kurz in den Sinn kam, nein.
    »Am besten teilen wir unsere Beute auf«, sagte Tom, als wäre er der Vorsitzende; niemand hatte dagegen etwas einzuwenden. Daher suchte er meine Vorratskammer auf, um sie aufzubrechen.
    »Können wir es nicht noch mal anders versuchen?« meldete ich mich schwach.
    Jon Rhys Jones

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